Franz Josephy

Verlegeort
Fasanenstr. 54
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
22. Juni 2014
Geboren
30. Juni 1893 in Schwaan
Deportation
am 28. Mai 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz
Ermordet
1944 in Auschwitz

Franz Josephy wurde am 30. Juni 1893 im mecklenburgischen Schwaan bei Güstrow geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Albert und Bertha Josephy, geb. Marcus. Franz hatte drei Geschwister, die Zwillinge Heinrich und Friedrich, geboren am 12. März 1889 - Friedrich wurde nur 18 Jahre alt - und Annaliese, verheiratete Sawitz, geboren am 21. August 1890. <br />
Die Geschichte der großen Schwaaner Familie Josephy ist in der Dissertation von Patrick Stellmann „Leben und Arbeit des Neuropathologen Hermann Josephy (1887-1960)“ dokumentiert.<br />
Franz Josephy studierte in Freiburg, München und von 1914 bis 1918 in Rostock Jura. Er diente im Ersten Weltkrieg kurz als Freiwilliger bei den berittenen Dragonern, musste wegen seines Herzfehlers aber bald aus dem Militärdienst ausscheiden.<br />
<br />
Nach seiner Promotion in Rechtswissenschaften heiratete er am 23. Dezember 1921 in Berlin die Kinderärztin Edith Zimmt. Die Trauung wurde von Rabbiner Dr. Leo Baeck vollzogen, den Franz und Edith in Theresienstadt unter dann ganz anderen Umständen wiedersehen sollten.<br />
<br />
In Rostock tätig, wurde Franz Josephy der einzige jüdische Richter in Mecklenburg mit dem Titel eines Amtsgerichtsrates. Vor dem Haus der Justiz in der August-Bebel-Straße 15-20 ließ die Stadt Rostock eine Gedenkplatte für ihn verlegen. In der Gedenkfeier erinnerte der Sohn seines Vetters, Albrecht Josephy-Hablützel, der seit 1938 in der Schweiz lebt, an das Leben von Franz Josephy. „Er sprach von „Onkel Franz“. Ein sehr korrekter Mann sei das gewesen, der als eingeladener Gast keine Minute zu früh an der Tür geklingelt habe, seine Gerichtsakten auch mit an den häuslichen Schreibtisch genommen habe und noch zwei Jahre nach seinem Berufsverbot unentbehrlich für die Behörde gewesen sei.“<br />
<br />
Bewegend ist auch das Schicksal seines Cousins Dr. Richard Josephy, der als Rechtsanwalt ebenfalls am Landgericht tätig war. Durch eine sogenannte „Mischehe“ mit einer Nichtjüdin blieb er von einer Deportation in ein Vernichtungslager verschont. Er starb bei einem alliierten Luftangriff 1944. Ihm war es als Jude untersagt, einen rettenden Luftschutzbunker zu betreten.<br />
<br />
Nachdem sowohl Franz als auch seiner Frau Edith Berufsverbot erteilt worden war, zogen sie nach Berlin in die Fasanenstraße 54. Ihre Tochter Marianne war in der Schule unerträglichen Repressalien ausgesetzt, und auch Franz, der als Rostocker Richter immer eine unangefochtene Autorität besessen hatte, musste erleben, wie er in einem Geschäft vor allen anderen Kunden als „dummer Jude“ beschimpft wurde. Die Hoffnung, in Berlin ein verhältnismäßig normales Leben zu führen, fiel bald in sich zusammen. Es wurde schnell klar, welches Schicksal der Familie bevorstand. So fassten Franz und Edith den schweren Entschluss, die 15jährige Tochter Marianne mit einem Kindertransport nach England zu schicken.<br />
Marianne Elsley, wie sie nach ihrer Heirat hieß, veröffentlichte in dem Buch „Voices In The Night“ die Briefe ihrer Eltern, die sie zwischen dem 31. Januar und 3. September 1939 erhalten hatte. Marianne übertrug die Briefe ins Englische und kommentierte sie.<br />
„ My father was not an easy man to live with and suffered from bouts of depression; he was by nature a pessimist….. He was hypersensive to noise, so that our house was a quiet one. We did not have a telephone or radio, nor were there any musical instruments…..He was very conservative and had great difficulty in accepting change and challenge, only feeling secure with his family, in his home, in his profession and with people he knew.“<br />
<br />
Umso schlimmer war es für ihn, seine Tochter zwar in Sicherheit, aber fern von der Familie zu wissen. Renee Courtauld, eine wohlhabende Engländerin, hatte die finanzielle Garantie für Mariannes Aufenthalt übernommen. Sie finanzierte die Schulbildung, die Schuluniform und ein regelmäßiges Taschengeld. Marianne lebte bei Elisabeth Carter und ihrer Tochter Irene, die der Glaubensgemeinschaft der Quäker angehörten.<br />
<br />
Edith und Franz schrieben unzählige Briefe an ihre Tochter, immer auch mit dem Hinweis, den Carters gegenüber Dankbarkeit und gutes Benehmen zu zeigen. „Mrs. Carter must be the best foster-mother in the world, and you the luckiest child. Mrs.Carter wrote very kindly of you, and my dear Marianne, you must take sure that you will always be worthy of such praise and be good and conscientious.“<br />
<br />
1939 verschlimmerte sich die Situation für die deutschen Juden Tag für Tag. Mitglieder der Familien Josephy und Zimmt verließen in großer Zahl Nazideutschland. Franz versuchte auch, sich auf eine Ausreise nach England vorzubereiten. Er wollte sich als Photograph ausbilden lassen, nahm an Kursen teil und richtete ein Zimmer in der Wohnung als Dunkelkammer ein. Mit seiner Frau zusammen nahm er Englischunterricht und alles schien gut zu werden, als Renee Courtauld sich bereit erklärte, eine finanzielle Garantie ebenso für Franz und Edith zu übernehmen. Es mussten jedoch unzählige Formalitäten erledigt werden. Franz‘ Pension wurde nach und nach gekürzt, sodass die Finanzierung der Ausreise immer schwieriger wurde. Auf den Wartelisten standen sie weit unten und langsam schwand die Hoffnung, ihre Tochter noch im selben Jahr wiedersehen zu können. Die Kriegserklärung Deutschlands an die Welt brachte das endgültige Aus. Der Briefverkehr mit der Tochter konnte nur noch über Franz‘ Kusine Gretel in Zürich stattfinden. Es dauerte oft Wochen, bis ein Brief das Ziel erreichte. <br />
<br />
Schließlich wurde Franz noch zur Zwangsarbeit verpflichtet. Der herzkranke Mann musste früh um 4 Uhr das Haus verlassen, um bei der BVG Schienen zu verlegen. Er erwähnte in Briefen auch noch die Arbeit in einer Fabrik und auf einer Baustelle.<br />
<br />
Franz Josephy wurde zusammen mit seiner Frau Edith in das ehemalige jüdische Krankenhaus in der Auguststraße 14 gebracht. Am 28. Mai 1943 wurde das Ehepaar zusammen mit den Beschäftigten des „Siechenheims“ in Viehwaggons nach Theresienstadt transportiert. Zurück blieben in der Wohnung neben den Möbeln eine vollzählige und wertvolle juristische Fachbibliothek. Das Haus Fasanenstraße 54 wurde noch im selben Jahr bei einem Bombenangriff zerstört.<br />
<br />
In Theresienstadt wurde Franz Josephy bei der Ghettopolizei eingesetzt. Er konnte noch einige wenige Briefe an seine Kusine Gretel nach Zürich schicken. Seine letzten geschriebenen Worte am 8.August 1944 waren: „Think of us, think of us….“<br />
<br />
Dr. Franz Josephy wurde am 28. Oktober 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, wo er vermutlich sofort in einer der Gaskammern ermordet wurde.<br />
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Franz Josephy wurde am 30. Juni 1893 im mecklenburgischen Schwaan bei Güstrow geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Albert und Bertha Josephy, geb. Marcus. Franz hatte drei Geschwister, die Zwillinge Heinrich und Friedrich, geboren am 12. März 1889 - Friedrich wurde nur 18 Jahre alt - und Annaliese, verheiratete Sawitz, geboren am 21. August 1890.
Die Geschichte der großen Schwaaner Familie Josephy ist in der Dissertation von Patrick Stellmann „Leben und Arbeit des Neuropathologen Hermann Josephy (1887-1960)“ dokumentiert.
Franz Josephy studierte in Freiburg, München und von 1914 bis 1918 in Rostock Jura. Er diente im Ersten Weltkrieg kurz als Freiwilliger bei den berittenen Dragonern, musste wegen seines Herzfehlers aber bald aus dem Militärdienst ausscheiden.

