Edith Birnbaum

Verlegeort
Wilhelmstraße 15
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
06. April 2022
Geboren
23. Januar 1900 in Berlin-Charlottenburg
Beruf
Sekretärin, Stenotypistin
Flucht in den Tod
24. Januar 1942 in Berlin

Ottilie Edith Birnbaum kam am 23. Januar 1900 in Charlottenburg als Tochter des jüdischen Kaufmanns Alfred Birnbaum und seiner Ehefrau Martha, geb. Wronker, zur Welt. Zum Zeitpunkt der Geburt wohnten sie in der Bleibtreustraße 4, nahe des Savignyplatzes. Charlottenburg war bis zur Eingemeindung nach Groß-Berlin im Jahr 1920 eine eigenständige Großstadt.

Edith, deren Eltern Ende November 1898 in Anklam geheiratet hatten, blieb ein Einzelkind: Alfred und Martha Birnbaum trennten sich bereits 1903, wahrscheinlich blieb Edith bei der Mutter. Seit etwa 1904 wohnten die Birnbaums im Ortsteil Witzleben und Martha Birnbaum hatte es vermutlich nicht leicht, sich und ihrer Tochter den Lebensunterhalt zu sichern. In Ediths ersten 20 Lebensjahren wechselten sie fast jährlich die Wohnung. Laut Adressbuch des Jahres 1908 betreibt Martha Birnbaum eine Seifenhandlung in Steglitz, 1910 ist sie Kleiderhändlerin in der Charlottenburger Holtzendorffstraße 19. Wahrscheinlich waren ihre Unternehmungen nicht immer von Erfolg gekrönt. Ob Edith Kontakt zu ihrem Vater hatte, ist unbekannt.

Seit 1920 lebten Mutter und Tochter in der Kantstraße 92. Ediths Vater Alfred Birnbaum, inzwischen Chefredakteur, beging im August 1927 im Alter von 54 Jahren Suizid. Zu diesem Zeitpunkt wohnte Edith Birnbaum in der Eisenacher Straße 113 in Schöneberg, um 1930 bezog sie eine Wohnung in der Wilhelmstraße 138 in Kreuzberg. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Sekretärin und Stenotypistin. Seit etwa 1934 wohnte sie in der Wilhelmstraße 15.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Edith Birnbaum. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung sowie des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Edith Birnbaum versuchte wahrscheinlich an ihrem 42. Geburtstag Selbstmord zu begehen. Sie starb einen Tag danach, am 24. Januar 1942, im Jüdischen Krankenhaus in Berlin-Wedding an einer Schlafmittelvergiftung.

Ihre Mutter Martha Birnbaum wohnte zuletzt in Charlottenburg zur Untermiete. Sie wurde am 17. August 1942 mit dem 1. großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 27. Oktober 1942 ums Leben kam.