Location
Unter den Linden 6
District
Mitte
Stone was laid
July 2010
Born
15 April 1910 in Fürth
Occupation
Maschinenschlosser
Forced Labour
Maschinenschlosser
Verhaftet
03 November 1936
in
Berlin
Verhaftet
November 1936 to January 1941
in
Polizeigefängnis Magdeburg
Deportation
on 22 January 1941
to
Buchenwald
Later deported
on 07 July 1942
to
Dachau
Later deported
on 07 October 1942
to
Hartheim, Tötungsanstalt
Murdered
1942
Mein im Konzentrationslager Dachau ums Leben gekommener Ehemann Walter Herz, geb. 15.04.1910 Fürth/Bayern, hat in den Jahren 1929-1933 Jura und Nationalökonomie studiert. Er legte im Jahre 1933 bereits unter für jüdische Kandidaten erschwerten Bedingungen sein Referendarexamen in Berlin ab. Jedoch wurden ihm weitere Ausbildung, Anstellung im Staatsdienst und damit überhaupt jegliche Erwerbstätigkeit im Anschluss an sein juristisches Studium unmöglich gemacht durch die nationalsozialistischen Rassengesetze. (1)
Mit diesen Worten beginnt die Eidesstattliche Erklärung, welche die Witwe von Walter Herz, Hanna Herz (geb. Levy am 15. Januar 1911 in Essen), am 6. November 1956 aus Stockholm an die Entschädigungsbehörde in Berlin richtet.
Hanna Levy und Walter Herz kannten sich schon viele Jahre von gemeinsamen Aktivitäten in der linken deutsch-jüdischen Jugendgruppe Schwarzer Haufen und ihrer gemeinsamen Studienzeit in Berlin, bevor sie am 12. August 1935 heirateten. (2)
Am Beispiel dieses jungen Paares zeigt sich, wie stark der Nationalsozialismus in das Privatleben eingriff. Beide mussten ihr Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität aufgeben. Die neuen Gesetze erlaubten ihnen keine Zukunft als Juristen, und so war es für Walter Herz unmöglich, das zweite Staatsexamen abzulegen. Er war daher gezwungen, sich auf einen anderen Beruf als den juristischen vorzubereiten, um so schnell wie möglich Geld zu verdienen - einen Beruf, der als Broterwerb denkbar war, auch, falls er später gezwungen sein sollte, aus Deutschland auszuwandern. So begann Walter Herz im Herbst 1933 eine Lehre als Maschinenschlosser, die er noch abschließen konnte. (3)
Im Jahre 1936 zog Hannas Mutter, Frida Levy, aus Wuppertal zu den beiden in die Eislebener Straße 7 nach Berlin. Ihr Mann, Fritz Levy, war kurz zuvor verstorben und drei ihrer Kinder waren schon im Exil in Sicherheit. Wahrscheinlich zog sie zu ihrer Tochter und dem Schwiegersohn, um die gemeinsame Emigration vorzubereiten. Die Geschwister taten im Ausland ihr Möglichstes, um die Schwester, die Mutter und den Schwager ins Exil zu holen.
