Hedwig Löwenthal geb. Lemke

Verlegeort
Danziger Str. 112
Historischer Name
Danziger Str. 50
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
27. August 2021
Geboren
03. April 1886 in Kreis Königsberg (Brandenburg)
Überlebt

Hedwig Lemke wurde am 03.04.1886 im Kreis Königsberg in der Neumark geboren. Die Familie muss wenige Jahre nach ihrere Geburt nach Berlin gezogen sein, denn Hedwig besuchte bereits in Berlin die Schule, später die Handelsschule und war danach als Kontoristin und Buchhalterin berufstätig.

1914 heiratete sie den Kaufmann Max Westphal, der 1918 im 1. Weltkrieg als Soldat ums Leben kam. Aus dieser Ehe stammte der Sohn Hanswerner.

Am 19.01.1922 ging Hedwig ihre 2. Ehe mit dem Kaufmann Erich Löwenthal ein. Hedwig, der Sohn Hanswerner und Erich wohnten in die Lippehner Str. 6 in Prenzlauer Berg.

1925 machte sich Erich Löwenthal mit einer Lederstanzerei selbständig.

Im Jahre 1931 zogen Erich, Hedwig und Hanswerner in die Danziger Str. 50 (heute Danziger Str. 112).

Ab 1935 wird Erich im Berliner Adressbuch nicht mehr als Kaufmann genannt, sondern als Lederstanzer.  Im Zuge der Nazi-Gesetzgebung zur „Arisierung“ der Wirtschaft durfte der nach NS-Rassengesetzgebung „jüdische“ Erich sein Geschäft nicht weiter betreiben. Die christlich getaufte Hedwig übernahm die Betriebsführung mit dem Sohn Hanswerner. Erich durfte sie dabei „unterstützen“ – wie Hedwig in ihrem Antrag auf Anerkennung als OdF (Opfer des Faschismus) im Dezember 1945 beschrieb. 

Durch Hedwigs Weigerung, sich vom jüdischen Ehemann scheiden zu lassen, lebten sie in einer sogenannten „Mischehe“. Das bewahrte Erich vor der Deportation und rettete ihm so das Leben ….. aber schützte beide nicht vor den alltäglichen NS-Schikanen wie Entrechtung und Demütigung durch Kennzeichnung de Lebensmittelkarten, geringere Lebensmittelrationen, keine Kleiderkarten und vieler weiterer Ausgrenzungen. Gemeinsam ertrugen sie alle Schikanen bis zum April 1945 …. Es tobte die Schlacht um Berlin und Erich wurde genau 5 Wochen vor Kriegsende durch einen Granatwerferbeschuss schwer verwundet. Er starb in einem Lazarett in der Christburger Straße.

Der Sohn Hanswerner kehrte aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr heim.

Hedwig überlebte die Kriegsgeschehnisse in der Danziger Str. 50 (heute Nr. 112).  Nach dem Krieg lebte sie bis zu ihrem Tod im Nachbarhaus Danziger Str. Nr. 49 (heute Nr. 110).