Nach seiner Promotion in Rechtswissenschaften heiratete er am 23. Dezember 1921 in Berlin die Kinderärztin Edith Zimmt. Die Trauung wurde von Rabbiner Dr. Leo Baeck vollzogen, den Franz und Edith in Theresienstadt unter dann ganz anderen Umständen wiedersehen sollten.

In Rostock tätig, wurde Franz Josephy der einzige jüdische Richter in Mecklenburg mit dem Titel eines Amtsgerichtsrates. Vor dem Haus der Justiz in der August-Bebel-Straße 15-20 ließ die Stadt Rostock eine Gedenkplatte für ihn verlegen. In der Gedenkfeier erinnerte der Sohn seines Vetters, Albrecht Josephy-Hablützel, der seit 1938 in der Schweiz lebt, an das Leben von Franz Josephy. „Er sprach von „Onkel Franz“. Ein sehr korrekter Mann sei das gewesen, der als eingeladener Gast keine Minute zu früh an der Tür geklingelt habe, seine Gerichtsakten auch mit an den häuslichen Schreibtisch genommen habe und noch zwei Jahre nach seinem Berufsverbot unentbehrlich für die Behörde gewesen sei.“

Bewegend ist auch das Schicksal seines Cousins Dr. Richard Josephy, der als Rechtsanwalt ebenfalls am Landgericht tätig war. Durch eine sogenannte „Mischehe“ mit einer Nichtjüdin blieb er von einer Deportation in ein Vernichtungslager verschont. Er starb bei einem alliierten Luftangriff 1944. Ihm war es als Jude untersagt, einen rettenden Luftschutzbunker zu betreten.

