Simon Braun

Verlegeort
Hartmannstraße 35
Bezirk/Ortsteil
Lichterfelde
Verlegedatum
23. Juni 2023
Geboren
19. Juni 1880 in Krakau / Kraków
Beruf
Unternehmer
Verhaftet
27. Mai 1942
Ermordet
28. Mai 1942 im KZ Sachsenhausen

Simon Braun wurde am 19.6.1880, als erstes von fünf Kindern der jüdischen Eheleute Gutmann Braun und Sara Braun geb. Knopf, in Krakau (damals zu Österreich gehörig) geboren. Wenig später zog die Familie nach Berlin. Nach Beendigung seiner Schulzeit auf der Friedrichswerderschen Oberrealschule in Berlin-Mitte und Beginn einer erfolgreichen Karriere als Unternehmer in der Konfektionsbranche schloss er am 5. Februar 1914 im Standesamt Schmargendorf die Ehe mit Edith Brach, die ebenfalls jüdischen Glaubens war. Als Familiensitz wurde eine Villa auf dem Grundstück Herwarthstr. 12a in Berlin-Lichterfelde Ost ausgewählt. Zwischen 1914 und 1926 wurden in dieser Ehe vier Söhne geboren. Ab 1922 beantragte Simon Braun die deutsche Staatsbürgerschaft. Diese wurde vermutlich 1923, nach Überwindung anfänglicher Hindernisse in der preußischen Verwaltung, der Familie verliehen.

 

Simon Braun war in diesen Jahren ein sehr erfolgreicher Unternehmer mit Beteiligungen in verschiedenen Handelsgesellschaften, sowie unter anderem  als Geschäftsführer des bekannten Modehauses Louis Cohn jr., Tauentzienstr. 19a-b, tätig. Sein Unternehmertum wurde mit dem Titel Handelsrichter in der Berliner IHK gewürdigt.

 

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich schlagartig die Lage der jüdischen Unternehmer und ihrer Unternehmungen insbesondere in der Konfektionsbranche. Bereits 1933 kam es zu großen Boykottaufrufen seitens der Nationalsozialisten, die sich bis zum Höhepunkt der Gewaltentladung in der Reichspogromnacht 1938 immer weiter gesteigert hatten. Auch das Geschäft Louis Cohn jr. war davon betroffen. Die Umsätze brachen ein, das Geschäft mußte geschlossen und die Ware zu Schleuderpreisen verkauft werden. Die Angestellten erhielten Abfindungen aus dem Firmenvermögen. Der zwangsweise Verkauf des Geschäftes („die Arisierung“) wurde so gesteuert, dass für Simon Braun im Dezember 1938 kein Erlös aus dem Verkauf zur Auszahlung kam. Wenig später im April 1939 mußte ebenfalls die Familienvilla in der Herwarthstr. 12a zwangsweise verkauft werden. Simon und Edith Braun kamen im Elternhaus von Edith unter, in dem Marianne Brach, die Mutter von Edith, in der Hartmannstr. 35, als Witwe lebte.

 

Im Mai 1942 fand im Berliner Lustgarten eine Ausstellung mit dem Thema: „Das Sowjetparadies“ statt. Am 18. Mai verübte die jüdische Widerstandsgruppe um Herbert Baum einen Brandanschlag auf diese Ausstellung, bei der jedoch nur geringer Sachschaden entstand, so dass die Ausstellug bereits am Folgetag weitergeführt werden konnte. Die Mitglieder der Gruppe um Herbert Baum wurden sehr schnell gefaßt und verurteilt. Die NS-Täter nahmen den Anschlag zum Anlaß, brutale Vergeltungsmaßnahmen gegen völlig unbeteiligte Menschen jüdischen Glaubens zu verüben.

 

Drei Maßnahmen wurden von der Gestapo durchgeführt:

 

1. In Berlin verhaftete man 154 Juden, darunter Simon Braun, brachte sie in das KZ-Sachsenhausen und erschoß sie dort zusammen mit 96 bereits seit längerer Zeit dort befindlichen jüdischen Häftlingen.

 

2. Angehörige der ermordeten 154 Juden wurden in verschiedenen Transporten in das Lager Theresienstadt verschleppt, so auch Edith Braun.

 

3. 250 weitere Berliner Juden brachte man ebenfalls nach Sachsenhausen, von denen bis zum Oktober 1942 viele sterben mußten, während man den überlebenden Rest nach Auschwitz transportierte.

 

Simon Braun wurde am 27. Mai 1942, gegen 21.00 Uhr, in der Hartmannstr. 35 in Berlin-Lichterfelde Ost durch Gestapobeamte festgenommen und am 28. Mai 1942 im KZ-Sachsenhausen erschossen. Edith Braun wurde als Angehörige am 5.6.1942, mit dem Transport I/3, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 9.10.1944 wurde sie von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Der Zug kam dort am 12.10.1944 an. Von den 1.600  Transportierten sind nur 42 Überlebende bekannt.

Marianne Brach wurde mit dem Transport I/65, am 14.9.1942, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort verstarb sie nach 10 Tagen Inhaftierung am 24.9.1942.

Die Söhne von Edith und Simon Braun: Joachim Werner, Helmut Wolf und Harry Günther überlebten die Shoah in den Vereinigten Staaten! Der jüngste Sohn Gustav  (gen. Gustel) starb bereits  am 26. Februar 1944, vermutlich im Vereinigten Königreich.

Pauline Langnas geb. Braun, sowie Ehemann Alfred Langnas und dessen Mutter Eva Langnas sind ebenfalls in Auschwitz ermordet worden.