Hermann Loi

Verlegeort
Bayerische Straße 33
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
06. Juni 2018
Geboren
22. Juni 1885 in Berlin
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga
Ermordet
18. August 1942 in Riga

Hermann Loi wurde am 22. Juni 1885 in Berlin geboren. Er war ursprünglich russischer Staatsangehöriger, galt später jedoch als staatenlos. Seine Eltern waren Ascher Loi (geboren 20.7.1859 in Warschau, ebenfalls ursprünglich russisch, später staatenlos), von Beruf Stepper, und die am 9. Juni 1862 geborene Anna Loi, née Domp. Sie hatten zwei weitere Söhne (Gustav *1883 und Julius *1886). 

Wir wissen wenig über Hermann. Offenbar machte er eine Banklehre, arbeitete auch als Bankbeamter, aber seine Übernahme in den preußischen Beamtenstand wurde in den 20er Jahren abgelehnt – vermutlich weil er als staatenlos galt.  Offenbar war er weniger erfolgreich als seine Brüder, die später laut Adressbuch eigene Wohnungen hatten, Gustav als Kaufmann, Julius betrieb einen Waschsalon. Hermann hingegen blieb ledig und wohnte weiterhin bei den Eltern, bzw. bei der Mutter, nachdem der Vater um 1911 gestorben war. Später wurde er nur noch als Hilfsarbeiter bezeichnet und war zwischenzeitlich als Maschinen-Arbeiter im WWF-Werk (226b Möllendorfstraße) registriert – möglicherweise war er dort in der NS-Zeit als Zwangsarbeiter eingesetzt.

Nach dem Tod des Vater zog er 1913 mit seiner Mutter von der Lothringer Straße 80 (heute Torstraße) in die Düsseldorfer Straße 44/45. 1935 wechselte Anna Loi in die Bayerischen Straße 33 und Hermann mit ihr. Zwei Tage vor der Volkszählung vom 17. Mai 1939 kam Anna in das Wohnheim der Jüdischen Gemeinde in der Auguststraße 14/15, daher wurde in der Bayerischen Straße nur Hermann in der Sonderkartei für Juden erfasst. Anna verstarb vermutlich bald in dem Wohnheim, Hermann musste die Wohnung in der Bayerischen Straße im Juni 1942 verlassen und – wahrscheinlich zwangsweise – ein Zimmer in Untermiete bei Alexander und Bertha Hofbauer in der Fasanenstraße 73, Gartenhaus 1. Stock beziehen. 

Wenige Wochen darauf wurde Hermann Loi am 15. August 1942 mit dem „18. Osttransport“ nach Riga deportiert und drei Tage später erschossen.

Hermanns Bruder Gustav starb im Oktober 1936. Seine Witwe Emma geb. Sethge sowie Hermanns Bruder Julius   tauchen in keinem Gedenkbuch auf, so dass man hoffen kann, dass sie den NS-Schergen entkommen konnten. 

Hermanns letzte Vermieter, Alexander Hofbauer und Bertha geb. Gutkind wurden am 19. April 1943 nach Theresienstadt deportiert und am folgenden 6. September nach Auschwitz weiter verschleppt und dort ermordet.