Alfred Rosenthal

Location 
Pariser Str. 6
District
Wilmersdorf
Stone was laid
22 June 2014
Born
19 October 1903 in Budsin / Budzyń
Deportation
on 15 August 1942 to Riga
Murdered
18 August 1942 in Riga

Alfred Rosenthal kam am 19. Oktober 1903 in Budsin, Kreis Kolmar, dem heutigen Budzyn, in Posen auf die Welt. Seine Eltern hießen Samuel und Bertha Rosenthal. Alfred war der Jüngste der vier Geschwister Rosenthal. Sein ältester Bruder war Ludwig *19. Juli 1897, gefolgt von Margarete *15. August 1898 und Käthe *15. Februar 1901. Käthe Rosenthal heiratete am 9. Dezember 1930 in Berlin Theodor Adolph Altenberg; sie bekamen am 23. Mai 1935 die Tochter Beatrice Jenny. Die Familie emigrierte in die USA und lebte in Los Angeles.<br />
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Ludwig Rosenthal wohnte in Prenzlauer Berg, Weissenburger Straße 72 mit seiner Ehefrau Gerda (Gertie) geborene Lewitz. <br />
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Margarete Rosenthal wohnte in Schöneberg, sie blieb unverheiratet und verbrachte ihre letzten Lebensjahre bis zu ihrer Ermordung zusammen mit ihrem Bruder Alfred. <br />
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Alfred Rosenthal hatte beruflich die Auslieferung des „Jüdischen Gemeindeblattes“ an rund 40000 Abonnenten unter sich. Er führte den „Botendienst Alfred Rosenthal“ als selbstständiges Unternehmen, in dem er zahlreiche Angestellte als Zusteller beschäftigte. Im Januar 1939 wurde das Blatt verboten. <br />
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Am 26. März 1938 Jahr heiratete er die am 7. März 1911 in Hildesheim geborene Dorothea Karoline Loewenstein, Tochter des jüdischen Dentisten August Loewenstein und seiner nichtjüdischen Frau Maria. Dorothea hatte 1930 ein Philologiestudium in Berlin begonnen und musste als Halbjüdin 1933 das Studium abbrechen und die Universität verlassen. Sie arbeitete daraufhin in dem jüdischen „Schocken Verlag“ als Sekretärin – Salman Schocken war Zionist und verlegte jüdische Autoren. Ende 1938 verlor sie die Stellung, da der Verlag aufgelöst wurde. Das junge Ehepaar stand nun völlig ohne Einkünfte da. Alfred und seine Frau sahen nur in der Auswanderung nach England einen Ausweg. Dorothea erhielt ihr Visum als Erste und reiste sogleich im Juni 1939 aus. Alfred war bereits im Besitz eines gültigen deutschen Auswanderungspasses, sein Visum war jedoch noch in Bearbeitung, als der Krieg ausbrach und die Grenzen geschlossen wurden. In Liverpool arbeitet Dorothea als Dienstmädchen und wohnte mit 8 weiteren Flüchtlingen in einem gemeinsamen Haushalt zusammen. Bis zu ihrem Tod 2004 in Manchester lebte sie in sehr bescheidenen Verhältnissen.<br />
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Zur Zeit der Eheschließung wohnte Alfred Rosenthal in der Lutherstraße 52, der späteren Keithstraße 16. Dorothea hatte bis dahin bei ihrer Mutter Maria Loewenstein in der Neuen Kantstraße 27 gelebt. Nach der Ausreise seiner Frau zog Alfreds Schwester Margarete mit in die 3-Zimmer Wohnung ein, einer Aussage Dorotheas zufolge wohnte auch sein 90jähriger Vater Samuel bei ihm. Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden konnten jüdische Mieter von heute auf morgen gekündigt und zwangsumgesetzt werden. Dadurch sollten bevorzugt große „Judenwohnungen“ freigemacht werden, um Wohnraum für Funktionäre des NS – Regimes zu schaffen. Die Vermieterin der Wohnung in der Keithstraße gab an, dass die jüdischen Mieter am 30. Juni 1942 die Wohnung räumen mussten und auf sechs Wochen notdürftig in der Hohenstaufenstraße 13 untergebracht wurden, von wo aus sie laut Gestapo evakuiert wurden. Auf der Deportationsliste ist allerdings die Keithstraße 16 als letzte Adresse angegeben. Vorübergehend muss Alfred Rosenthal auch als Untermieter in der Pariser Straße 6 gewohnt haben, denn in der Volkszählung vom Mai 1939 wurde er dort namentlich erfasst.<br />
<br />
Alfred wurde gleich nach seinem gescheiterten Ausreiseversuch in Berlin zu schwerster Zwangsarbeit im Straßenbau herangezogen, danach arbeitete er bis zum Tag seiner Deportation in der Akkumulatorenfabrik in Oberschöneweide. Auch für einen 39jährigen Mann war das eine kräftezehrende Schufterei, zumal es Juden untersagt war, sich nach den langen Arbeitstagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln hinzusetzen. <br />
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Seine bei ihm wohnende Schwester musste bei Osram in der Helmholtzstraße Zwangsarbeit leisten.<br />
Am 15. August 1942 wurden Alfred und Margarete Rosenthal von der Gestapo abgeholt und vom Güterbahnhof Moabit aus mit dem „18. Osttransport“ nach Riga verschleppt. Nach drei qualvollen Tagen in den Güterwaggons wurden die etwa 1000 Insassen des Zuges bald nach ihrer Ankunft auf dem Bahnhof Riga – Skirotava in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet.<br />
<br />
Ludwig Rosenthal, der ältere Bruder, wurde am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und kam dort 11 Tage später ums Leben. Seine Frau Gerda war drei Tage vor ihm nach Auschwitz deportiert und zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ermordet worden.<br />
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Alfred Rosenthal kam am 19. Oktober 1903 in Budsin, Kreis Kolmar, dem heutigen Budzyn, in Posen auf die Welt. Seine Eltern hießen Samuel und Bertha Rosenthal. Alfred war der Jüngste der vier Geschwister Rosenthal. Sein ältester Bruder war Ludwig *19. Juli 1897, gefolgt von Margarete *15. August 1898 und Käthe *15. Februar 1901. Käthe Rosenthal heiratete am 9. Dezember 1930 in Berlin Theodor Adolph Altenberg; sie bekamen am 23. Mai 1935 die Tochter Beatrice Jenny. Die Familie emigrierte in die USA und lebte in Los Angeles.

