Otto Reinhold Siegel

Verlegeort
Hardenbergstr. 16
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
27. November 2012
Geboren
25. November 1922 in Großschönau (Sachsen)
Beruf
Landarbeiter
Hingerichtet
05. Juni 1944 in der Strafanstalt Königsberg

Otto Reinhold Siegel wurde am 25. November 1922 als Sohn von Rudolf Siegel, der Kraftwagenführer war, und Gertrud Siegel, geb. Zimmermann, in Groß-Schönau bei Zittau (Sachsen) geboren. Er war Landarbeiter und unverheiratet, als er im Alter von 19 Jahren 1941 nach Berlin zog, wo er in der Hardenbergstraße 16 in Charlottenburg unterkam. <br />
<br />
Ursprünglich war er evangelisch, hat sich dann aber anscheinend der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen angenähert, die unter der nationalsozialistischen Diktatur gezwungen war, ihren früheren Namen Bibelforscher zu führen. Obwohl unpolitisch, wurden die Zeugen Jehovas von den Nationalsozialisten als Staatsfeinde angesehen, weil sie den Eid auf Adolf Hitler als Oberbefehlshaber der Wehrmacht ablehnten und aus religiösen Gründen konsequent den Kriegsdienst verweigerten. Viele mussten in Konzentrationslager und wurden hingerichtet. Sie bildeten die größte geschlossene Gruppe religiöser Kriegsdienstverweigerer, die von der Wehrmachtsjustiz hart bestraft oder ums Leben gebracht wurden. <br />
<br />
Es gibt zwei Quellen, die darauf schließen lassen, dass Otto Siegel wohl wegen Verweigerung verfolgt und schließlich umgebracht wurde. Zunächst wurde er zum Jäger-Ersatz-Bataillon B in Taus bei Pilsen einberufen. Diese Einheit wurde am 1. Juni 1943 in das Jäger-Ersatz-Regiment 1 überführt, das in Arys (Ostpreußen) stationiert war. Um diese Zeit wurde gegen ihn ein Verfahren eingeleitet, wie sich einer Strafliste Nr. III 122/43 des Gerichts der Division 461 in Allenstein entnehmen lässt. Der Grund ist in diesem Dokument allerdings nicht genannt.<br />
<br />
In Allenstein kreuzte sich sein Weg mit dem Soldaten Karl Gremmelspacher aus Mülhausen (Elsass), der Zeuge Jehovas war. Er verweigerte den Kriegsdienst und kam in Haft. Nachdem Gremmelspacher in das Wehrmachtsgefängnis Torgau zur Verhandlung vor dem Reichskriegsgericht überführt worden war, schrieb er in einem Brief an seine Mutter: „Torgau, den 12. Juni 1944, Meine Lieben im Herrn, ich möchte euch wieder einige Zeilen schreiben, das ihr seht, das es mir bis jetzt noch gut geht, was ich bei euch das gleiche hoffe. Liebe Mutter hast du mein letzten Brief bekommen? Du fragst mich, ob ich diesen Bruder kenne, ja ganz gut sogar. Er heisst Otto Siegel. Wir waren lange beinander. Hier die Adresse von ihm: Otto Siegel, Strafhaftanstalt Allenstein Ostpreußen, Friedrich Groß Kaserne. (…)“<br />
<br />
Wie Gremmelspachers Mutter darauf kam, nach Siegel zu fragen, ist aus seinen Briefen nicht ersichtlich. Unklar ist auch, ob die Bezeichnung „Bruder“ zweifelsfrei bedeutet, dass Otto Siegel zu Jehovas Zeugen gehörte. Sie interpretieren seine Erwähnung in dem Brief jedoch als Beleg, dass er zumindest eine Verbindung zu dieser Religionsgemeinschaft hatte. Das Datum der Hauptverhandlung gegen Siegel vor dem Divisionsgericht in Allenstein ist nicht mehr zu ermitteln. Jedenfalls endete es mit einem Todesurteil, das am 5. Juni 1944 in der Strafanstalt Königsberg um 14.59 Uhr durch Enthaupten vollstreckt wurde.