Walter Herz und seine Ehefrau hatten sich in einer trotzkistischen Gruppe in Berlin-Charlottenburg engagiert und wurden am 3. oder 4. November 1936 verhaftet und ins Polizeigefängis Magdeburg eingeliefert. (4) Dazu schrieb seine Frau später in Schweden:
Die Ausbildung in seinem zweiten Berufe als Maschinenschlosser war abgeschlossen, und wir glaubten uns endlich sicher vor weiteren Verfolgungen des Regimes, als die Verhaftung im November 1936 eine weitere Berufsausübung unmöglich machte. (5)
In den folgenden Jahren versuchte Frida Levy alles nur erdenklich Mögliche, um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn aus dem Gefängnis zu befreien und ins Exil zu bringen. So schrieb sie mehrmals an die Staatsanwaltschaft, dass es für die beiden Auswanderungsplätze auf einem Gut in Jugoslawien und für Palästina gebe. (6) Doch all diese Bitten halfen nichts und Walter Herz wurde am 18. November 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrenverlust verurteilt. (7)
Die Eltern von Walter Herz, Julius und Nelly Herz, schafften es, im März 1938 nach New York auszuwandern. (8) Ihren einzigen Sohn mussten sie in Deutschland zurücklassen. Auch Hanna Herz konnte nach ihrer Freilassung im Mai 1939 zu ihrem Bruder Berthold nach Schweden flüchten, von wo aus sie versuchte, ihre Mutter und ihren Ehemann aus Deutschland herauszuholen. (9)
Nach der Emigration der Ehefrau und der Eltern von Walter Herz war seine Schwiegermutter Frida Levy die einzige Kontaktperson von Walter Herz, die sich noch in Deutschland befand. Sie tat alles in ihrer Macht Stehende und kehrte sogar von Reisen aus den sicheren Exilländern Palästina und Schweden zurück, um ihrem Schwiegersohn nahe zu sein und diesem zu helfen, wie ein umfangreicher Briefverkehr mit Bekannten und Behörden bezeugt. (10)
Vom 7. August 1940 ist ein Schreiben von Frida Levy an die Reichsanwaltschaft erhalten geblieben, in dem sie um Verkürzung der Reststrafe (sie sollte im November enden) bittet:
Zur Begründung führe ich folgendes an: Mein Schwiegersohn hat die Möglichkeit, nach Schweden einzuwandern. Ob die Möglichkeit einer Auswanderung nach Beendigung der Strafzeit noch bestehen wird, erscheint sehr fraglich. [...] Da infolge des Krieges die Auswanderungsmöglichkeiten sich sehr verringert haben, liegt es mir am Herzen, dass mein Schwiegersohn von dieser sich bietenden Gelegenheit Gebrauch machen kann. (11)
Doch am 8. Oktober 1940 entschied die Gestapo:
Mit Rücksicht auf die derzeitigen außenpolitischen Verhältnisse wird eine Auswanderung praktisch unmöglich sein. Es erscheint zweckmäßig, das Gesuch abzulehnen, selbst wenn der Verurteilte alle zur Ausreise notwendigen Papiere besitzen sollte. (12)
Am 25. Januar 1942 wurde Frida Levy von Berlin nach Riga deportiert und kam dort ums Leben. (13) Nun war Walter Herz als einziger seiner Familie in Deutschland zurückgeblieben. Er wurde trotz des Endes seiner Haftzeit nicht entlassen, sondern am 22. Januar 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert und von dort nach Dachau verlegt, wo er am 7. Juli 1942 aufgenommen wurde. (14) Die anstrengenden sechs Jahre der Haft dürften ihn zu diesem Zeitpunkt völlig entkräftet und körperlich mitgenommen haben, denn am 7. Oktober 1942 wurde er von Dachau im Rahmen der Aktion 14f13, einer Mordaktion an kranken und arbeitsunfähigen KZ-Häftlingen, in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz verlegt und dort in der Gaskammer ermordet. (15)
Laut der gefälschten Todesurkunde starb er am 13. Oktober 1942 in Dachau (der wahre Todesort Hartheim sollte nicht erscheinen) an Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung. (16) Die Urne mit der Asche wurde am 23. Februar 1943 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. (17) Im Februar 1943 erschien in der Zeitung Der Aufbau in New York folgende Todesanzeige:
Wir erhielten die traurige Nachricht, dass uns unser einziger geliebter Sohn - Walter Herz - im Alter von 32 Jahren im Konzentrationslager durch den Tod entrissen wurde. Im Namen der Hinterbliebenen. Julius Herz u. Frau Nelly, geb. Rose. (18)
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von der Frida-Levy-Gesamtschule Essen.
Mit diesen Worten beginnt die Eidesstattliche Erklärung, welche die Witwe von Walter Herz, Hanna Herz (geb. Levy am 15. Januar 1911 in Essen), am 6. November 1956 aus Stockholm an die Entschädigungsbehörde in Berlin richtet.
