Dr. Salomon Lazarus

Verlegeort
Zossener Straße 45
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
16. Februar 2023
Geboren
19. Oktober 1858 in Rogasen (Posen) / Rogoźno
Beruf
Arzt
Deportation
am 31. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
08. September 1942 in Theresienstadt

Salomon Lazarus kam am 19. Oktober 1858 in Rogasen in der preußischen Provinz Posen als Sohn des jüdischen Kaufmanns Moritz Lazarus und dessen Ehefrau Rahel, geb. Cohn, zur Welt. Die Familie scheint recht wohlhabend gewesen zu sein und spielte in der jüdischen Gemeinde der kleinen Stadt Rogasen (polnisch Rogoźno), ca. 30 km nördlich von Posen gelegen, eine große Rolle.

Salomon soll eines von 16 Kindern gewesen sein – einige von ihnen starben wahrscheinlich früh. Namentlich bekannt sind noch sieben seiner Geschwister: Regina (*1861), Leiser (*1862), Flora (*1868), Anna (*1869), Ernst (*1870), Gustav (*1875) und Theophil (*1878).

Über die Kindheit und Jugend von Salomon Lazarus haben sich keine Informationen erhalten. Er studierte an der Universität Gießen Medizin und übersiedelte wahrscheinlich Ende der 1880er Jahre nach Berlin. Er praktizierte und wohnte seit 1890 im Haus Zossener Straße 45. Dr. Salomon Lazarus blieb unverheiratet.

Einige seiner Geschwister waren nach Australien ausgewandert, einige lebten ebenfalls in Berlin. Auch zwei seiner Brüder hatten promoviert: Leiser Lazarus war Arzt, Ernst Lazarus Zahnarzt geworden.

Da die Schwester Anna bereits mit 39 Jahren verwitwet war, unterstützten Salomon und sein jüngster Bruder, der Bankvorsteher Theophil Lazarus, sie und ihre beiden Söhne finanziell.

Auch Salomon Lazarus war von der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 betroffen. 1936 wurde ihm die Approbation entzogen. Er musste seine Arztpraxis schließen und zog in die Barbarossastraße 52 in Schöneberg, wo er zusammen mit seinem Bruder Theophil und seiner Schwester Anna, verwitwete Samter, wohnte.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte er sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Dr. Salomon Lazarus wurde am 31. August 1942 mit dem 53. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Die Lebensbedingungen im Ghetto überstand der 83-Jährige nur wenige Tage: Er kam dort am 8. September 1942 ums Leben.

Sein Bruder Theophil Lazarus, der bei Ehrich & Graetz Zwangsarbeit leisten musste, wurde im Rahmen der „Fabrikaktion“ verhaftet und am 3. März 1943 mit dem 33. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Die Schwester Anna Samter wurde am 17. März 1943 nach Theresienstadt verschleppt, wohin man ihre Schwester Flora Lazarus bereits am 7. September 1942 deportiert hatte. Die beiden hatten das Glück, zu einem Transport von 1.200 Menschen zu gehören, der am 5. Februar 1945 aus dem Ghetto in die Schweiz abfuhr. Die Schwestern verbrachten in der Schweiz ihre letzten Lebensjahre.

Die Brüder Gustav sowie Dr. Ernst Lazarus waren in den 1930er Jahren ausgewandert, Dr. med. Leiser Lazarus war bereits 1918 in Berlin verstorben.