Margarete Michaelis geb. Schindler

Verlegeort
Käthe-Niederkirchner-Str. 5
Historischer Name
Lippehner Str. 5
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
22. Mai 2022
Geboren
28. Oktober 1866 in Stettin (Pommern) / Szczecin
Beruf
Schneiderin
Überlebt
Biografie

Margarete Michaelis wurde am 28. Oktober 1866 als Tochter des Tischlermeisters Karl Wilhelm Schindler und dessen Ehefrau Marie, geb. Schulz, in Stettin/Pommern geboren.

Dort verstarben ihre Eltern. Im Juni 1892 brachte die unverheiratete Margarete in Stettin ihren Sohn Felix zur Welt. Wann genau die alleinerziehende Mutter und Schneiderin Margarete mit ihrem Sohn aus der Provinz nach Berlin ging, ist nicht bekannt.

Belegt aber ist, dass sie im Dezember 1906 den 12 Jahre jüngeren, jüdischen Kaufmann Albert Michaelis in Berlin heiratete. Margarete brachte ihren 14-jährigen Sohn Felix mit in die Ehe. In den ersten Jahren wohnten sie in Margaretes Wohnung in der Georgenkirchstraße 18 in Berlin-Mitte. Im Jahre 1908 zog die junge Familie in die Lippehner Straße 5 (heute Käthe-Niederkirchner-Straße 5) in Prenzlauer Berg. Im Berliner Adressbuch von 1909 wird Albert Michaelis unter dieser Anschrift als Haushaltsvorstand genannt. Am 31. Januar 1909 wurde die Tochter Margot geboren.

Margarete und Albert Michaelis lebten nach NS-Ideologie in einer sogenannten „Mischehe“. Auf Margarete wurde sicher großer Druck ausgeübt, um sie zur Scheidung von ihrem Ehemann zu bewegen. Sie blieb jedoch standhaft.

Dies bewahrte Albert zwar vor der Deportation, nicht aber vor dem „Sterntragen“, der Zwangsarbeit, den viel niedrigeren Lebensmittelrationen und den täglichen antisemitischen Anfeindungen aus der „Volksgemeinschaft“, die ihn als „Juden“ ausgestoßen hatte. Natürlich blieben auch die Ehefrau und die „halbjüdische“ Tochter Margot davon nicht unberührt. Besonders getroffen wurde die Familie Michaelis sicher vom Verlust ihrer langjährigen Wohnung in der Lippehner Straße 5. Um das Jahr 1942 müssen sie in die Winsstraße 68 umgezogen sein. Ob sie zwangsweise „umgesetzt“ wurden oder das Haus durch einen Kriegsschaden nicht mehr bewohnbar war, ist nicht mehr nachvollziehbar.

Albert, Margarete und Margot erlebten das Kriegsende in Berlin. Nur wenig später verstarb Albert am 11. Oktober 1945 an einem Herzleiden. Margarete und die Tochter Margot blieben nach seinem Tod in der Winsstraße 68 wohnen.

Dort starb Margarete Michaelis am 9. April 1953 als 87-Jährige. Tochter Margot meldete den Sterbefall beim Standesamt Prenzlauer Berg.