Hanna Levy und Walter Herz kannten sich schon viele Jahre von gemeinsamen Aktivitäten in der linken deutsch-jüdischen Jugendgruppe Schwarzer Haufen und ihrer gemeinsamen Studienzeit in Berlin, bevor sie am 12. August 1935 heirateten. (2)
Am Beispiel dieses jungen Paares zeigt sich, wie stark der Nationalsozialismus in das Privatleben eingriff. Beide mussten ihr Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität aufgeben. Die neuen Gesetze erlaubten ihnen keine Zukunft als Juristen, und so war es für Walter Herz unmöglich, das zweite Staatsexamen abzulegen. Er war daher gezwungen, sich auf einen anderen Beruf als den juristischen vorzubereiten, um so schnell wie möglich Geld zu verdienen - einen Beruf, der als Broterwerb denkbar war, auch, falls er später gezwungen sein sollte, aus Deutschland auszuwandern. So begann Walter Herz im Herbst 1933 eine Lehre als Maschinenschlosser, die er noch abschließen konnte. (3)
Im Jahre 1936 zog Hannas Mutter, Frida Levy, aus Wuppertal zu den beiden in die Eislebener Straße 7 nach Berlin. Ihr Mann, Fritz Levy, war kurz zuvor verstorben und drei ihrer Kinder waren schon im Exil in Sicherheit. Wahrscheinlich zog sie zu ihrer Tochter und dem Schwiegersohn, um die gemeinsame Emigration vorzubereiten. Die Geschwister taten im Ausland ihr Möglichstes, um die Schwester, die Mutter und den Schwager ins Exil zu holen.
Walter Herz und seine Ehefrau hatten sich in einer trotzkistischen Gruppe in Berlin-Charlottenburg engagiert und wurden am 3. oder 4. November 1936 verhaftet und ins Polizeigefängis Magdeburg eingeliefert. (4) Dazu schrieb seine Frau später in Schweden:
Die Ausbildung in seinem zweiten Berufe als Maschinenschlosser war abgeschlossen, und wir glaubten uns endlich sicher vor weiteren Verfolgungen des Regimes, als die Verhaftung im November 1936 eine weitere Berufsausübung unmöglich machte. (5)
In den folgenden Jahren versuchte Frida Levy alles nur erdenklich Mögliche, um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn aus dem Gefängnis zu befreien und ins Exil zu bringen. So schrieb sie mehrmals an die Staatsanwaltschaft, dass es für die beiden Auswanderungsplätze auf einem Gut in Jugoslawien und für Palästina gebe. (6) Doch all diese Bitten halfen nichts und Walter Herz wurde am 18. November 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrenverlust verurteilt. (7)
Die Eltern von Walter Herz, Julius und Nelly Herz, schafften es, im März 1938 nach New York auszuwandern. (8) Ihren einzigen Sohn mussten sie in Deutschland zurücklassen. Auch Hanna Herz konnte nach ihrer Freilassung im Mai 1939 zu ihrem Bruder Berthold nach Schweden flüchten, von wo aus sie versuchte, ihre Mutter und ihren Ehemann aus Deutschland herauszuholen. (9)
Nach der Emigration der Ehefrau und der Eltern von Walter Herz war seine Schwiegermutter Frida Levy die einzige Kontaktperson von Walter Herz, die sich noch in Deutschland befand. Sie tat alles in ihrer Macht Stehende und kehrte sogar von Reisen aus den sicheren Exilländern Palästina und Schweden zurück, um ihrem Schwiegersohn nahe zu sein und diesem zu helfen, wie ein umfangreicher Briefverkehr mit Bekannten und Behörden bezeugt. (10)
Vom 7. August 1940 ist ein Schreiben von Frida Levy an die Reichsanwaltschaft erhalten geblieben, in dem sie um Verkürzung der Reststrafe (sie sollte im November enden) bittet:
Zur Begründung führe ich folgendes an: Mein Schwiegersohn hat die Möglichkeit, nach Schweden einzuwandern. Ob die Möglichkeit einer Auswanderung nach Beendigung der Strafzeit noch bestehen wird, erscheint sehr fraglich. [...] Da infolge des Krieges die Auswanderungsmöglichkeiten sich sehr verringert haben, liegt es mir am Herzen, dass mein Schwiegersohn von dieser sich bietenden Gelegenheit Gebrauch machen kann. (11)
Doch am 8. Oktober 1940 entschied die Gestapo:
