Hermann Rosenthal

Verlegeort
Admiralstraße 19
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Geboren
27. Oktober 1896 in New York
Beruf
Bäcker
Deportation
am 10. Januar 1944 nach Theresienstadt
Überlebt

Hermann Harry Rosenthal wurde am 27. Oktober 1896 in New York als Sohn von Jakob und Sarah Rosenthal geboren. Die Eltern waren deutsche Staatsbürger und kehrten mit ihrem Sohn ein Jahr nach dessen Geburt in ihre Heimat, die Provinz Posen, zurück. Zwei Jahre später starb überraschend Hermanns Vater. Die Mutter zog in der Folge dieses tragischen Verlustes nach Berlin und übergab die Erziehung ihres Sohnes Hermann bis zu seinem 14. Lebensjahr dem Friedrich-Wilhelm-Städtischen Waisenhaus. Von 1902 bis 1910 ging der im Waisenhaus lebende Hermann Rosenthal auf die 300. Gemeindeschule in der Ostender Straße in Berlin-Wedding. Von Juli 1911 bis Januar 1915 absolvierte er im Anschluss bei Bäckermeister Nathan Lewin in der Neuen Königstraße 5–6 in Berlin-Mitte eine Lehre als Bäcker und Konditor. Er arbeitete nur wenige Monate als Bäckergeselle bei seinem Lehrmeister, bis er zum Kriegsdienst einberufen wurde. Vom 21. September 1915 bis zum 22. Oktober 1917 war er als Soldat an der Westfront eingesetzt. Bei Verdun wurde er am 25. Oktober 1915 durch einen Granatsplitter am Knie schwer verletzt. Die Folgen der Verletzung verkürzten zwar Hermann Rosenthals Zeit beim Militär, beeinträchtigten aber bis 1928 sein Arbeitsleben. Sein Knie war nicht mehr normal belastbar und so musste er seinen erlernten Beruf aufgeben. Unter anderem arbeitete er 1918 mehrere Monate lang als Schuhsohlenzuschneider. <br />
1920 lernte er Johanne Emilia Walli Heckert kennen und heiratete sie am 15. Juli 1920 vor dem Standesamt Neukölln. Die am 13. November 1899 geborene Johanne stammte aus dem zu Neukölln gehörenden Rixdorf. Während Hermann Rosenthal, wie seine Eltern und der Bruder Alexander, der jüdischen Gemeinde angehörte, galt dies nicht für Johanne. Nach 1933 wurde die Ehe von Hermann und Johanne Rosenthal als „privilegierte Mischehe“ und ihr am 8. Februar 1924 geborener Sohn Hermann Karl Richard Rosenthal als „Mischling I. Grades“ bewertet. Die dreiköpfige Familie lebte in Berlin Kreuzberg, die vorwiegende Zeit in der Admiralstraße 19. Zeitweilig lebte auch der am 14. Juni 1924 geborene Neffe von Hermann Rosenthal, Horst Paulus, mit im Haushalt. 1929 verbesserte sich die wirtschaftliche Situation von Hermann Rosenthal und seiner Familie. Hermann Rosenthal fand eine Anstellung als Betriebskontrolleuer für die "Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend e.G." in der Rittergutstraße in Berlin-Lichtenberg. Er war dort für die Überwachung des Bäckereibereichs zuständig und verdiente mit 300 RM monatlich gut. Zudem konnte er seine Fachkenntnisse als Bäckermeister einbringen. Zur Genossenschaft gehörten neben der Brotfabrik auch noch eine Fleisch- und Wurstfabrik, ein Verwaltungsgebäude und Mietshäuser. <br />
Am 1. April 1933 verlor Hermann Rosenthal infolge der antijüdischen Maßnahmen im Reich seine Stelle bei der Genossenschaft und wurde arbeitslos. Erst ein Jahr später, im Mai 1934, fand er einen neuen Arbeitsplatz, fünf Jahre war als Fabrikarbeiter bei einer jüdischen Mützenfabrik tätig. Vom 13. Februar 1939 bis zum 1. April 1942 arbeitete er beim jüdischen Nachrichtenblatt, der letzten nach der Pogromnacht von 1938 noch zugelassenen jüdischen Zeitung in Deutschland. Ab 1938 musste er den Zwangsvornamen „Israel“ benutzen und ab 1939 eine „Kennkarte“ für Juden mit sich führen. Als in „privilegierte Mischehe“ lebender Jude