Jacques Goldberg

Verlegeort
Geibelstraße 2A
Historischer Name
Geibelstraße 2
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
11. Mai 2023
Geboren
01. Dezember 1868 in Berlin
Beruf
Kaufmann, Redakteur
Deportation
am 13. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
Januar 1942 in Riga

Jacques Goldberg kam am 1. Dezember 1868 in Berlin als Sohn des jüdischen Kaufmanns Gustav Goldberg und seiner Ehefrau Rebecca, geb. Gottschalk, zur Welt. Seine Eltern hatten 1859 in Manchester geheiratet, der Vater war 1825 in Berlin, die Mutter 1838 im englischen Norwich geboren worden. Da Gustav Goldberg Geschäftsreisender war, wechselte die Familie häufig den Wohnort.

Jacques Goldberg hatte noch fünf Geschwister, von denen die meisten in Cheetham, einem Stadtteil von Manchester, zur Welt gekommen waren: Rosetta (*1862), Rachel (*1863), Mary (*1865), Isidor (*1867 in Rotterdam) und Sara (*1871). 

Wahrscheinlich übersiedelte die Familie spätestens Anfang der 1880er Jahre endgültig in die Hauptstadt des Deutschen Reiches. Jacques' Vater starb 1883 in Berlin. Seine Mutter verehelichte sich im darauffolgenden Jahr mit dem Rentier Raphael Gebert, der aber bereits 1888 verstarb.

Der Kaufmann Jacques Goldberg heiratete am 4. Oktober 1893 in Berlin Anna Meyer, geb. am 5. November 1867 in Danzig. Sie gehörte ebenfalls der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: Charlotte, geb. am 17. August 1903, und Gustav, geb. am 30. Oktober 1904. 

Jacques Goldberg verdiente den Lebensunterhalt der Familie zunächst als Geschäftsreisender. Laut Berliner Adressbuch war er seit etwa 1908 Redakteur und Mitinhaber der in der Prinzenstraße 26 ansässigen Verlagsbuchhandlung Ebner & Ungerer. Jacques Goldberg war der Autor des Werkes „Die deutsche Lampe in Wort und Bild“, ein Verzeichnis sämtlicher in Deutschland produzierter Petroleum- und Spiritus-Brenner aus der Zeit vor der Verbreitung des elektrischen Lichts. Dieses in vier Auflagen bis 1911 erschienene Buch ist noch heute das Nachschlagewerk zur Bestimmung historischer Petroleumbrenner für technikgeschichtlich Interessierte und Sammler.

1911 bezog Jacques Goldberg mit seiner Familie eine Vier-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock des Hauses Geibelstraße 2, Aufgang 2 (heute Nr. 2a) in Kreuzberg. Die Goldbergs waren sehr wohlhabend. Sie hatten Hausangestellte und konnten ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen.

Seit Oktober 1922 war Jacques Goldberg Vertreter der im badischen Emmendingen ansässigen Ersten Deutschen Ramie-Gesellschaft. Die Firma verarbeitete die Faser der Ramie, auch Chinagras genannt, zu Garn. Auf einem Briefkopf von Jacques Goldberg aus dieser Zeit steht: „Ramiegarn. Der Faden der Technik.“ Er hatte zwei Angestellte und verdiente gut mit seinen Provisionen. Ramie wurde damals gezielt für Glühstrümpfe vermarktet, die etwa seit der Jahrhundertwende zunehmend auf Petroleum- und Spirituslampen verwendet wurden, um eine hohe Lichtausbeute zu erreichen.

Jacques' Ehefrau Anna Goldberg starb am 20. November 1932 im St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof. 

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Goldberg. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 

Jacques Goldberg durfte seine Arbeit als Redakteur bei der Fachzeitschrift „Licht und Lampe“ ab 1934 nicht fortführen. Seine Tätigkeit als Handelsvertreter von Spinnerei-Erzeugnissen stellte er im Juni 1936 ein. Auch sein Sohn Gustav konnte seinen Beruf als Ingenieur in Deutschland nicht mehr ausüben und wanderte aus.

Im September 1939 wurde die Wohnung in der Geibelstraße 2 und der größte Teil der Wohnungseinrichtung von der Gestapo beschlagnahmt. Jacques Goldberg bezog in der Schmidstraße 3, in der Nähe des Michaelkirchplatzes, bei der jüdischen Familie Michaelis ein Zimmer zur Untermiete. Er konnte nur wenige Möbel mitnehmen.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte er sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Der Entrechtung folgte die Deportation: Jacques Goldberg wurde am 13. Januar 1942 mit dem 8. Osttransport nach Riga deportiert, wo er noch im selben Monat ermordet wurde.

Seine Tochter Charlotte hatte 1926 den Nicht-Juden Bruno Hummelet geheiratet und mit ihm zwei Kinder: Gerhard (*1927) und Liselotte (*1932). Sie starb im Januar 1951 in Berlin an Krebs. Der Sohn, der sich inzwischen Gustave Golberg nannte, lebte nach dem Krieg in Paris.

Seine Schwester Mary Zellner wurde am 17. August 1942 mit dem 1. großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 9. Februar 1943 ums Leben kam.

Seine Schwester Rachel, verwitwete Weiss, starb am 12. November 1942 in Berlin, sein Bruder Isidor Goldberg am 18. Februar 1942 in Frankfurt am Main.