Mit Rücksicht auf die derzeitigen außenpolitischen Verhältnisse wird eine Auswanderung praktisch unmöglich sein. Es erscheint zweckmäßig, das Gesuch abzulehnen, selbst wenn der Verurteilte alle zur Ausreise notwendigen Papiere besitzen sollte. (12)
Am 25. Januar 1942 wurde Frida Levy von Berlin nach Riga deportiert und kam dort ums Leben. (13) Nun war Walter Herz als einziger seiner Familie in Deutschland zurückgeblieben. Er wurde trotz des Endes seiner Haftzeit nicht entlassen, sondern am 22. Januar 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert und von dort nach Dachau verlegt, wo er am 7. Juli 1942 aufgenommen wurde. (14) Die anstrengenden sechs Jahre der Haft dürften ihn zu diesem Zeitpunkt völlig entkräftet und körperlich mitgenommen haben, denn am 7. Oktober 1942 wurde er von Dachau im Rahmen der Aktion 14f13, einer Mordaktion an kranken und arbeitsunfähigen KZ-Häftlingen, in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz verlegt und dort in der Gaskammer ermordet. (15)
Laut der gefälschten Todesurkunde starb er am 13. Oktober 1942 in Dachau (der wahre Todesort Hartheim sollte nicht erscheinen) an Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung. (16) Die Urne mit der Asche wurde am 23. Februar 1943 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. (17) Im Februar 1943 erschien in der Zeitung Der Aufbau in New York folgende Todesanzeige:
Wir erhielten die traurige Nachricht, dass uns unser einziger geliebter Sohn - Walter Herz - im Alter von 32 Jahren im Konzentrationslager durch den Tod entrissen wurde. Im Namen der Hinterbliebenen. Julius Herz u. Frau Nelly, geb. Rose. (18)
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von der Frida-Levy-Gesamtschule Essen.
Mein im Konzentrationslager Dachau ums Leben gekommener Ehemann Walter Herz, geb. 15.04.1910 Fürth/Bayern, hat in den Jahren 1929-1933 Jura und Nationalökonomie studiert. Er legte im Jahre 1933 bereits unter für jüdische Kandidaten erschwerten Bedingungen sein Referendarexamen in Berlin ab. Jedoch wurden ihm weitere Ausbildung, Anstellung im Staatsdienst und damit überhaupt jegliche Erwerbstätigkeit im Anschluss an sein juristisches Studium unmöglich gemacht durch die nationalsozialistischen Rassengesetze. (1)
Mit diesen Worten beginnt die Eidesstattliche Erklärung, welche die Witwe von Walter Herz, Hanna Herz (geb. Levy am 15. Januar 1911 in Essen), am 6. November 1956 aus Stockholm an die Entschädigungsbehörde in Berlin richtet.
Hanna Levy und Walter Herz kannten sich schon viele Jahre von gemeinsamen Aktivitäten in der linken deutsch-jüdischen Jugendgruppe Schwarzer Haufen und ihrer gemeinsamen Studienzeit in Berlin, bevor sie am 12. August 1935 heirateten. (2)
Am Beispiel dieses jungen Paares zeigt sich, wie stark der Nationalsozialismus in das Privatleben eingriff. Beide mussten ihr Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität aufgeben. Die neuen Gesetze erlaubten ihnen keine Zukunft als Juristen, und so war es für Walter Herz unmöglich, das zweite Staatsexamen abzulegen. Er war daher gezwungen, sich auf einen anderen Beruf als den juristischen vorzubereiten, um so schnell wie möglich Geld zu verdienen - einen Beruf, der als Broterwerb denkbar war, auch, falls er später gezwungen sein sollte, aus Deutschland auszuwandern. So begann Walter Herz im Herbst 1933 eine Lehre als Maschinenschlosser, die er noch abschließen konnte. (3)
Im Jahre 1936 zog Hannas Mutter, Frida Levy, aus Wuppertal zu den beiden in die Eislebener Straße 7 nach Berlin. Ihr Mann, Fritz Levy, war kurz zuvor verstorben und drei ihrer Kinder waren schon im Exil in Sicherheit. Wahrscheinlich zog sie zu ihrer Tochter und dem Schwiegersohn, um die gemeinsame Emigration vorzubereiten. Die Geschwister taten im Ausland ihr Möglichstes, um die Schwester, die Mutter und den Schwager ins Exil zu holen.
