Georg Zacharias

Location 
Pariser Str. 11
District
Wilmersdorf
Stone was laid
22 June 2014
Born
09 June 1880 in Garnsee (Westpreußen) / Gardeja
Deportation
on 15 August 1942 to Riga
Murdered
18 August 1942 in Riga

Georg Zacharias wurde wie seine Geschwister Kurt, Edith und Elsbeth am 9. Juni 1880 in Garnsee (Westpreußen) geboren. Die Eltern waren der Kreiswundarzt Dr. Siegfried Zacharias und seine Ehefrau Henriette, geb. Hirschberg. Nach dem Tod von Siegfried Zacharias verlegte die Mutter den Wohnsitz nach Marienwerder, wo die Kinder die Schule besuchten. 1900 zog die Familie nach Berlin-Charlottenburg. Henriette Hirschberg war die Schwester von Nanny Krombach, die mit Georg, Edith und Elsbeth bis zur Deportation zusammen in in der Pariser Straße 11 lebte.<br />
<br />
Georg bekleidete nach seiner Ausbildung die Stellung eines Beamten der Deutschen Bank (Zentrale Mauerstraße). Die Schwestern Edith und Elsbeth besuchten das Berufsbildungszentrum des Lette-Vereins und wurden kaufmännische Sekretärinnen. Edith war bei der Erzhandelsfirma Rawack & Gruenfeld in der Hardenbergstraße beschäftigt. Der Bruder Kurt wurde Arzt in Berlin-Neukölln. Er verließ 1938, nachdem er seine Praxis aufgeben musste, mit seiner Frau Else Deutschland und lebte in Paris, wo er versuchte die Einbürgerung zu erlangen. Mitte der 1950er Jahre praktizierte er wieder als Arzt in Pirmasens.<br />
<br />
Georg und seine Schwestern Edith und Elsbeth blieben unverheiratet und lebten lange Zeit zusammen in einem Haushalt, zunächst in der Knesebeckstraße 46/47, danach wurden sie gezwungen, die Wohnung aufzugeben und zogen in die Pariser Straße 11. In der großen Wohnung in der Knesebeckstraße hatten sie in relativem Wohlstand gelebt, sie hatten eine Hausangestellte und konnten 1935 ihre Tante Nanny Krombach bei sich aufnehmen.<br />
<br />
Georg musste die Demütigung, seine Berufstätigkeit durch einen Erlass zu verlieren, nicht ertragen. Er hatte schon zuvor die Altersgrenze erreicht, um in den Ruhestand zu treten. Seine Schwestern hingegen verloren ihre Stellungen. So lebten sie alle in der Pariser Straße 11 in einer Art familiärer Notgemeinschaft in drei Zimmern im 2. Stock. Nanny Krombach trug Verantwortung für ihre verwaisten Enkelkinder und erfuhr insbesondere von Georg große Unterstützung. Nachdem Nannys Enkelkinder Ruth und Heinz 1939 nach Palästina auswandern konnten, schrieb Georg an Ruth:<br />
<br />
Liebe Ruth, Es ist beinahe nicht zu glauben, dass Ihr schon übermorgen 4 Wochen fort seid. Über Eure so fleissigen Nachrichten haben wir uns riesig gefreut, besonders deine Oma, die immer gleich viel glücklicher drein schaut, wenn sie Eure Nachrichten bekommt. Und darum könnt ihr sie garnicht genug in dieser Beziehung verwöhnen, wenn ich auch verstehen kann, wenn Ihr noch an Andre schreiben wollt……Hoffentlich klappt eure Möbelsache nun doch noch; es war eine wenig angenehme Unterhaltung, die ich deshalb mit einem der Herren auf der Dev.-Stelle führen musste. Ich kämpfte zwar wie ein Löwe, zunächst aber vergeblich……Heini scheint ja schon ganz zu Hause drüben zu sein, woran ich übrigens keinen Augenblick gezweifelt habe. Dass es Dir dagegen nicht immer in der ersten Zeit so leicht sein wird, Dich einzuleben und dich mit dem gegebenen abzufinden, kann ich auch verstehen. Und trotzdem wirst du sicher sehr bald mit nichts und Niemandem hier tauschen wollen! …….. Nun haben wir auch endlich nach heissem Bemühen eine Wohnung u. zwar in der Pariserstr. 11 vorn II.Tr. (Berlin W.15), die zwar nur 3 Zimmer, dafür aber Heizung, jedoch leider kein Warmwasser u. keinerlei Nebengelass hat. Es blieb uns eben keine andere Wahl u. wir müssen noch froh sein, überhaupt unterzukommen. Du weißt ja Bescheid!.....<br />
<br />
Alles Gute und Schöne und herzl. Grüße!<br />
<br />
Onkel Georg<br />
<br />
Über die letzten Jahre in der Pariser Straße 11, die Georg Zacharias mit seinen Schwestern und Nanny Krombach verbrachte, ist wenig bekannt. Die Geschwister Zacharias wurden am 15. August 1942 vom Güterbahnhof Putlitzstraße in Moabit nach Riga-Sakirotva deportiert und dort drei Tage später in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet.<br />
<br />
Nanny Krombach wurde am 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 26. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Georg Zacharias wurde wie seine Geschwister Kurt, Edith und Elsbeth am 9. Juni 1880 in Garnsee (Westpreußen) geboren. Die Eltern waren der Kreiswundarzt Dr. Siegfried Zacharias und seine Ehefrau Henriette, geb. Hirschberg. Nach dem Tod von Siegfried Zacharias verlegte die Mutter den Wohnsitz nach Marienwerder, wo die Kinder die Schule besuchten. 1900 zog die Familie nach Berlin-Charlottenburg. Henriette Hirschberg war die Schwester von Nanny Krombach, die mit Georg, Edith und Elsbeth bis zur Deportation zusammen in in der Pariser Straße 11 lebte.

