Julius Bagainski

Verlegeort
Greifswalder Straße 202
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
07. August 2014
Geboren
06. Mai 1921 in Berlin
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Litzmannstadt (Lodz)
Später deportiert
am 07. Mai 1942 nach Kulmhof (Chelmno)
Ermordet
07. Mai 1942 in Kulmhof (Chelmno)

Julius Bagainski wurde am 6. Mai 1921 in Berlin geboren. Er war der Sohn des aus Gnesen (dem heutigen polnischen Gniezno) stammenden Hermann Bagainski und dessen erster Ehefrau Helene Bagainski, geborene Ruschin. Sein Vater hatte 1918 – vermutlich nachdem er als Soldat im Ersten Weltkrieg eingesetzt war – Helene geheiratet und war mit ihr nach Berlin gezogen. Die Mutter von Julius stammte aus Schokken (heute Skoki) und war eine der Töchter des dort ansässigen Kaufmanns Leiser Ruschin und der Dorothea Ruschin, geborene Pinkus. Im November 1919 war die ältere Schwester von Julius, Margot Sophie, zur Welt gekommen. Das Ehepaar Bagainski lebte zu diesem Zeitpunkt in der Elsasser Straße 85 (der heutigen Torstraße). Julius‘ Vater hatte eine kaufmännische Ausbildung absolviert und eröffnete 1922 ein Büro für Rechts- und Steuerberatung. Die Rechtsberatung war nach damaligen Recht weniger reglementiert und stand auch kaufmännischen Berufszweigen offen. Erst 1935 wurde mit dem „Gesetz zur Verhütung von Mißbräuchen auf dem Gebiete der Rechtsberatung“ (dem späteren RBerG) die Berufsausübung mit dem Ziel eingeschränkt, die seit 1933 aus der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossenen jüdischen Rechtsanwälte daran zu hindern, in die nichtanwaltliche Beratung auszuweichen. Im Jahr 1924 wurde Julius‘ jüngerer Bruder Arno geboren. Ein Jahr nach der Geburt von Arno zog die Familie in die Elisabethstraße 12 nahe dem Alexanderplatz und 1927 in eine größere Wohnung in der Lietzmannstraße 6 (ungefähr auf der Höhe der heutigen Berolinastraße).<br />
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Es haben sich kaum Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben der Bagainskis im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Julius und Arno – und vermutlich auch Margot – besuchten die Städtische Volksschule in der Georgenkirchstraße, die unweit der elterlichen Wohnung nahe dem Volkspark Friedrichshain lag. Ende der 1920er-Jahre und Anfang der 1930er-Jahre traf die Familie zwei Schicksalsschläge: 1929 musste Julius‘ Vater infolge eines früheren Arbeitsunfalls das Bein bis zum Oberschenkel amputiert werden. Er gab notgedrungen sein Beratungsbüro auf und war, da er seine Familie nicht durch eigene Berufstätigkeit unterhalten konnte, Anfang der 1930er-Jahre Wohlfahrtsempfänger. Am 5. Juli 1930 – einen Tag nach ihrem 35. Geburtstag – verstarb außerdem die Mutter von Julius. Er war zu diesem Zeitpunkt erst neun Jahre alt, sein jüngerer Bruder fünf. Im April 1932 heiratete Julius‘ Vater erneut. Julius‘ Stiefmutter war die aus Leesen (heute Leźno) stammende Margarete Schach, die in Berlin als Hauswirtschafterin arbeitete. Aus der zweiten Ehe sind die 1934 und 1937 geborenen Halbgeschwister von Julius, Erna und Joachim, hervorgegangen.<br />
<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Bagainski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Hermann Bagainski hatte sich inzwischen von den Folgen seiner Operation erholt, erhielt aber keine Arbeitsgelegenheit mehr. In den nächsten Jahren war er ehrenamtlich in der Israelitischen Taubstummenanstalt Berlin-Weißensee beschäftigt und erhielt dafür eine kleine Aufwandsentschädigung. Unter dem Druck der Rassenpolitik, die im Bildungswesen mit einem Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vorsah, mussten die Brüder Julius und Arno die Städtische Volksschule verlassen. Die Familie zog in diesem Jahr in eine Wohnung in der Greifswalder Str. 202. Julius besuchte noch bis 1936, sein Bruder Arno bis 1939 die jüdische Schule in der Rykestraße. Nach seinem Abschluss wollte der technisch begabte Julius eine Ausbildung zum Automechaniker beginnen, konnte aber trotz großer Bemühungen der Familie keine Lehrstelle finden. Margarete Bagainski schrieb später: „Über ein Jahr suchten wir, eine passende Stelle zu finden. Oft glaubten wir, sie gefunden zu haben, doch nachdem sich die Zugehörigkeit zum Judentum herausstellte, wurde er als Lehrling nicht angestellt.