Berthold Kadisch wurde am 25. Oktober 1878 in Berlin geboren. Er war der zweitälteste Sohn des Kaufmanns Philipp Kadisch und dessen Frau Johanna Kadisch, geborene Beßer (1853–1901). Berthold wuchs im Kreis von sieben Geschwistern auf: Sein älterer Bruder Siegfried war 1877 in Berlin geboren worden; seine jüngeren Geschwister Adolf, Arthur, Auguste Alma, und Salo kamen in den Jahren 1881, 1883, 1884 und 1886 zur Welt; 1887 und 1892 wurden schließlich seine jüngsten Schwestern Erna und Käthe geboren. Zum Zeitpunkt von Bertholds Geburt lebten die Kadischs in einer Wohnung an der Adresse Alt-Moabit 98 in Berlin-Mitte. 1891 starb Bertholds Bruder Salo im Alter von fünf Jahren. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in die Kindheit und Jugend von Berthold Kadisch und seinen Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit geben. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt.
Nach seinem Schulabschluss absolvierte Berthold Kadisch eine kaufmännische Ausbildung und war als Kaufmann in Berlin tätig. Am 25. April 1917 heiratete er die 1892 in Kopnitz (dem heutigen Kopanica in Polen) geborene Auguste Großmann. Die in Berlin beschäftigte Buchhalterin war die Tochter des Kaufmanns Jakob Großmann und seiner Frau Cäcilie Großmann, geborene Beßer. Nach der Hochzeit nahm sich das Ehepaar eine Wohnung in der Rathenower Straße 29 in Moabit. An der Adresse betrieben sie zwischen 1925 und 1934 auch eine Textilhandlung für Weiß- und Wollwaren, mit der sie den Unterhalt für sich und ihren Sohn Horst Joachim bestritten, der am 25. Oktober 1920 zur Welt gekommen war. Leider haben sich keine weiteren Quellen zum Leben der Familie Kadisch im Berlin der Weimarer Republik erhalten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Berthold Kadisch und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 war das Ehepaar Kadisch auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren.
1934 zogen die Eheleute Kadisch mit ihrem Sohn in eine Wohnung in der Thomasiusstraße 3 in Moabit. Der Eigentümer des Wohnhauses war seit Anfang der 1920er-Jahre Bertholds Bruder Siegfried, der 1907 im bayerischen Gunzenhausen Lina Klein geheiratet hatte. Mit dieser führte er das 1912 gegründete „Siegfried Kadisch Modehaus Deutschland“ in der Wilsnacker Straße 16 sowie das Herrenausstattungsgeschäft „S. & L. Kadisch“ in der Turmstraße 43 in Berlin-Tiergarten. Mitte der 1930er-Jahre spitzte sich die Situation in Berlin zu. Gesetze und Sondererlasse drängten Berthold Kadisch und seine Familienangehörigen zunehmend in die Position von Rechtlosen. Am 4. August 1938 nahm sich Siegfried Kadisch in Berlin das Leben. Der 60-Jährige wurde in der Solinger Straße tot aufgefunden, nachdem er vom Balkon seiner Wohnung gesprungen war.
Im Jahr 1939 wurde gegen Berthold Kadisch eine kleinere Geldstrafe verhängt, die er nicht zahlen konnte oder wollte. Daraufhin wurde er zu einer 14-tägigen Haftstrafe verurteilt und kam zur Vollstreckung im August 1939 in das Strafgefängnis Spandau, in welchem in dieser Zeit neben zahlreichen politischen Gegnern auch Untersuchungs- und Strafgefangene mit kurzen Freiheitsstrafen einsaßen. Es liegen keine Informationen zu den konkreten Haftbedingungen von Berthold Kadisch in Spandau vor und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er sich Misshandlungen ausgesetzt sah, jedenfalls verschlechterte sich der Gesundheitszustand des 60-Jährigen derart dramatisch, dass er in das Haftkrankenhaus Moabit verlegt werden musste. Wenige Wochen nach seiner Entlassung Anfang September 1939 nahm sich Berthold Kadisch das Leben. Er erhängte sich in seiner Wohnung in der Thomasiusstraße 3, wo er am 30. September 1939 tot aufgefunden wurde. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee bestattet.
Bertholds Ehefrau Auguste lebte noch bis 1943 in Berlin: Zuletzt war die Witwe als Hausangestellte beim Jüdischen Krankenhauses in der Iranischen Straße 2 beschäftigt und bewohnte in der Thomasiusstraße 3 ein einzelnes Zimmer mit Gemeinschaftsküche. Im Frühjahr 1943 wurde Auguste Kadisch im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, in Berlin verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurde sie am 12. März 1943 mit dem „36. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Bereits zuvor war Bertholds Sohn von seinem letzten Wohnsitz im brandenburgischen Klosterheide deportiert worden. Er wurde mit dem „13. Osttransport“ am 14. April 1942 über Potsdam in das Ghetto Warschau deportiert und entweder dort oder in einem der Vernichtungslager ermordet. In jedem Fall gehörte er nicht zu den wenigen Überlebenden des Warschauer Ghettos.
Nur wenige Verwandte von Berthold Kadisch überlebten die NS-Verfolgung: Sein Bruder Adolf und seine Schwester Käthe, verheiratete Kessler, wurden beide im Rahmen des NS-„Euthanasie“-Programms „Aktion T4“ in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel ermordet: Käthe Kessler im Juli 1940; Adolf Kadisch im Dezember 1940. Beide waren zuvor Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Buch gewesen, deren Einrichtungen im Sommer 1940 als Sammelstelle einer „Sonderaktion gegen Psychiatriepatienten jüdischen Glaubens“ fungierte. Erna Kadisch wurde am 26. September 1942 mit dem „20. Osttransport“ aus Berlin in das estnische Raasiku bei Reval deportiert und dort ermordet. Die Ehefrau seines Bruders Siegfried, Line Kadisch, wurde im Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und in dem Vernichtungslager ermordet. Sein Bruder Arthur Kadisch war bereits 1909 in Stettin gestorben. Das Schicksal seiner Schwester Auguste Alma Kadisch, verheiratete Becker, ist ungeklärt. Deren Ehemann Willy Denny Becker konnte sich zwar im August 1940 ins Exil nach Shanghai retten, starb dort aber im Dezember 1941. Der gemeinsame Sohn des Ehepaares, der 1905 geborene Philipp Herbert Becker, überlebte die NS-Verfolgung und lebte später in den USA.