Georg bekleidete nach seiner Ausbildung die Stellung eines Beamten der Deutschen Bank (Zentrale Mauerstraße). Die Schwestern Edith und Elsbeth besuchten das Berufsbildungszentrum des Lette-Vereins und wurden kaufmännische Sekretärinnen. Edith war bei der Erzhandelsfirma Rawack & Gruenfeld in der Hardenbergstraße beschäftigt. Der Bruder Kurt wurde Arzt in Berlin-Neukölln. Er verließ 1938, nachdem er seine Praxis aufgeben musste, mit seiner Frau Else Deutschland und lebte in Paris, wo er versuchte die Einbürgerung zu erlangen. Mitte der 1950er Jahre praktizierte er wieder als Arzt in Pirmasens.

Georg und seine Schwestern Edith und Elsbeth blieben unverheiratet und lebten lange Zeit zusammen in einem Haushalt, zunächst in der Knesebeckstraße 46/47, danach wurden sie gezwungen, die Wohnung aufzugeben und zogen in die Pariser Straße 11. In der großen Wohnung in der Knesebeckstraße hatten sie in relativem Wohlstand gelebt, sie hatten eine Hausangestellte und konnten 1935 ihre Tante Nanny Krombach bei sich aufnehmen.

Georg musste die Demütigung, seine Berufstätigkeit durch einen Erlass zu verlieren, nicht ertragen. Er hatte schon zuvor die Altersgrenze erreicht, um in den Ruhestand zu treten. Seine Schwestern hingegen verloren ihre Stellungen. So lebten sie alle in der Pariser Straße 11 in einer Art familiärer Notgemeinschaft in drei Zimmern im 2. Stock. Nanny Krombach trug Verantwortung für ihre verwaisten Enkelkinder und erfuhr insbesondere von Georg große Unterstützung. Nachdem Nannys Enkelkinder Ruth und Heinz 1939 nach Palästina auswandern konnten, schrieb Georg an Ruth:

Liebe Ruth, Es ist beinahe nicht zu glauben, dass Ihr schon übermorgen 4 Wochen fort seid. Über Eure so fleissigen Nachrichten haben wir uns riesig gefreut, besonders deine Oma, die immer gleich viel glücklicher drein schaut, wenn sie Eure Nachrichten bekommt. Und darum könnt ihr sie garnicht genug in dieser Beziehung verwöhnen, wenn ich auch verstehen kann, wenn Ihr noch an Andre schreiben wollt……Hoffentlich klappt eure Möbelsache nun doch noch; es war eine wenig angenehme Unterhaltung, die ich deshalb mit einem der Herren auf der Dev.-Stelle führen musste. Ich kämpfte zwar wie ein Löwe, zunächst aber vergeblich……Heini scheint ja schon ganz zu Hause drüben zu sein, woran ich übrigens keinen Augenblick gezweifelt habe. Dass es Dir dagegen nicht immer in der ersten Zeit so leicht sein wird, Dich einzuleben und dich mit dem gegebenen abzufinden, kann ich auch verstehen. Und trotzdem wirst du sicher sehr bald mit nichts und Niemandem hier tauschen wollen! …….. Nun haben wir auch endlich nach heissem Bemühen eine Wohnung u. zwar in der Pariserstr. 11 vorn II.Tr. (Berlin W.15), die zwar nur 3 Zimmer, dafür aber Heizung, jedoch leider kein Warmwasser u. keinerlei Nebengelass hat. Es blieb uns eben keine andere Wahl u. wir müssen noch froh sein, überhaupt unterzukommen. Du weißt ja Bescheid!.....

Alles Gute und Schöne und herzl. Grüße!

Onkel Georg

Über die letzten Jahre in der Pariser Straße 11, die Georg Zacharias mit seinen Schwestern und Nanny Krombach verbrachte, ist wenig bekannt. Die Geschwister Zacharias wurden am 15. August 1942 vom Güterbahnhof Putlitzstraße in Moabit nach Riga-Sakirotva deportiert und dort drei Tage später in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet.

Nanny Krombach wurde am 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 26. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.