Otto Reinhold Siegel wurde am 25. November 1922 als Sohn von Rudolf Siegel, der Kraftwagenführer war, und Gertrud Siegel, geb. Zimmermann, in Groß-Schönau bei Zittau (Sachsen) geboren. Er war Landarbeiter und unverheiratet, als er im Alter von 19 Jahren 1941 nach Berlin zog, wo er in der Hardenbergstraße 16 in Charlottenburg unterkam.

Ursprünglich war er evangelisch, hat sich dann aber anscheinend der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen angenähert, die unter der nationalsozialistischen Diktatur gezwungen war, ihren früheren Namen Bibelforscher zu führen. Obwohl unpolitisch, wurden die Zeugen Jehovas von den Nationalsozialisten als Staatsfeinde angesehen, weil sie den Eid auf Adolf Hitler als Oberbefehlshaber der Wehrmacht ablehnten und aus religiösen Gründen konsequent den Kriegsdienst verweigerten. Viele mussten in Konzentrationslager und wurden hingerichtet. Sie bildeten die größte geschlossene Gruppe religiöser Kriegsdienstverweigerer, die von der Wehrmachtsjustiz hart bestraft oder ums Leben gebracht wurden.

Es gibt zwei Quellen, die darauf schließen lassen, dass Otto Siegel wohl wegen Verweigerung verfolgt und schließlich umgebracht wurde. Zunächst wurde er zum Jäger-Ersatz-Bataillon B in Taus bei Pilsen einberufen. Diese Einheit wurde am 1. Juni 1943 in das Jäger-Ersatz-Regiment 1 überführt, das in Arys (Ostpreußen) stationiert war. Um diese Zeit wurde gegen ihn ein Verfahren eingeleitet, wie sich einer Strafliste Nr. III 122/43 des Gerichts der Division 461 in Allenstein entnehmen lässt. Der Grund ist in diesem Dokument allerdings nicht genannt.

In Allenstein kreuzte sich sein Weg mit dem Soldaten Karl Gremmelspacher aus Mülhausen (Elsass), der Zeuge Jehovas war. Er verweigerte den Kriegsdienst und kam in Haft. Nachdem Gremmelspacher in das Wehrmachtsgefängnis Torgau zur Verhandlung vor dem Reichskriegsgericht überführt worden war, schrieb er in einem Brief an seine Mutter: „Torgau, den 12. Juni 1944, Meine Lieben im Herrn, ich möchte euch wieder einige Zeilen schreiben, das ihr seht, das es mir bis jetzt noch gut geht, was ich bei euch das gleiche hoffe. Liebe Mutter hast du mein letzten Brief bekommen? Du fragst mich, ob ich diesen Bruder kenne, ja ganz gut sogar. Er heisst Otto Siegel. Wir waren lange beinander. Hier die Adresse von ihm: Otto Siegel, Strafhaftanstalt Allenstein Ostpreußen, Friedrich Groß Kaserne. (…)“

Wie Gremmelspachers Mutter darauf kam, nach Siegel zu fragen, ist aus seinen Briefen nicht ersichtlich. Unklar ist auch, ob die Bezeichnung „Bruder“ zweifelsfrei bedeutet, dass Otto Siegel zu Jehovas Zeugen gehörte. Sie interpretieren seine Erwähnung in dem Brief jedoch als Beleg, dass er zumindest eine Verbindung zu dieser Religionsgemeinschaft hatte. Das Datum der Hauptverhandlung gegen Siegel vor dem Divisionsgericht in Allenstein ist nicht mehr zu ermitteln. Jedenfalls endete es mit einem Todesurteil, das am 5. Juni 1944 in der Strafanstalt Königsberg um 14.59 Uhr durch Enthaupten vollstreckt wurde.