Rebekka Chraplewski geb. Hirschbeg

Verlegeort
Hektorstraße 2
Bezirk/Ortsteil
Halensee
Verlegedatum
17. Februar 2023
Geboren
30. März 1868 in Bartschin (Posen) / Barcin
Deportation
am 29. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
am 04. Mai 1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
04. Mai 1942 in Chełmno / Kulmhof

Rebekka Chraplewski geb. Hirschberg, kam am 30. März 1868 in Bartschin/Posen zur Welt. Sie lebte mit ihrer Tochter Bianka Chraplewski, die am 20. August 1899 ebenfalls in Bartschin geboren wurde, zuletzt freiwillig in diesem Haus. Von mindestens 1935 bis 1940 war in den Berliner Adressbüchern der Prokurist Siegfried Chraplewski an dieser Adresse verzeichnet. Ob er - geboren 1897 ebenfalls in Bartschin - ein Sohn von Rebekka und Bruder von Bianka war, bleibt ungeklärt. In den Opferdatenbanken findet er sich nicht. Einträge für mehrere Überlebende dieses Namens im United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) ergaben keine eindeutige Zuordnung.

Vor der Deportation wurden Mutter und Tochter Chraplewski von den Nazis aus ihrer Wohnung in der Hektorstraße 2 vertrieben und zwangsweise in ein sog. „Judenhaus" in der Dahlmannstr. 28 eingewiesen, aus dem mindestens 16 Menschen deportiert wurden. Grundlage war das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden" vom 30. April 1939, das den Mieterschutz für jüdische Menschen mit der Begründung aufhob, „dass es eine vertrauensvolle Hausgemeinschaft zwischen Deutschen und Juden nicht geben könne".. Zudem war dieses Gesetz die Grundlage für die Einrichtung sog. „Judenwohnungen" bzw. „Judenhäuser". Jüdische Eigentümer oder Mieter mussten jüdische Menschen aufnehmen, die ihre angestammten Wohnungen hatten verlassen müssen. Das führte  dazu, dass i.d.R. einander unbekannte Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht wurden. 

Rebekka und Bianka Chraplewski mussten sich in der von den Nazis als „Sammellager" missbrauchten Synagoge in der Levetzowstraße 7/8 im damaligen Bezirk Tiergarten  einfinden. Von dort wurden sie - vermutlich zu Fuß und unter den Augen der Bevölkerung - die knapp 8 km durch die Stadt bis zum Güterbahnhof Grunewald getrieben. Am Gleis 17 wurden sie mit knapp 1000 weiteren jüdischen Berlinerinnen und Berlinern in Güterwagen mit dem sog. „3. Osttransport" am 29. Oktober 1941 in das Ghetto Lodz/Litzmannstadt deportiert. Sie haben diesen Transport, auf dem etliche Menschen starben, überlebt, wie die „Einsiedlungslisten" des Ghetto Litzmannstadt ausweisen.

Aus dem Ghetto wurden Rebekka und Bianka Chraplewski am 4. Mai 1942 in das Gutshaus einer ehem. polnischen Staatsdomäne im 70 km entfernten Dörfchen Chelmno/Kulmhof verschleppt. Dies war das erste Vernichtungslager, das die Nazis Ende 1941 zur „Endlösung der Judenfrage" auf polnischem Boden einrichteten. Sofort nach der Ankunft mussten die beiden Damen - wie alle anderen Deportierten - sich entkleiden und wurden nackt unter Schlägen über eine Rampe in einen von drei komplett geschlossenen LKWs getrieben. Auf der Fahrt in ein nahe gelegenes Wäldchen wurden sie mit den Abgasen qualvoll erstickt und anschließend in Gruben verscharrt.