Walter Herz und seine Ehefrau hatten sich in einer trotzkistischen Gruppe in Berlin-Charlottenburg engagiert und wurden am 3. oder 4. November 1936 verhaftet und ins Polizeigefängis Magdeburg eingeliefert. (4) Dazu schrieb seine Frau später in Schweden:
Die Ausbildung in seinem zweiten Berufe als Maschinenschlosser war abgeschlossen, und wir glaubten uns endlich sicher vor weiteren Verfolgungen des Regimes, als die Verhaftung im November 1936 eine weitere Berufsausübung unmöglich machte. (5)
In den folgenden Jahren versuchte Frida Levy alles nur erdenklich Mögliche, um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn aus dem Gefängnis zu befreien und ins Exil zu bringen. So schrieb sie mehrmals an die Staatsanwaltschaft, dass es für die beiden Auswanderungsplätze auf einem Gut in Jugoslawien und für Palästina gebe. (6) Doch all diese Bitten halfen nichts und Walter Herz wurde am 18. November 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrenverlust verurteilt. (7)
Die Eltern von Walter Herz, Julius und Nelly Herz, schafften es, im März 1938 nach New York auszuwandern. (8) Ihren einzigen Sohn mussten sie in Deutschland zurücklassen. Auch Hanna Herz konnte nach ihrer Freilassung im Mai 1939 zu ihrem Bruder Berthold nach Schweden flüchten, von wo aus sie versuchte, ihre Mutter und ihren Ehemann aus Deutschland herauszuholen. (9)
Nach der Emigration der Ehefrau und der Eltern von Walter Herz war seine Schwiegermutter Frida Levy die einzige Kontaktperson von Walter Herz, die sich noch in Deutschland befand. Sie tat alles in ihrer Macht Stehende und kehrte sogar von Reisen aus den sicheren Exilländern Palästina und Schweden zurück, um ihrem Schwiegersohn nahe zu sein und diesem zu helfen, wie ein umfangreicher Briefverkehr mit Bekannten und Behörden bezeugt. (10)
Vom 7. August 1940 ist ein Schreiben von Frida Levy an die Reichsanwaltschaft erhalten geblieben, in dem sie um Verkürzung der Reststrafe (sie sollte im November enden) bittet:
Zur Begründung führe ich folgendes an: Mein Schwiegersohn hat die Möglichkeit, nach Schweden einzuwandern. Ob die Möglichkeit einer Auswanderung nach Beendigung der Strafzeit noch bestehen wird, erscheint sehr fraglich. [...] Da infolge des Krieges die Auswanderungsmöglichkeiten sich sehr verringert haben, liegt es mir am Herzen, dass mein Schwiegersohn von dieser sich bietenden Gelegenheit Gebrauch machen kann. (11)
Doch am 8. Oktober 1940 entschied die Gestapo:
Mit Rücksicht auf die derzeitigen außenpolitischen Verhältnisse wird eine Auswanderung praktisch unmöglich sein. Es erscheint zweckmäßig, das Gesuch abzulehnen, selbst wenn der Verurteilte alle zur Ausreise notwendigen Papiere besitzen sollte. (12)
