Dr. Paul Braun

Verlegeort
Else-Lasker-Schüler-Str. 11
Historischer Name
Motzstr. 88 bzw. Mackensenstr. 11
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
14. August 2013
Geboren
18. Februar 1898 in Berlin
Beruf
Bankbeamter und Privatsekretär
Flucht
März 1933 Flucht nach Frankreich
Verhaftet
17. August 1942 im Lager Vénissieux bei Lyon
Verhaftet
29. August 1942 im Sammellager Drancy
Deportation
am 02. September 1942 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Paul Ernst Braun wurde am 18. Februar 1898 als Sohn des Kaufmanns Benno Braun (1856-1929) und seiner Eherfrau Alice, geborene Joelsohn (1873-1942) in Berlin geboren. Der Vater stammte aus Posen, die Mutter aus Berlin. 1903 kam seine Schwester Henriette auf die Welt, die später Pianistin wurde und den nichtjüdischen Schauspieler Wolfgang Kühne (1905-1969) heiratete. Sein Vater war Teilhaber im Unternehmen des Schwiegervaters Julius Joelsohn, einer Firma für "Confectionsstoffe en gros", die um die Jahrhundertwende am Hausvogteiplatz 12, dem Zentrum der Berliner Konfektion, residierte.<br />
Zum Zeitpunkt von Paul Brauns Geburt wohnten die Eltern in der Kochstraße 59 im Berliner Zeitungsviertel. Danach lebten sie laut Berliner Adressbuch kurz in der Magdeburger Straße 31 (heute: Kluckstraße) im Tiergarten, um dann in die Motzstraße 88 zu ziehen. Vater Benno war im Vorstand der jüdischen Gemeinde, und Paul Braun erhielt Privatunterricht bei Gemeinderabbiner Leo Baeck, dem Repräsentanten des liberalen Judentums. Bis zur Reifeprüfung im Jahr 1915 besuchte Paul Braun das Königliche Wilhelm-Gymnasium und studiete danach in Berlin und Heidelberg Jura und Nationalökonomie. Während des Ersten Weltkriegs war er nach der Erinnerung seiner Witwe als freiwilliger Sanitäter an der Ostfront. In Heidelberg promovierte er 1919 zum Dr. phil. und 1922 zum Dr. jur.. Dort lernte Paul Braun auch seine zukünftige Ehefrau Emilie Melchior kennen: Die 1897 in Hamburg geborene, aus einer jüdischen Großbürgerfamilie stammende, aber getraufte junge Frau studierte ebenfalls Jura.<br />
Paul Braun kehrte nach dem Studium nach Berlin zurück und arbeitete nacheinander bei der Berliner Handelsgesellschaft, bei der Garantie- und Kreditbank und bei der Tuchfabrik Tannenbaum, Pariser & Co. in Luckenwalde, deren Teilhaber sein Vater war. Ende 1930 wurde er Privatsekretär bei Salman Schocken, dem Inhaber des damals bekanngen Warenhauskonzerns. Am 31. August 1926 hatte Paul Braun in einer liberalen Bonner Synagoge Emilie Melchior geheiratet, die 1924 zum Judentum zurückgekehrt war. Am 27. Juni 1927 wurde der Sohn Otte Melchior Benno, genannt Peter, geboren. Den Winter 1926/27 verbrachte das junge Ehepaar zur Untermiete bei einem Zahnarzt in der Marburger Straße, im Frühjahr 1927 zogen sie in eine kleine möblierte Wohnung in der Gluckstraße in Lankwitz. Im Jahr 1929 starb der Vater von Paul Braun und sein Sohn Peter erkrankte an Tbc. Emilie Braun reiste mit dem Sohn in die Schweiz, wo dieser die nächsten Jahre verbringen musste und immer wieder von ihr besucht wurde. Paul Braun zog zu seiner Mutter in die Motzstraße.<br />
Vier Tage nach dem Inkrafttreten des "Ermächtigungsgesetzes" vom 24. März 1933 emigrieten Paul Braun und seine Ehefrau nach Frankreich. Dort lebte die Familie anfangs in Bourg-la-Reine und dann in Neuilly, einem bürgerlichen Vorort von Paris. Den Lebensunterhalt verdiente Paul Braun bis Kriegsbeginn als Selbstständiger: zurerst mit einer kleinen Textilfirma und dann als juristischer Berater. 1935 verlor er durch eine Operation ein Auge.<br />
Im Juni 1940 wurde Paul Braun als "feindlicher Ausländer" im Lager Falaise in der Normandie interniert. nach der Freilassung meldete er sich zu einer der Armee angegliederten "Arbeitseinheit" - für Emigranten eine Möglichkeit neben der Fremdenlegion. Sohn Peter wurde zu den Großeltern in einen Badeort in der Nähe von Bordeau geschickt. Emilie Braun kam 19410 für drei Monate in das berüchtigte Internierungslager Gurs am Fuße der Pyrenäen. 1941 war die Familie wieder zusammen. Die Eltern lebten dann als Kleinbauern in dem Dorf Olette in den Pyrenäen. Am 17.8.1942 reiste Paul Braun nach Lyon und geriet dort in eine Razzia. Über das Lager Vénissieux bei Lyon wurde er in das Sammellager- und Durchgangslager Drancy nordöstlicher von Paris gebracht und von dort am 2. Sepember 1942 nach Auschwitz. Von den 1000 Deportierten überlebten etwa 30. Paul Braun war nicht darunter. <br />
Emilie Braun und der Sohn Peter (nun Pierre) aber überlebten den Krieg - Emilie zuletzt unter falschem Namen als Dienstmagd. Pierre bei den Partisanen. Beide hatten sich der Résistance angeschlossen. Emilie Braun ging 1950 nach Israel und starb dort 1991, Pierre Braun blieb in Frankreich, wurde Jurist und Professor in Limoges. Er starb 1996.<br />
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Paul Ernst Braun wurde am 18. Februar 1898 als Sohn des Kaufmanns Benno Braun (1856-1929) und seiner Eherfrau Alice, geborene Joelsohn (1873-1942) in Berlin geboren. Der Vater stammte aus Posen, die Mutter aus Berlin. 1903 kam seine Schwester Henriette auf die Welt, die später Pianistin wurde und den nichtjüdischen Schauspieler Wolfgang Kühne (1905-1969) heiratete. Sein Vater war Teilhaber im Unternehmen des Schwiegervaters Julius Joelsohn, einer Firma für "Confectionsstoffe en gros", die um die Jahrhundertwende am Hausvogteiplatz 12, dem Zentrum der Berliner Konfektion, residierte.