“ Zwischen 1936 und 1938 absolvierte Julius eine drei- bis sechsmonatige Ausbildung auf dem nichtzionistischen Ausbildungsgut im Dorf Groß Beeren (dem heutigen Brzeźno Trzebnica), das Jugendliche auf eine Auswanderung vorbereiten sollte. Seine Schwester Margot bereitete sich in dieser Zeit in einem Hachschara-Lager in Brandenburg nahe der Stadt Havelberg auf die Auswanderung nach Palästina vor. Der inzwischen verheirateten Margot gelang es als einziges Familienmitglied, mit ihrem Ehemann 1939 das Land zu verlassen. Falls Julius konkrete Schritte zur Emigration ergriffen hatte, so sollten diese scheitern. Zwischen 1938 und 1941 war er als Arbeiter bei verschiedenen Unternehmen beschäftigt, unter anderem bei einer Fettverwertungsgesellschaft am Zentralviehhof in Lichtenberg und bei der Herrenfabrikation der Firma „Fellner“. Julius‘ jüngerer Bruder Arno begann 1939 eine Lehre als Koch bei der Zentralküche der Jüdischen Gemeinde in der Gormannstraße 3, gab diese aber im Herbst 1941 auf. Er war mehrere Male auf dem Arbeitsweg bedroht worden, nachdem man ihn mit „Judenstern“ auf der Kleidung gesehen hatte. Im Februar 1941 zog Julius aus und wohnte bei Clara Beer in der Wilmersdorfer Uhlandstraße 47 zur Untermiete. Spätestens ab Oktober 1941 mussten der damals 20-jährige Julius, sein 53-jähriger Vater, seine Stiefmutter und sein Bruder Arno in Berliner Firmen Zwangsarbeit leisten; Julius in der „Lederwarenfabrik Gebr. Schlägel“ in der Lichtenberger Röderstraße 25 (der heutigen Karl-Lade-Straße).<br />
<br />
Der Entrechtung folgte die Deportation: Julius Bagainski wurde im Rahmen der ersten Deportation aus Berlin am 18. Oktober 1941 über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Im Ghetto wurde ihm ein Quartier in der Alexanderhofstraße 35 zugewiesen. Vermutlich dürften ihn nur wenige Nachrichten vom Schicksal seiner Familie in Berlin erreicht haben. Am 7. Mai 1942 wurde er aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet.<br />
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Von seiner Familie überlebte seine Schwester Margot Timendorfer, die sich später Mirjam Timnah nannte, die NS-Verfolgung mit ihrem Mann im Exil in Palästina. Julius‘ Vater Hermann wurde im Zuge der willkürlichen Vergeltungsmaßnahmen nach dem Brandanschlag der Widerstandgruppe um Herbert Baum auf die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“ am 27. Mai 1942 in Berlin verhaftet. Von den 500 Verhafteten wurden 250 Geiseln am Morgen des 28. Mai in Sachsenhausen erschossen, darunter auch Hermann Bagainski. Julius‘ Stiefmutter Margarete Bagainski erhielt am 3. Juni 1942 den Deportationsbescheid und wurde mit seinen Geschwistern Arno, Erna und Joachim Bagainski mit einem Sondertransport, der ausschließlich für Angehörige der Erschossenen bestimmt war, am 5. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Margarete Bagainski und ihre Kinder Erna und Joachim konnten sich im Februar 1945 aus dem Ghetto in einem Transport in die Schweiz retten („Zug in die Freiheit“). Das Schicksal von Julius‘ Bruder Arno Bagainski ist nicht zweifelsfrei geklärt. Er hatte sich in Theresienstadt Anfang 1943 für ein Arbeitskommando gemeldet und kam vermutlich nach anderen Einsätzen in das sogenannte Außenkommando Zossen (später „Wulkow“). Den Mitgliedern einiger Arbeitskommandos war versprochen worden, dass ihre im Ghetto zurückbleibenden Angehörigen während des Arbeitseinsatzes nicht weiter deportiert werden würden. Bei den Zwangsarbeitern des Außenkommandos Wulkow, die zum Barackenbau eingesetzt waren, hielt sich die SS, anders als bei anderen Kommandos, an dieses Versprechen. 1944 war Arno wegen Zigarettenbesitzes nach Berlin strafversetzt worden, wo er im Sammellager in der ehemaligen Pathologie des Jüdischen Krankenhauses in der Schulstraße im Berliner Wedding festgehalten wurde. Ende September 1944 schrieb er von hier einen Brief einen seine Stiefmutter in Theresienstadt. Es handelte sich um das letzte bekannte Lebenszeichen von Arno Bagainski.

