Betty Zeiner geb. Friedmann

Verlegeort
Taborstraße 11
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
19. November 1872 in Stallupönen (Ostpreußen) / Nesterow
Beruf
Kauffrau
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
08. Februar 1943 in Theresienstadt

Betty Friedmann kam am 19. November 1872 in Stallupönen in Ostpreußen als Tochter des jüdischen Kaufmanns Jacob Friedmann und dessen Ehefrau Jenny, geb. Jacoby, zur Welt. Die kleine Stadt Stallupönen (heute Nesterow in Russland) liegt etwa 140 km östlich von Königsberg (heute Kaliningrad). Betty hatte vier Brüder, die ebenfalls in Stallupönen geboren wurden: Benno (*1874), Selly (*1876), Arthur (*1878) und Kurt (*1882). Zudem gab es noch eine weitere Schwester, Gertrud, die 1884 in Rastenburg, ca. 100 km südöstlich von Königsberg gelegen, zur Welt kam. Möglicherweise war die Familie dorthin verzogen. Mitte der 1890er Jahre übersiedelte die Familie Friedmann nach Berlin. Das erste Mal sind sie im dortigen Adressbuch des Jahres 1894 in der Turmstraße 29 in Moabit verzeichnet. Jacob Friedmann starb am 1. Januar 1897 im Alter von nur 54 Jahren. Nach dem Tod des Vaters zogen Betty und ihre Mutter in die Nähe des Bahnhofs Jannowitzbrücke, wo sie in den nächsten Jahren an verschiedenen Adressen wohnen sollten.

Betty, die keinen Beruf erlernt hatte, heiratete am 28. Mai 1903 in Berlin den Kaufmann Eduard Zeiner, geb. am 13. August 1869 in Jungbunzlau (Böhmen). Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Nach der Hochzeit zog das junge Ehepaar in die Heinersdorfer Straße 7 (heute Heinrich-Roller-Straße) im Prenzlauer Berg. Betty Zeiner führte unweit von dort, in der Weißenburger Straße 12 (heute Kollwitzstraße 26), das Geschäft „Weißenburger Magazin“ für Herren-Artikel. Seit 1907 wohnten Eduard und Betty auch in der Weißenburger Straße 12 und sie eröffneten im selben Jahr eine Filiale in der Kreuzberger Wrangelstraße 42. Laut Berliner Adressbuch betrieb Betty Zeiner seit 1909 nur noch das Geschäft in der Wrangelstraße und das Ehepaar zog in das Haus Görlitzer Ufer 10a (heute Taborstraße 11), wo sie über 30 Jahre wohnen bleiben sollten.

Leider haben sich keine Informationen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaars Zeiner in den letzten Jahren des Kaiserreichs, während des Ersten Weltkriegs und im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Das Herrenmoden-Geschäft in der Wrangelstraße 42, das ihnen einen guten Lebensstandard ermöglichte, betrieben sie ca. bis 1932 und setzten sich dann wohl zur Ruhe.

Wahrscheinlich zog etwa zur selben Zeit Eduard Zeiners Schwiegermutter, die Witwe Jenny Friedmann, zu ihren Kindern in die Taborstraße 11. Sie verstarb dort im Alter von 87 Jahren am 13. Februar 1939.

Laut Berliner Adressbuch betrieb Eduard Zeiner seit 1938 eine Tuchgroßhandlung. Zuletzt wohnte das Ehepaar in einer 2½-Zimmer-Wohnung im vierten Stock der Taborstraße 11 – in den Jahrzehnten nach ihrem Einzug hatten sie in der zweiten Etage des Hauses gelebt. Eines ihrer Zimmer bewohnte ein jüdischer Untermieter.

Eduard und Betty Zeiner wurden am 3. Oktober 1942 vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 mit dem 3. großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Die Lebensbedingungen im KZ überstand Eduard Zeiner keine vier Wochen: Er starb am 29. Oktober 1942 im Alter von 73 Jahren. Laut seiner Todesfallanzeige litt er an einer Lungenentzündung und einem Geschwür am Zwölffingerdarm. Betty Zeiner kam am 8. Februar 1943 ums Leben. Laut ihrer Todesfallanzeige starb sie an „Enteritis“, einer in Theresienstadt grassierenden Darmerkrankung, die eine Folge der katastrophalen hygienischen Bedingungen, vollkommen unzureichenden Wohnverhältnisse und der Unterernährung war.