Ida Holdstein geb. Rosenfeld

Verlegeort
Dirschauer Str. 13
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
07. Oktober 2020
Geboren
12. September 1912 in Przemyśl (Galizien)
Beruf
Expedientin
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Ermordet
27. Mai 1942 in Łódź / Litzmannstadt

Ida Rosenfeld kam am 12. September 1912 in Przemyśl (Galizien) als Tochter des jüdischen Kaufmanns Isaak Rosenfeld und dessen Ehefrau Chaje Riwe „Regina“, geb. Kaufmann, zur Welt. <br />
Przemyśl, heute im äußersten Südosten Polens, an der Grenze zur Ukraine gelegen, war damals Teil des Habsburgerreichs. Unmittelbar nach Idas Geburt übersiedelte die Familie nach Berlin, wo ihr Vater im Erdgeschoss der Palisadenstraße 57 im Bezirk Friedrichshain eine Eierhandlung betrieb. Am 28. Februar 1914 kam ihre jüngere Schwester Selma zur Welt. <br />
Wahrscheinlich wurde Isaak Rosenfeld im Ersten Weltkrieg als Soldat eingezogen, denn im Berliner Adressbuch des Jahres 1917 ist Idas Mutter Regina als Haushaltsvorstand eingetragen und führte die Eierhandlung. <br />
Über das Leben der Familie Rosenfeld im Berlin der Weimarer Republik sind keine Informationen erhalten. Isaak Rosenfeld ist zu einem unbekannten Zeitpunkt verstorben – möglicherweise ist er bereits im Krieg gefallen. Im Berliner Adressbuch ist die Familie in den 1920er-Jahren nicht verzeichnet – wahrscheinlich lebte Ida mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in Berlin bei Verwandten oder zur Untermiete. <br />
Seit ca. 1930 hatten sie dann eine eigene Wohnung in der Simplonstraße 32, Idas Mutter bestritt den Lebensunterhalt der Familie als „Handelsfrau“. Sie verzogen etwa 1934 in die Dirschauer Straße 13. <br />
Ida Rosenfeld erlernte den Beruf der Expedientin, das heißt, sie war für das Kassen- und Rechnungswesen sowie für die Aktenverwaltung in einer Institution zuständig. Sie heiratete am 2. Oktober 1936 Alfred Holdstein, geboren am 24. Mai 1911 in Graudenz (Westpreußen). Zum Zeitpunkt der Eheschließung war er kaufmännischer Angestellter im Kaufhaus Leo Bry in Friedenau, Ida war arbeitslos. Nach der Hochzeit wohnte das junge Ehepaar bei Idas Mutter in einer Drei-Zimmer-Wohnung im ersten Stock des Vorderhauses der Dirschauer Straße 13. <br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen das Ehepaar Holdstein. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. <br />
Da Leo Bry, der Eigentümer des Kaufhauses, in dem Idas Mann arbeitete, Jude war, wurde das Geschäft in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 völlig demoliert, die Waren geplündert und nach dieser Nacht nicht mehr geöffnet. Alfred Holdstein, der bis dahin ein recht gutes Einkommen gehabt hatte, das der Familie eine bürgerliche Lebensführung ermöglichte, war nun arbeitslos. Er wurde später u. a. bei der Tiefbau-Firma Otto Trebitz zur Zwangsarbeit verpflichtet. <br />
Idas jüngere Schwester Selma heiratete 1940 Alfreds jüngeren Bruder Reinhard Holdstein. Die beiden lebten bei Alfreds und Reinhards Eltern in der Schreinerstraße 21.<br />
Regina Rosenfeld, Ida und Alfred Holdstein wurden am 18. Oktober 1941 vom Bahnhof Grunewald mit dem „1. Osttransport“ in das Ghetto Lodz deportiert. Dort fanden sie Unterkunft im Bleicherweg 4/42. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten Zwangsarbeit leisten, litten unter Unterernährung, starben massenhaft an Krankheiten oder erfroren im Winter. Die engen und unzureichenden Wohnverhältnisse sowie die untragbare hygienische Situation trugen ebenfalls zur hohen Sterberate bei. Idas Mutter Regina Rosenfeld kam im Ghetto Lodz am 13. Mai 1942 ums Leben. Nur zwei Wochen später, am 27. Mai, starb auch Ida im Alter von nur 29 Jahren. Ihr Mann Alfred wurde im Zuge der Liquidierung des Lodzer Ghettos am 6. Juli 1944 in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) deportiert und ermordet.<br />
Idas jüngere Schwester Selma Holdstein wurde am 2. März 1943 mit ihren Schwiegereltern nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Idas Schwager Reinhard Holdstein wurde zwei Tage später nach Auschwitz deportiert und zur Zwangsarbeit selektiert. Er überlebte mehrere Konzentrationslager und wanderte nach dem Krieg in die USA aus.<br />
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Ida Rosenfeld kam am 12. September 1912 in Przemyśl (Galizien) als Tochter des jüdischen Kaufmanns Isaak Rosenfeld und dessen Ehefrau Chaje Riwe „Regina“, geb. Kaufmann, zur Welt.