Zum Zeitpunkt von Paul Brauns Geburt wohnten die Eltern in der Kochstraße 59 im Berliner Zeitungsviertel. Danach lebten sie laut Berliner Adressbuch kurz in der Magdeburger Straße 31 (heute: Kluckstraße) im Tiergarten, um dann in die Motzstraße 88 zu ziehen. Vater Benno war im Vorstand der jüdischen Gemeinde, und Paul Braun erhielt Privatunterricht bei Gemeinderabbiner Leo Baeck, dem Repräsentanten des liberalen Judentums. Bis zur Reifeprüfung im Jahr 1915 besuchte Paul Braun das Königliche Wilhelm-Gymnasium und studiete danach in Berlin und Heidelberg Jura und Nationalökonomie. Während des Ersten Weltkriegs war er nach der Erinnerung seiner Witwe als freiwilliger Sanitäter an der Ostfront. In Heidelberg promovierte er 1919 zum Dr. phil. und 1922 zum Dr. jur.. Dort lernte Paul Braun auch seine zukünftige Ehefrau Emilie Melchior kennen: Die 1897 in Hamburg geborene, aus einer jüdischen Großbürgerfamilie stammende, aber getraufte junge Frau studierte ebenfalls Jura.
Paul Braun kehrte nach dem Studium nach Berlin zurück und arbeitete nacheinander bei der Berliner Handelsgesellschaft, bei der Garantie- und Kreditbank und bei der Tuchfabrik Tannenbaum, Pariser & Co. in Luckenwalde, deren Teilhaber sein Vater war. Ende 1930 wurde er Privatsekretär bei Salman Schocken, dem Inhaber des damals bekanngen Warenhauskonzerns. Am 31. August 1926 hatte Paul Braun in einer liberalen Bonner Synagoge Emilie Melchior geheiratet, die 1924 zum Judentum zurückgekehrt war. Am 27. Juni 1927 wurde der Sohn Otte Melchior Benno, genannt Peter, geboren. Den Winter 1926/27 verbrachte das junge Ehepaar zur Untermiete bei einem Zahnarzt in der Marburger Straße, im Frühjahr 1927 zogen sie in eine kleine möblierte Wohnung in der Gluckstraße in Lankwitz. Im Jahr 1929 starb der Vater von Paul Braun und sein Sohn Peter erkrankte an Tbc. Emilie Braun reiste mit dem Sohn in die Schweiz, wo dieser die nächsten Jahre verbringen musste und immer wieder von ihr besucht wurde. Paul Braun zog zu seiner Mutter in die Motzstraße.
Vier Tage nach dem Inkrafttreten des "Ermächtigungsgesetzes" vom 24. März 1933 emigrieten Paul Braun und seine Ehefrau nach Frankreich. Dort lebte die Familie anfangs in Bourg-la-Reine und dann in Neuilly, einem bürgerlichen Vorort von Paris. Den Lebensunterhalt verdiente Paul Braun bis Kriegsbeginn als Selbstständiger: zurerst mit einer kleinen Textilfirma und dann als juristischer Berater. 1935 verlor er durch eine Operation ein Auge.
Im Juni 1940 wurde Paul Braun als "feindlicher Ausländer" im Lager Falaise in der Normandie interniert. nach der Freilassung meldete er sich zu einer der Armee angegliederten "Arbeitseinheit" - für Emigranten eine Möglichkeit neben der Fremdenlegion. Sohn Peter wurde zu den Großeltern in einen Badeort in der Nähe von Bordeau geschickt. Emilie Braun kam 19410 für drei Monate in das berüchtigte Internierungslager Gurs am Fuße der Pyrenäen. 1941 war die Familie wieder zusammen. Die Eltern lebten dann als Kleinbauern in dem Dorf Olette in den Pyrenäen. Am 17.8.1942 reiste Paul Braun nach Lyon und geriet dort in eine Razzia. Über das Lager Vénissieux bei Lyon wurde er in das Sammellager- und Durchgangslager Drancy nordöstlicher von Paris gebracht und von dort am 2. Sepember 1942 nach Auschwitz. Von den 1000 Deportierten überlebten etwa 30. Paul Braun war nicht darunter.
Emilie Braun und der Sohn Peter (nun Pierre) aber überlebten den Krieg - Emilie zuletzt unter falschem Namen als Dienstmagd. Pierre bei den Partisanen. Beide hatten sich der Résistance angeschlossen. Emilie Braun ging 1950 nach Israel und starb dort 1991, Pierre Braun blieb in Frankreich, wurde Jurist und Professor in Limoges. Er starb 1996.