Der am 28. November 1878 in Gülzow/Cammin in Pommern geborene Albert Michaelis war das dritte Kind des jüdischen Ehepaares Itzig und Johanna Michaelis. Der Vater starb bereits vor 1900 in Gülzow. Die Witwe Johanna Michaelis, geb. Grunewald, muss um die Jahrhundertwende mit den erwachsenen Söhnen Bernhard (*1867), Martin (*1873) und Albert (*1878) nach Berlin gezogen sein. So ist es zumindest in den späteren Heiratsurkunden der Söhne Martin und Albert vermerkt.
Die beiden älteren Brüder verstarben bereits 1916 (Bernhard) bzw. 1937 (Martin) in Berliner Krankenhäusern. Die genaueren Umstände ihres Todes sind nicht bekannt.
Albert heiratete im Dezember 1906 die zwölf Jahre ältere Margarete Schindler. Sie war von Beruf Schneiderin, evangelisch und brachte ihren 14-jährigen unehelichen Sohn Felix mit in die Ehe. In den ersten Jahren wohnten sie in Margaretes Wohnung in der Georgenkirchstraße 18 in Berlin-Mitte.
Im Jahre 1908 zog die junge Familie in die Lippehner Straße 5 (heute Käthe-Niederkirchner-Straße 5) in Prenzlauer Berg. Unter dieser Anschrift wird der Kaufmann Albert Michaelis im Berliner Adressbuch ab 1909 genannt. Im Januar 1909 wurde die Tochter Margot geboren. Das Verhältnis zwischen Stiefvater Albert und Stiefsohn Felix muss sehr gut gewesen sein, denn dieser war im Jahre 1924 Trauzeuge von Felix.
Albert lebte durch seine Ehe mit der evangelisch getauften Margarete nach NS-Ideologie in einer sogenannten „Mischehe“. Auf Margarete wurde sicher großer Druck ausgeübt, um sie zur Scheidung von ihrem Ehemann zu bewegen. Sie ließ sich davon nicht beirren.
Dies bewahrte Albert zwar vor der Deportation, nicht aber vor der Zwangsarbeit, den viel niedrigeren Lebensmittelrationen, dem „Sterntragen“ und den täglichen antisemitischen Anfeindungen aus der Mitte der „Volksgemeinschaft“, die ihn ausgestoßen hatte. Natürlich blieben auch die Ehefrau sowie die „halbjüdische“ Tochter Margot davon nicht verschont. Besonders getroffen wurde die Familie Michaelis sicher vom Verlust ihrer langjährigen Wohnung in der Lippehner Straße 5. Um das Jahr 1942 müssen sie in die Winsstraße 68 umgezogen sein. Ob sie zwangsweise „umgesetzt“ wurden oder das Haus durch einen Kriegsschaden nicht mehr bewohnbar war, konnte nicht ermittelt werden.
Albert, Margarete und Margot haben das Kriegsende in Berlin erlebt.
Alberts Herz allerdings war nicht nur durch die persönlichen Lebensumstände der vorangegangenen Jahre, sondern sicher auch durch die nach dem Krieg bekannt gewordenen Schicksale seines Familienangehörigen sehr geschwächt. So wurden allein aus der Christburger Straße 48 elf seiner Familienmitglieder deportiert und ermordet. Am 11. Oktober 1945 verstarb Albert in der Winsstraße 68 an einem Herzleiden.