Fanny Bernstein

Verlegeort
Zionskirchstraße 51
Historischer Name
Zionskirchstraße 39
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
17. Februar 2022
Geboren
07. Juli 1887 in Kurnik (Posen) / Kórnik
Deportation
am 05. September 1942 nach Riga
Ermordet
08. September 1942 in Riga

Über Fanny Bernsteins 55 Lebensjahre habe ich nur wenig gefunden. Sie wurde am 7. Juli 1887 in dem Ort Kurnik in der Provinz Posen damals ein Teil des Deutschen Kaiserreich geboren. Der Ort hatte knapp 2.500 Einwohner.
Dank der perfiden Bürokratie der Nationalsozialisten wissen wir auch dies: Sie wohnte im September 1942 hier in diesem Haus das damals noch die Hausnummer 39 trug. Und ihr Name, Alter – 55 – und ihr Beruf – kein Beruf – ist maschinenschriftlich in einer Transportliste vermerkt. Am 5.9.1942 wurde sie mit exakt 795 weiteren Menschen vom Güterbahnhof Moabit aus nach Riga „verfrachtet“, anders kann man das wohl nicht nennen. Die drei folgenden Tage waren sicher die schlimmsten, die die 796 Menschen, Durchschnittsalter 50, erlebt haben. Am 8.9. kam der Zug in Riga an. Nur 6 Menschen konnten später berichten, was dann geschah: „Bis auf etwa 80 Männer, die in Riga wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten ausgesondert werden, erschießt die SS alle anderen nach der Ankunft, darunter 25 Kinder bis zum zehnten Lebensjahr .“
Fannys Vater Adolph war Schneidermeister, ihre Mutter hieß Pauline. Fanny hatte noch drei Schwestern und war selbst die dritte davon, ihre Schwestern hießen Johanna, Regina und Ella. Der Umzug nach Berlin fand vermutlich zwischen 1918 und 1925 statt, als die deutsche Bevölkerung aus der Provinz Posten nach der Neufestsetzung des polnischen Territoriums im Rahmen der Versailler Verträge nach Westen und in vielen Fällen nach Berlin floh. Spekulation ist auch, ob Fanny hier allein wohnte oder vielleicht mit einer Schwester. Zumindest ist der Name nicht in den Berliner Adressbüchern hier an dieser Adresse zu finden, in denen immer die sog. Haushaltsvorstände mit ihren Berufen aufgeführt sind. Sie wohnte also vermutlich zur Untermiete.
Fannys ältere Schwester Johanna war verheiratet, sie ist schon 1938 gestorben. Sie hatte aber vermutlich mindestens ein Kind, denn Frau Mara Warschauer aus Tel Aviv hat später angegeben, dass Fanny ihre Tante war, und zwar als sie 1989 in Yad Vashem ein Gedenkblatt mit deren Lebensdaten anlegen ließ.
Fanny war die erste der Schwestern, die deportiert wurde. Wenige Monate später, am 1. März 1943 wurde Regina in Auschwitz ermordet nur zwei Tage später dann auch Ella.
Ich hoffe, der Stolperstein trägt mit dazu bei, dass wir uns an Fanny Bernstein erinnern.

Fanny Bernstein wurde am 7. Juli 1887 in dem Ort Kurnik in der Provinz Posen, damals Teil des Deutschen Kaiserreich, geboren. Der Ort hatte knapp 2.500 Einwohner.

Fannys Vater Adolph war Schneidermeister, ihre Mutter hieß Pauline. Die Familie hatte insgesamt vier Töchter, von denen Fanny die Zweitjüngste war. Ihre Schwestern hießen Johanna, Regina und Ella. Der Umzug nach Berlin fand zu einem nicht genau festzumachenden Zeitpunkt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs statt. Damals wanderte die deutsche Bevölkerung aus der Provinz Posen, nach der Neufestsetzung des polnischen Territoriums im Rahmen des Versailler Vertrags, nach Westen und in vielen Fällen nach Berlin ab. Unklar ist, ob Fanny in Berlin allein wohnte oder vielleicht mit einer ihrer Schwestern. Zumindest ist ihr Name nicht in den Berliner Adressbüchern zu finden, in denen lediglich die sog. Haushaltsvorstände mit ihren Berufen aufgeführt waren. Sie wohnte also vermutlich zur Untermiete.

Fannys ältere Schwester Johanna war verheiratet und verstarb bereits 1938. Sie hatte aber vermutlich mindestens ein Kind, denn Frau Mara Warschauer aus Tel Aviv hat 1989 in Yad Vashem angegeben, dass Fanny ihre Tante war.

Fanny wohnte im September 1942 im Haus in der Zionskirchstr. 51, das damals noch die Hausnummer 39 trug. Die Adresse, ihr Name und Alter sind maschinenschriftlich in einer Transportliste vermerkt. Am 5.9.1942 wurde sie gemeinsam mit exakt 795 weiteren Menschen vom Güterbahnhof Moabit aus mit dem sogenannten 19. Osttransport nach Riga deportiert. Die folgenden Tage waren sicher die schlimmsten, die die 796 Menschen, Durchschnittsalter 50, je erlebt haben. Am 8.9. kam der Zug in Riga an.
Nur 6 Menschen überlebten und konnten Zeugnis ablegen, von dem, was darauf geschah: „Bis auf etwa 80 Männer, die in Riga wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten ausgesondert werden, erschießt die SS alle anderen nach der Ankunft, darunter 25 Kinder bis zum zehnten Lebensjahr.“

Fanny war die erste der Schwestern, die deportiert wurde. Wenige Monate später, am 1. März 1943, wurde Regina in Auschwitz ermordet, nur zwei Tage später dann auch Ella.
Ich hoffe, der Stolperstein trägt mit dazu bei, dass wir uns an Fanny Bernstein erinnern.