Samuel Goldstein

Verlegeort
Fehrbelliner Straße 19
Historischer Name
Fehrbelliner Straße 19
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
09. September 2022
Geboren
18. November 1902 in Auschwitz (Galizien) / Oświęcim
Beruf
Zahnarzt
Flucht
1939 England
Überlebt

David Samuel Goldstein (der sich selbst Samuel oder Sami nannte) wurde am 18. November 1902 in der Stadt Oswiecim/Auschwitz als zweites Kind von Hirsch Leib Braun und Frieda Goldstein geboren. Samuel hatte noch vier Geschwister, einen Bruder und drei Schwestern.

Er besuchte die Grundschule in Oswiecim und zog dann nach Bielsko-Biala, um ein technisches Gymnasium zu besuchen. Da sowohl er als auch sein älterer Bruder Jakob wahrscheinlich in die neu aufgestellte polnische Armee eingezogen werden sollten, zogen sie 1920 mit dem Rest der Familie Goldstein nach Berlin.

Samuel studierte Zahnmedizin bei Martin Frey und war zwischen 1926 und 1933 als erster Assistent beim Zahnarzt Leo Gruber in der Lothringerstraße angestellt. Im April 1933 wurde er vom Berliner Polizeipräsidenten aufgefordert, das Land zu verlassen, doch ohne polnischen Pass und amtlichen deutschen Personalausweis musste er die nächsten sechs Jahre ohne Papiere in Deutschland leben.

Später schätzte er, dass er in diesen sechs Jahren mindestens zehnmal verhaftet worden war, verbunden oft mit hohen Geldstrafen, aber auch mit Gefängnis. 1938 erneut verhaftet, sagte er aus, er sei an Tuberkulose erkrankt. Als dies bestätigt wurde, erhielt Goldstein einen sechsmonatigen Aufenthaltstitel, der ihm ermöglichen sollte, ein Visum zur Ausreise aus Deutschland zu erhalten.

Mit Unterstützung des Hilfsvereins der Juden in Deutschland emigrierte er am 13. Juli 1939, wenige Wochen vor Kriegsbeginn, nach England. Als Bedingung für die Einreise nach Großbritannien stimmte er der Überweisung in das Kitchener-Lager an der Küste in Kent, etwas außerhalb der Stadt Sandwich, zu. Die Kitchener-Camp-Initiative bot im Lauf der Zeit rund 4.000 jüdischen Männern aus Österreich und Deutschland Zuflucht.

Als der Krieg begann, galten die im Kitchener-Lager untergebrachten Personen als feindliche Ausländer und mussten entweder der britischen Armee beitreten oder sich in Internierungslager an der Südküste Englands verlegen lassen. Samuel Goldstein entschied sich 1940 dem Royal Engineer Corps der britischen Armee beizutreten und diente dort bis Oktober 1941, als er aus gesundheitlichen Gründen entlassen wurde. Anschließend arbeitete er während des Krieges als Zahntechniker.

Nach 1945 lebte Samuel Goldstein in Tottenham, London, und eröffnete dort ein Dentalgeschäft in der West Green Road Nr. 15. Unter dieser Anschrift lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod am 23. Januar 1972. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof von Waltham Abbey bestattet.

Alle fünf Goldstein-Geschwister überlebten den Holocaust. Sie kehrten nie nach Deutschland zurück, sondern verbrachten ihre Tage in Frankreich (Jakob), England und den Vereinigten Staaten (Gusta, Regina, Salla).