Ludwig Rosenthal wohnte in Prenzlauer Berg, Weissenburger Straße 72 mit seiner Ehefrau Gerda (Gertie) geborene Lewitz.

Margarete Rosenthal wohnte in Schöneberg, sie blieb unverheiratet und verbrachte ihre letzten Lebensjahre bis zu ihrer Ermordung zusammen mit ihrem Bruder Alfred.

Alfred Rosenthal hatte beruflich die Auslieferung des „Jüdischen Gemeindeblattes“ an rund 40000 Abonnenten unter sich. Er führte den „Botendienst Alfred Rosenthal“ als selbstständiges Unternehmen, in dem er zahlreiche Angestellte als Zusteller beschäftigte. Im Januar 1939 wurde das Blatt verboten.

Am 26. März 1938 Jahr heiratete er die am 7. März 1911 in Hildesheim geborene Dorothea Karoline Loewenstein, Tochter des jüdischen Dentisten August Loewenstein und seiner nichtjüdischen Frau Maria. Dorothea hatte 1930 ein Philologiestudium in Berlin begonnen und musste als Halbjüdin 1933 das Studium abbrechen und die Universität verlassen. Sie arbeitete daraufhin in dem jüdischen „Schocken Verlag“ als Sekretärin – Salman Schocken war Zionist und verlegte jüdische Autoren. Ende 1938 verlor sie die Stellung, da der Verlag aufgelöst wurde. Das junge Ehepaar stand nun völlig ohne Einkünfte da. Alfred und seine Frau sahen nur in der Auswanderung nach England einen Ausweg. Dorothea erhielt ihr Visum als Erste und reiste sogleich im Juni 1939 aus. Alfred war bereits im Besitz eines gültigen deutschen Auswanderungspasses, sein Visum war jedoch noch in Bearbeitung, als der Krieg ausbrach und die Grenzen geschlossen wurden. In Liverpool arbeitet Dorothea als Dienstmädchen und wohnte mit 8 weiteren Flüchtlingen in einem gemeinsamen Haushalt zusammen. Bis zu ihrem Tod 2004 in Manchester lebte sie in sehr bescheidenen Verhältnissen.

Zur Zeit der Eheschließung wohnte Alfred Rosenthal in der Lutherstraße 52, der späteren Keithstraße 16. Dorothea hatte bis dahin bei ihrer Mutter Maria Loewenstein in der Neuen Kantstraße 27 gelebt. Nach der Ausreise seiner Frau zog Alfreds Schwester Margarete mit in die 3-Zimmer Wohnung ein, einer Aussage Dorotheas zufolge wohnte auch sein 90jähriger Vater Samuel bei ihm. Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden konnten jüdische Mieter von heute auf morgen gekündigt und zwangsumgesetzt werden. Dadurch sollten bevorzugt große „Judenwohnungen“ freigemacht werden, um Wohnraum für Funktionäre des NS – Regimes zu schaffen. Die Vermieterin der Wohnung in der Keithstraße gab an, dass die jüdischen Mieter am 30. Juni 1942 die Wohnung räumen mussten und auf sechs Wochen notdürftig in der Hohenstaufenstraße 13 untergebracht wurden, von wo aus sie laut Gestapo evakuiert wurden. Auf der Deportationsliste ist allerdings die Keithstraße 16 als letzte Adresse angegeben. Vorübergehend muss Alfred Rosenthal auch als Untermieter in der Pariser Straße 6 gewohnt haben, denn in der Volkszählung vom Mai 1939 wurde er dort namentlich erfasst.

Alfred wurde gleich nach seinem gescheiterten Ausreiseversuch in Berlin zu schwerster Zwangsarbeit im Straßenbau herangezogen, danach arbeitete er bis zum Tag seiner Deportation in der Akkumulatorenfabrik in Oberschöneweide. Auch für einen 39jährigen Mann war das eine kräftezehrende Schufterei, zumal es Juden untersagt war, sich nach den langen Arbeitstagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln hinzusetzen.

Seine bei ihm wohnende Schwester musste bei Osram in der Helmholtzstraße Zwangsarbeit leisten.
Am 15. August 1942 wurden Alfred und Margarete Rosenthal von der Gestapo abgeholt und vom Güterbahnhof Moabit aus mit dem „18. Osttransport“ nach Riga verschleppt. Nach drei qualvollen Tagen in den Güterwaggons wurden die etwa 1000 Insassen des Zuges bald nach ihrer Ankunft auf dem Bahnhof Riga – Skirotava in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet.

Ludwig Rosenthal, der ältere Bruder, wurde am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und kam dort 11 Tage später ums Leben. Seine Frau Gerda war drei Tage vor ihm nach Auschwitz deportiert und zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ermordet worden.