blieb ihm nur das Tragen des gelben Sterns als zusätzliche Kennzeichnung für Juden ab 1941 erspart. Ab April 1942 musste Hermann Rosenthal, von Werkschutz bewacht, Zwangsarbeit im Mauser-Werk Berlin-Tegel in der Eichbornstraße in den Werkshallen der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) leisten. Für den Rüstungsbetrieb musste er trotz seiner einschränkenden Knieverletzung aus dem Ersten Weltkrieg schwere Erdarbeiten mit dem Spaten durchführen. Von September 1942 bis 27. Februar 1943 war er bei der Iris Type GmbH (Erich Vester) am Kottbusser Ufer 41 eingesetzt. Hier waren ausschließlich Juden in Zwangsarbeit beschäftigt. Am 27. Februar 1943 wurden im Rahmen der „Fabrikaktion“ alle dort tätigen Juden von der Gestapo abgeholt und zur Synagoge in die Levetzowstraße gebracht. Hermann Rosenthal kam mit anderen per LKW von dort in die Rosenstraße und wurde nach zehn Tagen Haft als in „Mischehe“ lebender Jude wieder entlassen. Vom 29. April 1943 bis zum 6. Januar 1944 war Hermann Rosenthal erneut als Zwangsarbeiter in den chemisch-technischen Wiederinstandsetzungswerkstätten der Firma „Kranol“ von Ferdinand Kranefeld (Sitz: Spandauer Str. 35) am Standort Köpenicker Straße eingesetzt. Er musste benutzte Stahlhelme reinigen und Nieten erneuern. Am 7. Januar 1944 wurde Hermann Rosenthal in seiner Wohnung von der Gestapo abgeholt und in die Sammelstelle in die große Hamburger Straße gebracht. Am 10. Januar 1944 wurde er nach Theresienstadt (Lfd Nr. 190, I/105) deportiert. In der Deportationsliste beschrieb die Gestapo den Transport als „Wohnsitzverlegung der nicht mehr bestehenden privilegierten Mischehen“. Das Ehepaar Rosenthal hatte sich also anscheinend getrennt. <br />
Hermann Rosenthal erlebte im Mai 1945 die Befreiung von Theresienstadt. Im Juli 1945 verließ er das Lager, ging nach Berlin und wanderte am 2. Januar 1947 in die USA aus. Mit ihm gingen seine zweite Ehefrau Johanna, geb. Levy, (*8.5.1902, Neudamm) und sein Sohn Hermann. Als „Mischling I. Grades“ war dieser von September 1944 bis zur Befreiung 1945 bei der Organisation Todt zwangsverpflichtet gewesen. Hermann Rosenthals Bruder Alexander blieb in Berlin. <br />

Hermann Harry Rosenthal wurde am 27. Oktober 1896 in New York als Sohn von Jakob und Sarah Rosenthal geboren. Die Eltern waren deutsche Staatsbürger und kehrten mit ihrem Sohn ein Jahr nach dessen Geburt in ihre Heimat, die Provinz Posen, zurück. Zwei Jahre später starb überraschend Hermanns Vater. Die Mutter zog in der Folge dieses tragischen Verlustes nach Berlin und übergab die Erziehung ihres Sohnes Hermann bis zu seinem 14. Lebensjahr dem Friedrich-Wilhelm-Städtischen Waisenhaus. Von 1902 bis 1910 ging der im Waisenhaus lebende Hermann Rosenthal auf die 300. Gemeindeschule in der Ostender Straße in Berlin-Wedding. Von Juli 1911 bis Januar 1915 absolvierte er im Anschluss bei Bäckermeister Nathan Lewin in der Neuen Königstraße 5–6 in Berlin-Mitte eine Lehre als Bäcker und Konditor. Er arbeitete nur wenige Monate als Bäckergeselle bei seinem Lehrmeister, bis er zum Kriegsdienst einberufen wurde. Vom 21. September 1915 bis zum 22. Oktober 1917 war er als Soldat an der Westfront eingesetzt. Bei Verdun wurde er am 25. Oktober 1915 durch einen Granatsplitter am Knie schwer verletzt. Die Folgen der Verletzung verkürzten zwar Hermann Rosenthals Zeit beim Militär, beeinträchtigten aber bis 1928 sein Arbeitsleben. Sein Knie war nicht mehr normal belastbar und so musste er seinen erlernten Beruf aufgeben. Unter anderem arbeitete er 1918 mehrere Monate lang als Schuhsohlenzuschneider.
