Location
Unter den Linden 6
District
Mitte
Stone was laid
July 2010
Born
20 January 1909 in Posen / Poznań
Occupation
Geograph
Deportation
on 04 September 1944
to
Theresienstadt
Later deported
on 01 October 1944
to
Auschwitz
Murdered
28 February 1945 in Auschwitz
Manfred Ralf Litten wurde am 20. Januar 1909 in Posen (heute Poznań in Polen), als Sohn von Raphael Litten und seiner Ehefrau Gertrud (geb. Loewy) geboren. (1)
Manfred Litten besuchte in Posen bis April 1921 das Staatliche Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Als Polen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die bis dahin noch deutsche Stadt Posen annektierte, übersiedelte die Familie nach Berlin. Dort besuchte Manfred Litten die Treitschke-Schule in Berlin-Wilmersdorf, wo er 1930 die Reifeprüfung bestand.
Aus einem persönlichen Gespräch mit seinem Sohn, Gideon Lottan, erfuhren wir, dass Manfred Litten schon als junger Mann ein überzeugter Zionist war. Er war Mitglied eines zionistischen religiösen Jugendverbands, später selbst Leiter desselben.
Von 1930 bis 1933 studierte Manfred Litten an der Philosophischen Fakultät der Berliner Universität, vor allem Geschichte und Geographie, worin er auch promovierte. (2) Sein Doktorvater war Professor Dr. Walther Vogel, der sich für ihn vor dem Universitätsrat einsetzte und während der stetig steigenden Behinderungen auf Grund seiner jüdischen Herkunft stark unterstützte. Seine Doktorarbeit trägt den Titel Die politischen Parteien Hollands von 1848-1914. Als Teil seines Studiums arbeitete er ab dem Sommersemester 1933 bis Januar 1934 in der Amsterdamer Universitätsbibliothek. Damit Litten auch als Nichtarier promovieren durfte, musste er eine Sonderzulassung beantragen, welche ihm gewährt wurde. Sein Doktorzeugnis erhielt er am 11. November 1935.
Nachdem er den Doktortitel erworben hatte, arbeitete Manfred Litten als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium. Dort hat er seine spätere Ehefrau, Janse Schoschana Serlui kennengelernt. Sie ist in Amsterdam geboren und arbeitete als Kindergärtnerin in einem Waisenhaus namens Beit Ahavah. Manfred und Janse haben am 14. Juni 1935 geheiratet. (3) Im Jahre 1936 sind sie zuerst nach Danzig und von dort in die Niederlande ins Exil gegangen, weil sie gehofft haben, dass die Niederlande ein sicherer Ort für sie sein würde.
Manfred hatte einen Bruder, Harry. Er studierte ebenfalls an der Berliner Universität und hat einen Abschluss in einem geisteswissenschaftlichen Fach erlangt. Harry ist im Jahre 1936 nach Palästina ausgewandert und am 26. Mai 1948 bei einer Bombardierung während des israelischen Unabhängigkeitskrieges ums Leben gekommen.
In Danzing hat Manfred Litten wiederum als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium gearbeitet. Am 7. August 1936 wurde dort der einzige Sohn des Ehepaars, Gideon Leo Lottan, geboren. Der Sohn ist das einzige Familienmitglied, das den Krieg überlebt hat.
Im Zeitraum von Januar 1939 bis zum 23. April 1943 war Manfred Litten der Direktor des Bauernhofs Hachschara für jüdische Jugendliche, die dort auf den Umzug nach Palästina vorbereitet wurden.
Als die Nazis die Niederlande okkupierten, gingen die Familie Litten und die Jugendlichen des Bauernhofs in den Untergrund. Die Familie hat sich getrennt und niemals wieder getroffen. Manfred Litten und seine Frau Janse wurden in dieser Zeit überzeugte Mitglieder des Widerstands. Der sechsjährige Sohn Gideon wurde bei der Familie Ten Berge in Amersfoort versteckt.