Nachdem sowohl Franz als auch seiner Frau Edith Berufsverbot erteilt worden war, zogen sie nach Berlin in die Fasanenstraße 54. Ihre Tochter Marianne war in der Schule unerträglichen Repressalien ausgesetzt, und auch Franz, der als Rostocker Richter immer eine unangefochtene Autorität besessen hatte, musste erleben, wie er in einem Geschäft vor allen anderen Kunden als „dummer Jude“ beschimpft wurde. Die Hoffnung, in Berlin ein verhältnismäßig normales Leben zu führen, fiel bald in sich zusammen. Es wurde schnell klar, welches Schicksal der Familie bevorstand. So fassten Franz und Edith den schweren Entschluss, die 15jährige Tochter Marianne mit einem Kindertransport nach England zu schicken.
Marianne Elsley, wie sie nach ihrer Heirat hieß, veröffentlichte in dem Buch „Voices In The Night“ die Briefe ihrer Eltern, die sie zwischen dem 31. Januar und 3. September 1939 erhalten hatte. Marianne übertrug die Briefe ins Englische und kommentierte sie.
„ My father was not an easy man to live with and suffered from bouts of depression; he was by nature a pessimist….. He was hypersensive to noise, so that our house was a quiet one. We did not have a telephone or radio, nor were there any musical instruments…..He was very conservative and had great difficulty in accepting change and challenge, only feeling secure with his family, in his home, in his profession and with people he knew.“

Umso schlimmer war es für ihn, seine Tochter zwar in Sicherheit, aber fern von der Familie zu wissen. Renee Courtauld, eine wohlhabende Engländerin, hatte die finanzielle Garantie für Mariannes Aufenthalt übernommen. Sie finanzierte die Schulbildung, die Schuluniform und ein regelmäßiges Taschengeld. Marianne lebte bei Elisabeth Carter und ihrer Tochter Irene, die der Glaubensgemeinschaft der Quäker angehörten.

Edith und Franz schrieben unzählige Briefe an ihre Tochter, immer auch mit dem Hinweis, den Carters gegenüber Dankbarkeit und gutes Benehmen zu zeigen. „Mrs. Carter must be the best foster-mother in the world, and you the luckiest child. Mrs.Carter wrote very kindly of you, and my dear Marianne, you must take sure that you will always be worthy of such praise and be good and conscientious.“

1939 verschlimmerte sich die Situation für die deutschen Juden Tag für Tag. Mitglieder der Familien Josephy und Zimmt verließen in großer Zahl Nazideutschland. Franz versuchte auch, sich auf eine Ausreise nach England vorzubereiten. Er wollte sich als Photograph ausbilden lassen, nahm an Kursen teil und richtete ein Zimmer in der Wohnung als Dunkelkammer ein. Mit seiner Frau zusammen nahm er Englischunterricht und alles schien gut zu werden, als Renee Courtauld sich bereit erklärte, eine finanzielle Garantie ebenso für Franz und Edith zu übernehmen. Es mussten jedoch unzählige Formalitäten erledigt werden. Franz‘ Pension wurde nach und nach gekürzt, sodass die Finanzierung der Ausreise immer schwieriger wurde. Auf den Wartelisten standen sie weit unten und langsam schwand die Hoffnung, ihre Tochter noch im selben Jahr wiedersehen zu können. Die Kriegserklärung Deutschlands an die Welt brachte das endgültige Aus. Der Briefverkehr mit der Tochter konnte nur noch über Franz‘ Kusine Gretel in Zürich stattfinden. Es dauerte oft Wochen, bis ein Brief das Ziel erreichte.

Schließlich wurde Franz noch zur Zwangsarbeit verpflichtet. Der herzkranke Mann musste früh um 4 Uhr das Haus verlassen, um bei der BVG Schienen zu verlegen. Er erwähnte in Briefen auch noch die Arbeit in einer Fabrik und auf einer Baustelle.

Franz Josephy wurde zusammen mit seiner Frau Edith in das ehemalige jüdische Krankenhaus in der Auguststraße 14 gebracht. Am 28. Mai 1943 wurde das Ehepaar zusammen mit den Beschäftigten des „Siechenheims“ in Viehwaggons nach Theresienstadt transportiert. Zurück blieben in der Wohnung neben den Möbeln eine vollzählige und wertvolle juristische Fachbibliothek. Das Haus Fasanenstraße 54 wurde noch im selben Jahr bei einem Bombenangriff zerstört.

In Theresienstadt wurde Franz Josephy bei der Ghettopolizei eingesetzt. Er konnte noch einige wenige Briefe an seine Kusine Gretel nach Zürich schicken. Seine letzten geschriebenen Worte am 8.August 1944 waren: „Think of us, think of us….“

Dr. Franz Josephy wurde am 28. Oktober 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert, wo er vermutlich sofort in einer der Gaskammern ermordet wurde.