Am 25. Januar 1942 wurde Frida Levy von Berlin nach Riga deportiert und kam dort ums Leben. (13) Nun war Walter Herz als einziger seiner Familie in Deutschland zurückgeblieben. Er wurde trotz des Endes seiner Haftzeit nicht entlassen, sondern am 22. Januar 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert und von dort nach Dachau verlegt, wo er am 7. Juli 1942 aufgenommen wurde. (14) Die anstrengenden sechs Jahre der Haft dürften ihn zu diesem Zeitpunkt völlig entkräftet und körperlich mitgenommen haben, denn am 7. Oktober 1942 wurde er von Dachau im Rahmen der Aktion 14f13, einer Mordaktion an kranken und arbeitsunfähigen KZ-Häftlingen, in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz verlegt und dort in der Gaskammer ermordet. (15)
Laut der gefälschten Todesurkunde starb er am 13. Oktober 1942 in Dachau (der wahre Todesort Hartheim sollte nicht erscheinen) an Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung. (16) Die Urne mit der Asche wurde am 23. Februar 1943 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. (17) Im Februar 1943 erschien in der Zeitung Der Aufbau in New York folgende Todesanzeige:
Wir erhielten die traurige Nachricht, dass uns unser einziger geliebter Sohn - Walter Herz - im Alter von 32 Jahren im Konzentrationslager durch den Tod entrissen wurde. Im Namen der Hinterbliebenen. Julius Herz u. Frau Nelly, geb. Rose. (18)
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von der Frida-Levy-Gesamtschule Essen.
Mit diesen Worten beginnt die Eidesstattliche Erklärung, welche die Witwe von Walter Herz, Hanna Herz (geb. Levy am 15. Januar 1911 in Essen), am 6. November 1956 aus Stockholm an die Entschädigungsbehörde in Berlin richtet.
Hanna Levy und Walter Herz kannten sich schon viele Jahre von gemeinsamen Aktivitäten in der linken deutsch-jüdischen Jugendgruppe Schwarzer Haufen und ihrer gemeinsamen Studienzeit in Berlin, bevor sie am 12. August 1935 heirateten. (2)
Am Beispiel dieses jungen Paares zeigt sich, wie stark der Nationalsozialismus in das Privatleben eingriff. Beide mussten ihr Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität aufgeben. Die neuen Gesetze erlaubten ihnen keine Zukunft als Juristen, und so war es für Walter Herz unmöglich, das zweite Staatsexamen abzulegen. Er war daher gezwungen, sich auf einen anderen Beruf als den juristischen vorzubereiten, um so schnell wie möglich Geld zu verdienen - einen Beruf, der als Broterwerb denkbar war, auch, falls er später gezwungen sein sollte, aus Deutschland auszuwandern. So begann Walter Herz im Herbst 1933 eine Lehre als Maschinenschlosser, die er noch abschließen konnte. (3)
Im Jahre 1936 zog Hannas Mutter, Frida Levy, aus Wuppertal zu den beiden in die Eislebener Straße 7 nach Berlin. Ihr Mann, Fritz Levy, war kurz zuvor verstorben und drei ihrer Kinder waren schon im Exil in Sicherheit. Wahrscheinlich zog sie zu ihrer Tochter und dem Schwiegersohn, um die gemeinsame Emigration vorzubereiten. Die Geschwister taten im Ausland ihr Möglichstes, um die Schwester, die Mutter und den Schwager ins Exil zu holen.