Manfred Litten wurde gefangen genommen und im Mai 1943 nach Westerbork verschleppt. Von dort wurde er am 4. September 1944 mit dem Transport XXIV/7 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 1. Oktober 1944 ist er mit dem Transport EM-115 nach Auschwitz gekommen, wo er am 28. Februar 1945 starb. (4)
Freunde von Manfred Litten haben dem Sohn erzählt, wie sie versucht haben, diesen zu überreden, auch nach Palästina auszuwandern. Das hat er aber abgelehnt, einerseits weil ihm seine Arbeit sehr wichtig war, anderseits, weil er davon überzeugt war, dass seine Hebräischkenntnisse nicht für das Leben in Palästina ausreichen würden. Er wollte erst dann emigrieren, wenn seine Sprachkenntnisse gut genug wären.
Manfred Litten hatte sein Schicksal vermutlich schon geahnt: Einem Jungen vom Bauernhof, der nach Palästina ausgewandert war, gab er ein Fotoalbum von sich und seiner Familie mit. Er bat ihn, in dem Fall, dass ihm etwas passiert, seinen Sohn im bar-mitzwa-Alter zu suchen, um ihm das Album als Erinnerung an seine Eltern zu überreichen. Der Junge hat das später getan und Gideon Lottan in der Zeit seiner bar mitzwa gefunden. So hat Gideon Lottan wenigstens Fotos von seiner Eltern, die er persönlich kaum kannte.
Gideon Lottan, der Sohn Manfred Littens, wohnt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Israel und tut alles um die Erinnerung an seine Eltern wach zu halten, wie er in einem Gespräch mit uns, im Dezember 2009, erzählte.
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von den Stipendiat/innen des Programms Berlin-Stipendien der Stiftung EVZ 2009/10.
Manfred Litten besuchte in Posen bis April 1921 das Staatliche Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Als Polen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die bis dahin noch deutsche Stadt Posen annektierte, übersiedelte die Familie nach Berlin. Dort besuchte Manfred Litten die Treitschke-Schule in Berlin-Wilmersdorf, wo er 1930 die Reifeprüfung bestand.
Aus einem persönlichen Gespräch mit seinem Sohn, Gideon Lottan, erfuhren wir, dass Manfred Litten schon als junger Mann ein überzeugter Zionist war. Er war Mitglied eines zionistischen religiösen Jugendverbands, später selbst Leiter desselben.
Von 1930 bis 1933 studierte Manfred Litten an der Philosophischen Fakultät der Berliner Universität, vor allem Geschichte und Geographie, worin er auch promovierte. (2) Sein Doktorvater war Professor Dr. Walther Vogel, der sich für ihn vor dem Universitätsrat einsetzte und während der stetig steigenden Behinderungen auf Grund seiner jüdischen Herkunft stark unterstützte. Seine Doktorarbeit trägt den Titel Die politischen Parteien Hollands von 1848-1914. Als Teil seines Studiums arbeitete er ab dem Sommersemester 1933 bis Januar 1934 in der Amsterdamer Universitätsbibliothek. Damit Litten auch als Nichtarier promovieren durfte, musste er eine Sonderzulassung beantragen, welche ihm gewährt wurde. Sein Doktorzeugnis erhielt er am 11. November 1935.
Nachdem er den Doktortitel erworben hatte, arbeitete Manfred Litten als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium. Dort hat er seine spätere Ehefrau, Janse Schoschana Serlui kennengelernt. Sie ist in Amsterdam geboren und arbeitete als Kindergärtnerin in einem Waisenhaus namens Beit Ahavah. Manfred und Janse haben am 14. Juni 1935 geheiratet. (3) Im Jahre 1936 sind sie zuerst nach Danzig und von dort in die Niederlande ins Exil gegangen, weil sie gehofft haben, dass die Niederlande ein sicherer Ort für sie sein würde.
Manfred hatte einen Bruder, Harry. Er studierte ebenfalls an der Berliner Universität und hat einen Abschluss in einem geisteswissenschaftlichen Fach erlangt. Harry ist im Jahre 1936 nach Palästina ausgewandert und am 26. Mai 1948 bei einer Bombardierung während des israelischen Unabhängigkeitskrieges ums Leben gekommen.
In Danzing hat Manfred Litten wiederum als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium gearbeitet. Am 7. August 1936 wurde dort der einzige Sohn des Ehepaars, Gideon Leo Lottan, geboren. Der Sohn ist das einzige Familienmitglied, das den Krieg überlebt hat.
Im Zeitraum von Januar 1939 bis zum 23. April 1943 war Manfred Litten der Direktor des Bauernhofs Hachschara für jüdische Jugendliche, die dort auf den Umzug nach Palästina vorbereitet wurden.
