Jenny Jacobowitz

Verlegeort
Wilhelmsaue 5
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
29. November 2005
Geboren
21. Juni 1891 in Berlin
Deportation
am 09. Dezember 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Jenny Jacobowitz, wurde am 21. Juni 1891 in Berlin geboren. Bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 wurde sie als „staatenlos“ eingruppiert. Ein Grund dafür ist nicht erkennbar.

Jenny Jacobowitz kam am 26. Juni 1891 als das jüngste Kind von Moritz (1849–1924) und Ernestine Jacobowitz, geb. Gleiwitzer (1854–1919) in Berlin auf die Welt. Ihr Vater stammte aus dem Ort Tomaszów in Galizien, der um 1850 zu Russland gehörte. In Galizien, das abwechselnd russisch, polnisch oder österreich-ungarisch war, lebten Polen, Ukrainer und viele Juden und andere Bevölkerungsminderheiten. 
Moritz Jacobowitz arbeitete anfangs als Kürschner und wurde dann Kaufmann. Mit seiner Ehefrau Ernestine hatte er zehn (oder mehr) Kinder, die zwischen 1877 und 1891 geboren wurden: Martin (*1877), Hannchen (*1879), Ludwig (*1881), Clara (*1883), Willy (*1884), Siegfried (*1885), Julius (*1887)Arthur (*1888), Frida (*1889) und Jenny (*1891). Willy, Arthur und Frida starben kurz nach oder an ihrem ersten Lebenstag, Siegfried wurde nicht ganz ein Jahr alt. 
Die Familie Jacobowitz zog immer wieder um. Die Straßen lagen nicht weit voneinander entfernt in Berlin-Mitte und im Prenzlauer Berg. Im Geburtsjahr von Jenny wohnten die Eltern in der Wolliner Straße 4 in Berlin-Mitte. Sie und ihre Geschwister wuchsen zwischen Arbeitern, kleinen Händlern und Handwerkern auf, unter denen viele jüdische Zuwanderer ohne deutschen Pass waren. Jenny sollte später ebenfalls einen sogenannten „Fremdenpass“ besitzen; also „staatenlos“ sein.
Auch als Erwachsene wohnten die Kinder von Moritz und Ernestine weiterhin bei den Eltern. 1909 heiratete Jennys Schwester Hannchen, die Schneiderin geworden war, den evangelischen Maurermeister und Architekten (Bautechniker) Erich Tritt (1881–1939) und verließ die Familie. 
Seit 1914 lebten die Eltern mit den noch ledigen Kindern in der Heinersdorfer Straße 26 (seit 1925 Heinrich-Roller-Straße) im Prenzlauer Berg. Das Wohnhaus lag (und liegt) gegenüber einem Friedhof. Heute ist dieser Teil der Begräbnisstätte umgewidmet und wird „Leise-Park“ genannt. 1919 starb zunächst Jennys Mutter. Fünf Jahre darauf auch ihr Vater. 
1920 heiratete ihr Bruder Ludwig Jacobowitz die 1886 geborene selbstständige Schneiderin Ella Hefter. Mit seinem Schwager besaß er die Firma „Hefter & Jacobowitz“, eine „Kostümrockfabrik". 
1934 starben die beiden Schwestern von Jenny: die ebenfalls unverheiratete Clara und ihre Schwester Hannchen Tritt. 
1935 zogen Martin, Julius und Jenny Jacobowitz in eine Dreizimmerwohnung im dritten Stock des Hauses Wilhelmsaue 5 in Berlin-Wilmersdorf. Eigentümer des Hauses war der jüdische Arzt Dr. med. Jacob (Hans) Horwitz (1876–1951). 1938 verlor er seine Kassenzulassung und emigrierte im folgenden Jahr nach Argentinien. Neuer Eigentümer wurde laut Berliner Adressbuch von 1941 die Alster Grundstücksverwaltungs GmbH. 
Die ledigen Geschwister haben kaum Spuren hinterlassen: Nach den Eintragungen im Berliner Adressbuch war Martin Jacobowitz, ein „Bücherrevisor“, der Haushaltsvorstand. Julius war als „Architekt“, als „Innenarchitekt“ oder einfach als „Angestellter“ berufstätig, so die Überlieferung des Adressbuchs. Zuletzt musste er als Zwangsarbeiter in einer Gepäckabfertigung der Deutschen Reichsbahn arbeiten. Martin starb 1941 an einer Herzkrankheit. Im März 1942 mussten Jennys Bruder Ludwig und dessen Ehefrau Ella zur Untermiete in ein möbliertes Zimmer in der Wilhelmsaue 5 ziehen. Dort wohnten sie nur kurze Zeit:
Über Jennys Leben ist für die Zeit des Nationalsozialismus kaum etwas überliefert. Am 9. Dezember 1942 wurde sie zusammen mit ihren Brüdern Julius und Ludwig Jacobowitz sowie dessen Frau Ella mit dem „24. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.