Walter Herz und seine Ehefrau hatten sich in einer trotzkistischen Gruppe in Berlin-Charlottenburg engagiert und wurden am 3. oder 4. November 1936 verhaftet und ins Polizeigefängis Magdeburg eingeliefert. (4) Dazu schrieb seine Frau später in Schweden:
Die Ausbildung in seinem zweiten Berufe als Maschinenschlosser war abgeschlossen, und wir glaubten uns endlich sicher vor weiteren Verfolgungen des Regimes, als die Verhaftung im November 1936 eine weitere Berufsausübung unmöglich machte. (5)
In den folgenden Jahren versuchte Frida Levy alles nur erdenklich Mögliche, um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn aus dem Gefängnis zu befreien und ins Exil zu bringen. So schrieb sie mehrmals an die Staatsanwaltschaft, dass es für die beiden Auswanderungsplätze auf einem Gut in Jugoslawien und für Palästina gebe. (6) Doch all diese Bitten halfen nichts und Walter Herz wurde am 18. November 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrenverlust verurteilt. (7)
Die Eltern von Walter Herz, Julius und Nelly Herz, schafften es, im März 1938 nach New York auszuwandern. (8) Ihren einzigen Sohn mussten sie in Deutschland zurücklassen. Auch Hanna Herz konnte nach ihrer Freilassung im Mai 1939 zu ihrem Bruder Berthold nach Schweden flüchten, von wo aus sie versuchte, ihre Mutter und ihren Ehemann aus Deutschland herauszuholen. (9)
Nach der Emigration der Ehefrau und der Eltern von Walter Herz war seine Schwiegermutter Frida Levy die einzige Kontaktperson von Walter Herz, die sich noch in Deutschland befand. Sie tat alles in ihrer Macht Stehende und kehrte sogar von Reisen aus den sicheren Exilländern Palästina und Schweden zurück, um ihrem Schwiegersohn nahe zu sein und diesem zu helfen, wie ein umfangreicher Briefverkehr mit Bekannten und Behörden bezeugt. (10)
Vom 7. August 1940 ist ein Schreiben von Frida Levy an die Reichsanwaltschaft erhalten geblieben, in dem sie um Verkürzung der Reststrafe (sie sollte im November enden) bittet:
Zur Begründung führe ich folgendes an: Mein Schwiegersohn hat die Möglichkeit, nach Schweden einzuwandern. Ob die Möglichkeit einer Auswanderung nach Beendigung der Strafzeit noch bestehen wird, erscheint sehr fraglich. [...] Da infolge des Krieges die Auswanderungsmöglichkeiten sich sehr verringert haben, liegt es mir am Herzen, dass mein Schwiegersohn von dieser sich bietenden Gelegenheit Gebrauch machen kann. (11)
Doch am 8. Oktober 1940 entschied die Gestapo:
Mit Rücksicht auf die derzeitigen außenpolitischen Verhältnisse wird eine Auswanderung praktisch unmöglich sein. Es erscheint zweckmäßig, das Gesuch abzulehnen, selbst wenn der Verurteilte alle zur Ausreise notwendigen Papiere besitzen sollte. (12)
Am 25. Januar 1942 wurde Frida Levy von Berlin nach Riga deportiert und kam dort ums Leben. (13) Nun war Walter Herz als einziger seiner Familie in Deutschland zurückgeblieben. Er wurde trotz des Endes seiner Haftzeit nicht entlassen, sondern am 22. Januar 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert und von dort nach Dachau verlegt, wo er am 7. Juli 1942 aufgenommen wurde. (14) Die anstrengenden sechs Jahre der Haft dürften ihn zu diesem Zeitpunkt völlig entkräftet und körperlich mitgenommen haben, denn am 7. Oktober 1942 wurde er von Dachau im Rahmen der Aktion 14f13, einer Mordaktion an kranken und arbeitsunfähigen KZ-Häftlingen, in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz verlegt und dort in der Gaskammer ermordet. (15)
Laut der gefälschten Todesurkunde starb er am 13. Oktober 1942 in Dachau (der wahre Todesort Hartheim sollte nicht erscheinen) an Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung. (16) Die Urne mit der Asche wurde am 23. Februar 1943 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. (17) Im Februar 1943 erschien in der Zeitung Der Aufbau in New York folgende Todesanzeige:
Wir erhielten die traurige Nachricht, dass uns unser einziger geliebter Sohn - Walter Herz - im Alter von 32 Jahren im Konzentrationslager durch den Tod entrissen wurde. Im Namen der Hinterbliebenen. Julius Herz u. Frau Nelly, geb. Rose. (18)
Die Patenschaft für den Stolperstein wurde übernommen von der Frida-Levy-Gesamtschule Essen.