Als die Nazis die Niederlande okkupierten, gingen die Familie Litten und die Jugendlichen des Bauernhofs in den Untergrund. Die Familie hat sich getrennt und niemals wieder getroffen. Manfred Litten und seine Frau Janse wurden in dieser Zeit überzeugte Mitglieder des Widerstands. Der sechsjährige Sohn Gideon wurde bei der Familie Ten Berge in Amersfoort versteckt.
Manfred Litten wurde gefangen genommen und im Mai 1943 nach Westerbork verschleppt. Von dort wurde er am 4. September 1944 mit dem Transport XXIV/7 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 1. Oktober 1944 ist er mit dem Transport EM-115 nach Auschwitz gekommen, wo er am 28. Februar 1945 starb. (4)
Freunde von Manfred Litten haben dem Sohn erzählt, wie sie versucht haben, diesen zu überreden, auch nach Palästina auszuwandern. Das hat er aber abgelehnt, einerseits weil ihm seine Arbeit sehr wichtig war, anderseits, weil er davon überzeugt war, dass seine Hebräischkenntnisse nicht für das Leben in Palästina ausreichen würden. Er wollte erst dann emigrieren, wenn seine Sprachkenntnisse gut genug wären.
Manfred Litten hatte sein Schicksal vermutlich schon geahnt: Einem Jungen vom Bauernhof, der nach Palästina ausgewandert war, gab er ein Fotoalbum von sich und seiner Familie mit. Er bat ihn, in dem Fall, dass ihm etwas passiert, seinen Sohn im bar-mitzwa-Alter zu suchen, um ihm das Album als Erinnerung an seine Eltern zu überreichen. Der Junge hat das später getan und Gideon Lottan in der Zeit seiner bar mitzwa gefunden. So hat Gideon Lottan wenigstens Fotos von seiner Eltern, die er persönlich kaum kannte.
Gideon Lottan, der Sohn Manfred Littens, wohnt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Israel und tut alles um die Erinnerung an seine Eltern wach zu halten, wie er in einem Gespräch mit uns, im Dezember 2009, erzählte.
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von den Stipendiat/innen des Programms Berlin-Stipendien der Stiftung EVZ 2009/10.
Manfred Ralf Litten wurde am 20. Januar 1909 in Posen (heute Poznań in Polen), als Sohn von Raphael Litten und seiner Ehefrau Gertrud (geb. Loewy) geboren. (1)
Manfred Litten besuchte in Posen bis April 1921 das Staatliche Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Als Polen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die bis dahin noch deutsche Stadt Posen annektierte, übersiedelte die Familie nach Berlin. Dort besuchte Manfred Litten die Treitschke-Schule in Berlin-Wilmersdorf, wo er 1930 die Reifeprüfung bestand.
Aus einem persönlichen Gespräch mit seinem Sohn, Gideon Lottan, erfuhren wir, dass Manfred Litten schon als junger Mann ein überzeugter Zionist war. Er war Mitglied eines zionistischen religiösen Jugendverbands, später selbst Leiter desselben.
Von 1930 bis 1933 studierte Manfred Litten an der Philosophischen Fakultät der Berliner Universität, vor allem Geschichte und Geographie, worin er auch promovierte. (2) Sein Doktorvater war Professor Dr. Walther Vogel, der sich für ihn vor dem Universitätsrat einsetzte und während der stetig steigenden Behinderungen auf Grund seiner jüdischen Herkunft stark unterstützte. Seine Doktorarbeit trägt den Titel Die politischen Parteien Hollands von 1848-1914. Als Teil seines Studiums arbeitete er ab dem Sommersemester 1933 bis Januar 1934 in der Amsterdamer Universitätsbibliothek. Damit Litten auch als Nichtarier promovieren durfte, musste er eine Sonderzulassung beantragen, welche ihm gewährt wurde. Sein Doktorzeugnis erhielt er am 11. November 1935.
