Albert Michaelis

Verlegeort
Käthe-Niederkirchner-Str. 5
Historischer Name
Lippehner Str. 5
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
20. Mai 2022
Geboren
28. November 1878 in Gülzow (Pommern) / Golczewo
Beruf
Kaufmann
Tot
11. Oktober 1945 in Berlin

Der am 28. November 1878 in Gülzow/Cammin in Pommern geborene Albert Michaelis war das dritte Kind des jüdischen Ehepaares Itzig und Johanna Michaelis. Der Vater starb bereits vor 1900 in Gülzow. Die Witwe Johanna Michaelis geb. Grunewald muss um die Jahrhundertwende mit den erwachsenen Söhnen Bernhard (* 1867), Martin (* 1873) und Albert (* 1878) in die Großstadt Berlin gezogen sein. So wurde es in den späteren Heiratsurkunden der Söhne Martin und Albert vermerkt. 

Der Älteste, Bernhard, starb bereits 1916 im Berliner Virchow-Krankenhaus.

Martin - der Zweitälteste, von Beruf Kaufman - starb 1937 im Berliner Hedwigs-Krankenhaus.

Der Jüngste – Albert- heiratete im Dezember 1906 die 12 Jahre ältere Margarete Schindler. Sie war von Beruf Schneiderin, evangelisch und brachte ihren 14-jährigen unehelichen Sohn Felix mit in die Ehe. In den ersten Jahren wohnten sie in Margaretes Wohnung in der Georgenkirchstraße 18 in Mitte.

Im Jahre 1908 zog die junge Familie in die Lippehner Straße 5 (heute Käthe-Niederkirchner-Straße 5) in Prenzlauer Berg. Unter dieser Anschrift wird der Kaufmann Albert Michaelis im Berliner Adressbuch ab der Ausgabe 1909 genannt.  Im Januar 1909 wurde die Tochter Margot geboren. Das Verhältnis zwischen Stiefvater Albert und Stiefsohn Felix muss sehr gut gewesen sein, denn dieser war im Jahre 1924 Trauzeuge von Felix.

Albert lebte durch seine Ehe mit der evangelisch getauften Margarete geb. Schindler nach NS-Ideologie in einer sogenannten „Mischehe“. Auf Margarete wurde sicher großer Druck ausgeübt, um sie zur Scheidung von ihrem Ehemann zu bewegen. Sie blieb aber standhaft.

Dies bewahrte Albert zwar vor der Deportation nicht aber vor dem „Sterntragen“, der Zwangsarbeit, den viel niedrigeren Lebensmittelrationen und den täglichen antisemitischen Anfeindungen der „normalen“ Nachbarn. Natürlich blieben auch die Ehefrau sowie die „halbjüdische“ Tochter Margot davon nicht verschont. Besonders getroffen wurde die Familie Michaelis sicher vom Verlust ihrer langjährigen Wohnung in der Lippehner Straße 5. Im Jahre 1942 müssen sie in die Winsstraße 68 umgezogen sein. Ob sie zwangsweise „umgesetzt“ wurden oder das Haus durch einen Kriegsschaden nicht mehr bewohnbar war, konnte nicht ermittelt werden.

Albert, Margarete und Margot haben das Kriegsende in Berlin erlebt.

Alberts Herz allerdings war nicht nur durch die persönlichen Lebensumstände der voran gegangenen Jahre, sondern sicher auch durch die nach dem Krieg bestätigten Schicksale seines weit verzweigten Familiennetzwerkes (allein aus der Christburger Straße 48 waren 11 Mitglieder der Michaelis-Familie deportiert und ermordet worden) so geschwächt, dass er am 11. Oktober 1945 in der Winsstraße 68 an einem Herzleiden verstarb.