1920 lernte er Johanne Emilia Walli Heckert kennen und heiratete sie am 15. Juli 1920 vor dem Standesamt Neukölln. Die am 13. November 1899 geborene Johanne stammte aus dem zu Neukölln gehörenden Rixdorf. Während Hermann Rosenthal, wie seine Eltern und der Bruder Alexander, der jüdischen Gemeinde angehörte, galt dies nicht für Johanne. Nach 1933 wurde die Ehe von Hermann und Johanne Rosenthal als „privilegierte Mischehe“ und ihr am 8. Februar 1924 geborener Sohn Hermann Karl Richard Rosenthal als „Mischling I. Grades“ bewertet. Die dreiköpfige Familie lebte in Berlin Kreuzberg, die vorwiegende Zeit in der Admiralstraße 19. Zeitweilig lebte auch der am 14. Juni 1924 geborene Neffe von Hermann Rosenthal, Horst Paulus, mit im Haushalt. 1929 verbesserte sich die wirtschaftliche Situation von Hermann Rosenthal und seiner Familie. Hermann Rosenthal fand eine Anstellung als Betriebskontrolleuer für die "Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend e.G." in der Rittergutstraße in Berlin-Lichtenberg. Er war dort für die Überwachung des Bäckereibereichs zuständig und verdiente mit 300 RM monatlich gut. Zudem konnte er seine Fachkenntnisse als Bäckermeister einbringen. Zur Genossenschaft gehörten neben der Brotfabrik auch noch eine Fleisch- und Wurstfabrik, ein Verwaltungsgebäude und Mietshäuser.
Am 1. April 1933 verlor Hermann Rosenthal infolge der antijüdischen Maßnahmen im Reich seine Stelle bei der Genossenschaft und wurde arbeitslos. Erst ein Jahr später, im Mai 1934, fand er einen neuen Arbeitsplatz, fünf Jahre war als Fabrikarbeiter bei einer jüdischen Mützenfabrik tätig. Vom 13. Februar 1939 bis zum 1. April 1942 arbeitete er beim jüdischen Nachrichtenblatt, der letzten nach der Pogromnacht von 1938 noch zugelassenen jüdischen Zeitung in Deutschland. Ab 1938 musste er den Zwangsvornamen „Israel“ benutzen und ab 1939 eine „Kennkarte“ für Juden mit sich führen. Als in „privilegierte Mischehe“ lebender Jude blieb ihm nur das Tragen des gelben Sterns als zusätzliche Kennzeichnung für Juden ab 1941 erspart. Ab April 1942 musste Hermann Rosenthal, von Werkschutz bewacht, Zwangsarbeit im Mauser-Werk Berlin-Tegel in der Eichbornstraße in den Werkshallen der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) leisten. Für den Rüstungsbetrieb musste er trotz seiner einschränkenden Knieverletzung aus dem Ersten Weltkrieg schwere Erdarbeiten mit dem Spaten durchführen. Von September 1942 bis 27. Februar 1943 war er bei der Iris Type GmbH (Erich Vester) am Kottbusser Ufer 41 eingesetzt. Hier waren ausschließlich Juden in Zwangsarbeit beschäftigt. Am 27. Februar 1943 wurden im Rahmen der „Fabrikaktion“ alle dort tätigen Juden von der Gestapo abgeholt und zur Synagoge in die Levetzowstraße gebracht. Hermann Rosenthal kam mit anderen per LKW von dort in die Rosenstraße und wurde nach zehn Tagen Haft als in „Mischehe“ lebender Jude wieder entlassen. Vom 29. April 1943 bis zum 6. Januar 1944 war Hermann Rosenthal erneut als Zwangsarbeiter in den chemisch-technischen Wiederinstandsetzungswerkstätten der Firma „Kranol“ von Ferdinand Kranefeld (Sitz: Spandauer Str. 35) am Standort Köpenicker Straße eingesetzt. Er musste benutzte Stahlhelme reinigen und Nieten erneuern. Am 7. Januar 1944 wurde Hermann Rosenthal in seiner Wohnung von der Gestapo abgeholt und in die Sammelstelle in die große Hamburger Straße gebracht. Am 10. Januar 1944 wurde er nach Theresienstadt (Lfd Nr. 190, I/105) deportiert. In der Deportationsliste beschrieb die Gestapo den Transport als „Wohnsitzverlegung der nicht mehr bestehenden privilegierten Mischehen“. Das Ehepaar Rosenthal hatte sich also anscheinend getrennt.
Hermann Rosenthal erlebte im Mai 1945 die Befreiung von Theresienstadt. Im Juli 1945 verließ er das Lager, ging nach Berlin und wanderte am 2. Januar 1947 in die USA aus. Mit ihm gingen seine zweite Ehefrau Johanna, geb. Levy, (*8.5.1902, Neudamm) und sein Sohn Hermann. Als „Mischling I. Grades“ war dieser von September 1944 bis zur Befreiung 1945 bei der Organisation Todt zwangsverpflichtet gewesen. Hermann Rosenthals Bruder Alexander blieb in Berlin.