Nachdem er den Doktortitel erworben hatte, arbeitete Manfred Litten als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium. Dort hat er seine spätere Ehefrau, Janse Schoschana Serlui kennengelernt. Sie ist in Amsterdam geboren und arbeitete als Kindergärtnerin in einem Waisenhaus namens Beit Ahavah. Manfred und Janse haben am 14. Juni 1935 geheiratet. (3) Im Jahre 1936 sind sie zuerst nach Danzig und von dort in die Niederlande ins Exil gegangen, weil sie gehofft haben, dass die Niederlande ein sicherer Ort für sie sein würde.
Manfred hatte einen Bruder, Harry. Er studierte ebenfalls an der Berliner Universität und hat einen Abschluss in einem geisteswissenschaftlichen Fach erlangt. Harry ist im Jahre 1936 nach Palästina ausgewandert und am 26. Mai 1948 bei einer Bombardierung während des israelischen Unabhängigkeitskrieges ums Leben gekommen.
In Danzing hat Manfred Litten wiederum als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium gearbeitet. Am 7. August 1936 wurde dort der einzige Sohn des Ehepaars, Gideon Leo Lottan, geboren. Der Sohn ist das einzige Familienmitglied, das den Krieg überlebt hat.
Im Zeitraum von Januar 1939 bis zum 23. April 1943 war Manfred Litten der Direktor des Bauernhofs Hachschara für jüdische Jugendliche, die dort auf den Umzug nach Palästina vorbereitet wurden.
Als die Nazis die Niederlande okkupierten, gingen die Familie Litten und die Jugendlichen des Bauernhofs in den Untergrund. Die Familie hat sich getrennt und niemals wieder getroffen. Manfred Litten und seine Frau Janse wurden in dieser Zeit überzeugte Mitglieder des Widerstands. Der sechsjährige Sohn Gideon wurde bei der Familie Ten Berge in Amersfoort versteckt.
Manfred Litten wurde gefangen genommen und im Mai 1943 nach Westerbork verschleppt. Von dort wurde er am 4. September 1944 mit dem Transport XXIV/7 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 1. Oktober 1944 ist er mit dem Transport EM-115 nach Auschwitz gekommen, wo er am 28. Februar 1945 starb. (4)
Freunde von Manfred Litten haben dem Sohn erzählt, wie sie versucht haben, diesen zu überreden, auch nach Palästina auszuwandern. Das hat er aber abgelehnt, einerseits weil ihm seine Arbeit sehr wichtig war, anderseits, weil er davon überzeugt war, dass seine Hebräischkenntnisse nicht für das Leben in Palästina ausreichen würden. Er wollte erst dann emigrieren, wenn seine Sprachkenntnisse gut genug wären.
Manfred Litten hatte sein Schicksal vermutlich schon geahnt: Einem Jungen vom Bauernhof, der nach Palästina ausgewandert war, gab er ein Fotoalbum von sich und seiner Familie mit. Er bat ihn, in dem Fall, dass ihm etwas passiert, seinen Sohn im bar-mitzwa-Alter zu suchen, um ihm das Album als Erinnerung an seine Eltern zu überreichen. Der Junge hat das später getan und Gideon Lottan in der Zeit seiner bar mitzwa gefunden. So hat Gideon Lottan wenigstens Fotos von seiner Eltern, die er persönlich kaum kannte.
Gideon Lottan, der Sohn Manfred Littens, wohnt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Israel und tut alles um die Erinnerung an seine Eltern wach zu halten, wie er in einem Gespräch mit uns, im Dezember 2009, erzählte.
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von den Stipendiat/innen des Programms Berlin-Stipendien der Stiftung EVZ 2009/10.
Manfred Litten besuchte in Posen bis April 1921 das Staatliche Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Als Polen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die bis dahin noch deutsche Stadt Posen annektierte, übersiedelte die Familie nach Berlin. Dort besuchte Manfred Litten die Treitschke-Schule in Berlin-Wilmersdorf, wo er 1930 die Reifeprüfung bestand.
Aus einem persönlichen Gespräch mit seinem Sohn, Gideon Lottan, erfuhren wir, dass Manfred Litten schon als junger Mann ein überzeugter Zionist war. Er war Mitglied eines zionistischen religiösen Jugendverbands, später selbst Leiter desselben.