Przemyśl, heute im äußersten Südosten Polens, an der Grenze zur Ukraine gelegen, war damals Teil des Habsburgerreichs. Unmittelbar nach Idas Geburt übersiedelte die Familie nach Berlin, wo ihr Vater im Erdgeschoss der Palisadenstraße 57 im Bezirk Friedrichshain eine Eierhandlung betrieb. Am 28. Februar 1914 kam ihre jüngere Schwester Selma zur Welt.
Wahrscheinlich wurde Isaak Rosenfeld im Ersten Weltkrieg als Soldat eingezogen, denn im Berliner Adressbuch des Jahres 1917 ist Idas Mutter Regina als Haushaltsvorstand eingetragen und führte die Eierhandlung.
Über das Leben der Familie Rosenfeld im Berlin der Weimarer Republik sind keine Informationen erhalten. Isaak Rosenfeld ist zu einem unbekannten Zeitpunkt verstorben – möglicherweise ist er bereits im Krieg gefallen. Im Berliner Adressbuch ist die Familie in den 1920er-Jahren nicht verzeichnet – wahrscheinlich lebte Ida mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in Berlin bei Verwandten oder zur Untermiete.
Seit ca. 1930 hatten sie dann eine eigene Wohnung in der Simplonstraße 32, Idas Mutter bestritt den Lebensunterhalt der Familie als „Handelsfrau“. Sie verzogen etwa 1934 in die Dirschauer Straße 13.
Ida Rosenfeld erlernte den Beruf der Expedientin, das heißt, sie war für das Kassen- und Rechnungswesen sowie für die Aktenverwaltung in einer Institution zuständig. Sie heiratete am 2. Oktober 1936 Alfred Holdstein, geboren am 24. Mai 1911 in Graudenz (Westpreußen). Zum Zeitpunkt der Eheschließung war er kaufmännischer Angestellter im Kaufhaus Leo Bry in Friedenau, Ida war arbeitslos. Nach der Hochzeit wohnte das junge Ehepaar bei Idas Mutter in einer Drei-Zimmer-Wohnung im ersten Stock des Vorderhauses der Dirschauer Straße 13.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen das Ehepaar Holdstein. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.
Da Leo Bry, der Eigentümer des Kaufhauses, in dem Idas Mann arbeitete, Jude war, wurde das Geschäft in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 völlig demoliert, die Waren geplündert und nach dieser Nacht nicht mehr geöffnet. Alfred Holdstein, der bis dahin ein recht gutes Einkommen gehabt hatte, das der Familie eine bürgerliche Lebensführung ermöglichte, war nun arbeitslos. Er wurde später u. a. bei der Tiefbau-Firma Otto Trebitz zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Idas jüngere Schwester Selma heiratete 1940 Alfreds jüngeren Bruder Reinhard Holdstein. Die beiden lebten bei Alfreds und Reinhards Eltern in der Schreinerstraße 21.
Regina Rosenfeld, Ida und Alfred Holdstein wurden am 18. Oktober 1941 vom Bahnhof Grunewald mit dem „1. Osttransport“ in das Ghetto Lodz deportiert. Dort fanden sie Unterkunft im Bleicherweg 4/42. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten Zwangsarbeit leisten, litten unter Unterernährung, starben massenhaft an Krankheiten oder erfroren im Winter. Die engen und unzureichenden Wohnverhältnisse sowie die untragbare hygienische Situation trugen ebenfalls zur hohen Sterberate bei. Idas Mutter Regina Rosenfeld kam im Ghetto Lodz am 13. Mai 1942 ums Leben. Nur zwei Wochen später, am 27. Mai, starb auch Ida im Alter von nur 29 Jahren. Ihr Mann Alfred wurde im Zuge der Liquidierung des Lodzer Ghettos am 6. Juli 1944 in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) deportiert und ermordet.
Idas jüngere Schwester Selma Holdstein wurde am 2. März 1943 mit ihren Schwiegereltern nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Idas Schwager Reinhard Holdstein wurde zwei Tage später nach Auschwitz deportiert und zur Zwangsarbeit selektiert. Er überlebte mehrere Konzentrationslager und wanderte nach dem Krieg in die USA aus.