Julius Bagainski wurde am 6. Mai 1921 in Berlin geboren. Er war der Sohn des aus Gnesen (dem heutigen polnischen Gniezno) stammenden Hermann Bagainski und dessen erster Ehefrau Helene Bagainski, geborene Ruschin. Sein Vater hatte 1918 – vermutlich nachdem er als Soldat im Ersten Weltkrieg eingesetzt war – Helene geheiratet und war mit ihr nach Berlin gezogen. Die Mutter von Julius stammte aus Schokken (heute Skoki) und war eine der Töchter des dort ansässigen Kaufmanns Leiser Ruschin und der Dorothea Ruschin, geborene Pinkus. Im November 1919 war die ältere Schwester von Julius, Margot Sophie, zur Welt gekommen. Das Ehepaar Bagainski lebte zu diesem Zeitpunkt in der Elsasser Straße 85 (der heutigen Torstraße). Julius‘ Vater hatte eine kaufmännische Ausbildung absolviert und eröffnete 1922 ein Büro für Rechts- und Steuerberatung. Die Rechtsberatung war nach damaligen Recht weniger reglementiert und stand auch kaufmännischen Berufszweigen offen. Erst 1935 wurde mit dem „Gesetz zur Verhütung von Mißbräuchen auf dem Gebiete der Rechtsberatung“ (dem späteren RBerG) die Berufsausübung mit dem Ziel eingeschränkt, die seit 1933 aus der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossenen jüdischen Rechtsanwälte daran zu hindern, in die nichtanwaltliche Beratung auszuweichen. Im Jahr 1924 wurde Julius‘ jüngerer Bruder Arno geboren. Ein Jahr nach der Geburt von Arno zog die Familie in die Elisabethstraße 12 nahe dem Alexanderplatz und 1927 in eine größere Wohnung in der Lietzmannstraße 6 (ungefähr auf der Höhe der heutigen Berolinastraße).

Es haben sich kaum Quellen erhalten, die einen Einblick in das Familienleben der Bagainskis im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Julius und Arno – und vermutlich auch Margot – besuchten die Städtische Volksschule in der Georgenkirchstraße, die unweit der elterlichen Wohnung nahe dem Volkspark Friedrichshain lag. Ende der 1920er-Jahre und Anfang der 1930er-Jahre traf die Familie zwei Schicksalsschläge: 1929 musste Julius‘ Vater infolge eines früheren Arbeitsunfalls das Bein bis zum Oberschenkel amputiert werden. Er gab notgedrungen sein Beratungsbüro auf und war, da er seine Familie nicht durch eigene Berufstätigkeit unterhalten konnte, Anfang der 1930er-Jahre Wohlfahrtsempfänger. Am 5. Juli 1930 – einen Tag nach ihrem 35. Geburtstag – verstarb außerdem die Mutter von Julius. Er war zu diesem Zeitpunkt erst neun Jahre alt, sein jüngerer Bruder fünf. Im April 1932 heiratete Julius‘ Vater erneut. Julius‘ Stiefmutter war die aus Leesen (heute Leźno) stammende Margarete Schach, die in Berlin als Hauswirtschafterin arbeitete. Aus der zweiten Ehe sind die 1934 und 1937 geborenen Halbgeschwister von Julius, Erna und Joachim, hervorgegangen.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Bagainski. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Hermann Bagainski hatte sich inzwischen von den Folgen seiner Operation erholt, erhielt aber keine Arbeitsgelegenheit mehr. In den nächsten Jahren war er ehrenamtlich in der Israelitischen Taubstummenanstalt Berlin-Weißensee beschäftigt und erhielt dafür eine kleine Aufwandsentschädigung. Unter dem Druck der Rassenpolitik, die im Bildungswesen mit einem Erlass von 1935 eine „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen vorsah, mussten die Brüder Julius und Arno die Städtische Volksschule verlassen. Die Familie zog in diesem Jahr in eine Wohnung in der Greifswalder Str. 202. Julius besuchte noch bis 1936, sein Bruder Arno bis 1939 die jüdische Schule in der Rykestraße. Nach seinem Abschluss wollte der technisch begabte Julius eine Ausbildung zum Automechaniker beginnen, konnte aber trotz großer Bemühungen der Familie keine Lehrstelle finden. Margarete Bagainski schrieb später: „Über ein Jahr suchten wir, eine passende Stelle zu finden. Oft glaubten wir, sie gefunden zu haben, doch nachdem sich die Zugehörigkeit zum Judentum herausstellte, wurde er als Lehrling nicht angestellt.