Von 1930 bis 1933 studierte Manfred Litten an der Philosophischen Fakultät der Berliner Universität, vor allem Geschichte und Geographie, worin er auch promovierte. (2) Sein Doktorvater war Professor Dr. Walther Vogel, der sich für ihn vor dem Universitätsrat einsetzte und während der stetig steigenden Behinderungen auf Grund seiner jüdischen Herkunft stark unterstützte. Seine Doktorarbeit trägt den Titel Die politischen Parteien Hollands von 1848-1914. Als Teil seines Studiums arbeitete er ab dem Sommersemester 1933 bis Januar 1934 in der Amsterdamer Universitätsbibliothek. Damit Litten auch als Nichtarier promovieren durfte, musste er eine Sonderzulassung beantragen, welche ihm gewährt wurde. Sein Doktorzeugnis erhielt er am 11. November 1935.
Nachdem er den Doktortitel erworben hatte, arbeitete Manfred Litten als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium. Dort hat er seine spätere Ehefrau, Janse Schoschana Serlui kennengelernt. Sie ist in Amsterdam geboren und arbeitete als Kindergärtnerin in einem Waisenhaus namens Beit Ahavah. Manfred und Janse haben am 14. Juni 1935 geheiratet. (3) Im Jahre 1936 sind sie zuerst nach Danzig und von dort in die Niederlande ins Exil gegangen, weil sie gehofft haben, dass die Niederlande ein sicherer Ort für sie sein würde.
Manfred hatte einen Bruder, Harry. Er studierte ebenfalls an der Berliner Universität und hat einen Abschluss in einem geisteswissenschaftlichen Fach erlangt. Harry ist im Jahre 1936 nach Palästina ausgewandert und am 26. Mai 1948 bei einer Bombardierung während des israelischen Unabhängigkeitskrieges ums Leben gekommen.
In Danzing hat Manfred Litten wiederum als Lehrer in einem jüdischen Gymnasium gearbeitet. Am 7. August 1936 wurde dort der einzige Sohn des Ehepaars, Gideon Leo Lottan, geboren. Der Sohn ist das einzige Familienmitglied, das den Krieg überlebt hat.
Im Zeitraum von Januar 1939 bis zum 23. April 1943 war Manfred Litten der Direktor des Bauernhofs Hachschara für jüdische Jugendliche, die dort auf den Umzug nach Palästina vorbereitet wurden.
Als die Nazis die Niederlande okkupierten, gingen die Familie Litten und die Jugendlichen des Bauernhofs in den Untergrund. Die Familie hat sich getrennt und niemals wieder getroffen. Manfred Litten und seine Frau Janse wurden in dieser Zeit überzeugte Mitglieder des Widerstands. Der sechsjährige Sohn Gideon wurde bei der Familie Ten Berge in Amersfoort versteckt.
Manfred Litten wurde gefangen genommen und im Mai 1943 nach Westerbork verschleppt. Von dort wurde er am 4. September 1944 mit dem Transport XXIV/7 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 1. Oktober 1944 ist er mit dem Transport EM-115 nach Auschwitz gekommen, wo er am 28. Februar 1945 starb. (4)
Freunde von Manfred Litten haben dem Sohn erzählt, wie sie versucht haben, diesen zu überreden, auch nach Palästina auszuwandern. Das hat er aber abgelehnt, einerseits weil ihm seine Arbeit sehr wichtig war, anderseits, weil er davon überzeugt war, dass seine Hebräischkenntnisse nicht für das Leben in Palästina ausreichen würden. Er wollte erst dann emigrieren, wenn seine Sprachkenntnisse gut genug wären.
Manfred Litten hatte sein Schicksal vermutlich schon geahnt: Einem Jungen vom Bauernhof, der nach Palästina ausgewandert war, gab er ein Fotoalbum von sich und seiner Familie mit. Er bat ihn, in dem Fall, dass ihm etwas passiert, seinen Sohn im bar-mitzwa-Alter zu suchen, um ihm das Album als Erinnerung an seine Eltern zu überreichen. Der Junge hat das später getan und Gideon Lottan in der Zeit seiner bar mitzwa gefunden. So hat Gideon Lottan wenigstens Fotos von seiner Eltern, die er persönlich kaum kannte.
Gideon Lottan, der Sohn Manfred Littens, wohnt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Israel und tut alles um die Erinnerung an seine Eltern wach zu halten, wie er in einem Gespräch mit uns, im Dezember 2009, erzählte.
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von den Stipendiat/innen des Programms Berlin-Stipendien der Stiftung EVZ 2009/10.