Doris Abraham née Löwenberg

Location 
Naugarder Str. 17
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
10 May 2023
Born
16 September 1887 in Berlin
Occupation
Hausfrau
Escape
1940 Shanghai
Survived
Biography

Doris Abraham wurde am 16. September 1887 als Tochter des jüdischen Händlers Wilhelm Löwenberg und dessen Ehefrau Fritze geb. Herrmann in der Klosterstraße 7 in Berlin-Mitte geboren. Der Vater starb bereits 1902.

Im September 1914 heiratete Doris den ebenfalls jüdischen Schuhmacher Karl Abraham. Das Ehepaar wohnte bei der Mutter der Braut in der Winsstraße 55, wo diese im März 1917 verstarb. Im Dezember kam hier der Sohn Horst Fritz Abraham zur Welt. 1919 zog die junge Familie in die Schönhauser Allee 184, wo im Februar 1920 die Tochter Vera geboren wurde. Laut Berliner Adressbuch finden wir den Haushaltsvorstand Karl Abraham dann ab 1922 in der Naugarder Straße 17 (Ecke Hosemannstraße 12). Er übte zwei Berufe aus: Karl arbeitete tagsüber bei der Jüdischen Gemeinde als Friedhofsbeamter, anschließend in seiner eigenen Werkstatt als Schuhmacher. Während seiner Abwesenheit führte Ehefrau Doris dort das Geschäft.

Karl Abraham musste – vermutlich im Zuge der antisemitischen Gesetzgebungen in Deutschland – nach 1935 Geschäft und Wohnung in der Naugarder Straße 17 aufgeben. Spätestens 1937 zog die Familie in die Prenzlauer Allee 24. Vermutlich hätte Karl seine Familie gern ins sichere Ausland gebracht, leider fehlten ihm hierzu die nötigen Kontakte und finanziellen Mittel.

Anfang 1939 tat sich dann durch einen Zufall für den 21-jährigen Sohn Horst eine Möglichkeit zum Verlassen Deutschlands auf. Einer befreundeten Familie war es gelungen, Schiffstickets für die Einreise ins visafreie Shanghai zu bekommen. Durch den Tod des Sohnes kurz vor der Abreise war nun dieser Platz in die Ferne frei geworden. Den Abrahams gelang es, die notwendigen finanziellen Mittel aufzubringen, um wenigstens einem Familienmitglied so den rettenden Ausweg zu eröffnen.

Im Mai 1939 verließ Horst Abraham Deutschland. Er arbeitete in Shanghai sehr hart, um auch für seine Familienangehörigen die nötigen finanziellen Mittel für eine Ausreise zusammenzutragen und die notwendigen Einreisebürgschaften (Affidavits) zu bekommen. 1940 konnte Horst zwei solcher notwendigen Papiere für eine Einreise nach Shanghai erhalten. Horsts Schwester Vera traf die Entscheidung: Sie heiratete am 8. September 1940 den sieben Jahre älteren, in Berlin geborenen und ebenfalls jüdischen Norbert Neufeld. Damit entschied sie sich für den Verbleib in Berlin.

Nur vier Tage nach der Hochzeit ihrer Tochter verließen Doris und Karl Abraham ihre Heimatstadt. Da durch den Kriegsbeginn eine direkte Schiffspassage von Deutschland nach Shanghai nicht mehr möglich war, mussten sie mit dem Zug über Sibirien und die Mandschurei dorthin reisen. Nach wochenlanger Fahrt trafen sie im Oktober 1940 in Shanghai ein. Sie brachten dem Sohn Horst ein Foto der Hochzeitsgesellschaft seiner Schwester mit. Von den 17 Gästen dieser Feier haben nur drei Personen die Shoah überlebt.

Doris, Karl und Horst Abraham erlebten im seit 1941 japanisch besetzten Shanghai das Kriegsende. Trotz aller deutscher Versuche, ließen es die Japaner nicht zu, dass die große Zahl nach Shanghai geflüchteter Jüdinnen und Juden in die Hände der Deutschen geriet und ermordet wurde. 1949 emigrierten die Abrahams in die USA.

Die Tochter Vera, deren Mann Norbert Neufeld und ihr 1941 geborener Sohn Denny, wurden im Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. An ihrem letzten Wohnort (Weinstraße 20c; heute etwa Mollstraße 11-12) erinnern seit 2017 Stolpersteine an die Familie Neufeld.