“ Zwischen 1936 und 1938 absolvierte Julius eine drei- bis sechsmonatige Ausbildung auf dem nichtzionistischen Ausbildungsgut im Dorf Groß Beeren (dem heutigen Brzeźno Trzebnica), das Jugendliche auf eine Auswanderung vorbereiten sollte. Seine Schwester Margot bereitete sich in dieser Zeit in einem Hachschara-Lager in Brandenburg nahe der Stadt Havelberg auf die Auswanderung nach Palästina vor. Der inzwischen verheirateten Margot gelang es als einziges Familienmitglied, mit ihrem Ehemann 1939 das Land zu verlassen. Falls Julius konkrete Schritte zur Emigration ergriffen hatte, so sollten diese scheitern. Zwischen 1938 und 1941 war er als Arbeiter bei verschiedenen Unternehmen beschäftigt, unter anderem bei einer Fettverwertungsgesellschaft am Zentralviehhof in Lichtenberg und bei der Herrenfabrikation der Firma „Fellner“. Julius‘ jüngerer Bruder Arno begann 1939 eine Lehre als Koch bei der Zentralküche der Jüdischen Gemeinde in der Gormannstraße 3, gab diese aber im Herbst 1941 auf. Er war mehrere Male auf dem Arbeitsweg bedroht worden, nachdem man ihn mit „Judenstern“ auf der Kleidung gesehen hatte. Im Februar 1941 zog Julius aus und wohnte bei Clara Beer in der Wilmersdorfer Uhlandstraße 47 zur Untermiete. Spätestens ab Oktober 1941 mussten der damals 20-jährige Julius, sein 53-jähriger Vater, seine Stiefmutter und sein Bruder Arno in Berliner Firmen Zwangsarbeit leisten; Julius in der „Lederwarenfabrik Gebr. Schlägel“ in der Lichtenberger Röderstraße 25 (der heutigen Karl-Lade-Straße).

Der Entrechtung folgte die Deportation: Julius Bagainski wurde im Rahmen der ersten Deportation aus Berlin am 18. Oktober 1941 über den Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Im Ghetto wurde ihm ein Quartier in der Alexanderhofstraße 35 zugewiesen. Vermutlich dürften ihn nur wenige Nachrichten vom Schicksal seiner Familie in Berlin erreicht haben. Am 7. Mai 1942 wurde er aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet.

Von seiner Familie überlebte seine Schwester Margot Timendorfer, die sich später Mirjam Timnah nannte, die NS-Verfolgung mit ihrem Mann im Exil in Palästina. Julius‘ Vater Hermann wurde im Zuge der willkürlichen Vergeltungsmaßnahmen nach dem Brandanschlag der Widerstandgruppe um Herbert Baum auf die NS-Propagandaausstellung „Das Sowjet-Paradies“ am 27. Mai 1942 in Berlin verhaftet. Von den 500 Verhafteten wurden 250 Geiseln am Morgen des 28. Mai in Sachsenhausen erschossen, darunter auch Hermann Bagainski. Julius‘ Stiefmutter Margarete Bagainski erhielt am 3. Juni 1942 den Deportationsbescheid und wurde mit seinen Geschwistern Arno, Erna und Joachim Bagainski mit einem Sondertransport, der ausschließlich für Angehörige der Erschossenen bestimmt war, am 5. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Margarete Bagainski und ihre Kinder Erna und Joachim konnten sich im Februar 1945 aus dem Ghetto in einem Transport in die Schweiz retten („Zug in die Freiheit“). Das Schicksal von Julius‘ Bruder Arno Bagainski ist nicht zweifelsfrei geklärt. Er hatte sich in Theresienstadt Anfang 1943 für ein Arbeitskommando gemeldet und kam vermutlich nach anderen Einsätzen in das sogenannte Außenkommando Zossen (später „Wulkow“). Den Mitgliedern einiger Arbeitskommandos war versprochen worden, dass ihre im Ghetto zurückbleibenden Angehörigen während des Arbeitseinsatzes nicht weiter deportiert werden würden. Bei den Zwangsarbeitern des Außenkommandos Wulkow, die zum Barackenbau eingesetzt waren, hielt sich die SS, anders als bei anderen Kommandos, an dieses Versprechen. 1944 war Arno wegen Zigarettenbesitzes nach Berlin strafversetzt worden, wo er im Sammellager in der ehemaligen Pathologie des Jüdischen Krankenhauses in der Schulstraße im Berliner Wedding festgehalten wurde. Ende September 1944 schrieb er von hier einen Brief einen seine Stiefmutter in Theresienstadt. Es handelte sich um das letzte bekannte Lebenszeichen von Arno Bagainski.