Werner Scholem

Verlegeort
Klopstockstraße 18
Historischer Name
Klopstockstraße 7
Bezirk/Ortsteil
Hansaviertel
Verlegedatum
Mai 2004
Geboren
29. Dezember 1895 in Berlin
Beruf
Politiker
Verhaftet
28. Februar 1933 in Berlin
Verhaftet
23. April 1933 in Berlin
Verhaftet
Juni 1933 bis Februar 1937 im Gefängnis Moabit
Verhaftet
Februar 1937 bis September 1938 in Dachau
Verhaftet
September 1938 in Buchenwald
Ermordet
17. Juli 1940 im KZ Buchenwald

Werner Scholem wurde in Berlin im Jahre 1895 in eine bürgerliche, assimilierte jüdische Familie hineingeboren. Der Vater betrieb eine Druckerei. Zwei seiner Söhne gründeten später in Berlin ebenfalls Druckereibetriebe. Werner Scholem war früh politisch interessiert und orientierte sich in sozialistischen Gruppen und Arbeitskreisen. Als im Jahre 1913 im „Vorwärts“ ein Bericht über das Auftreten des „Genossen Werner Scholem“ in der Arbeiterjugend erschien, führte das zu erheblichen Auseinandersetzungen mit seinem Vater.<br />
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Nach dem Notabitur im Jahre 1914 wurde Werner Scholem zum Militärdienst eingezogen. Zu dieser Zeit gehörte er bereits zu jener Minderheit in der Sozialdemokratischen Partei, die dann in Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ihre Symbolfiguren fand. Nach mehr als zweijährigem Militärdienst wurde Werner Scholem im serbischen Feldzug 1916 am Fuß verwundet. Es folgte ein mehrwöchiger Lazarettaufenthalt in Halle an der Saale. Scholem knüpfte dort Kontakte zu einer größeren Gruppe von Sozialdemokraten der Saale-Stadt, die zum linken antimilitaristi­schen Flügel der Partei gehörte. Als Werner Scholem wieder einigermaßen laufen konnte, nahm er in Halle am 27.01.1917, dem offiziellen Feiertag des Kaisergeburts-tages, in Uniform an ei­ner Antikriegsdemonstration der äußersten Linken teil. Dabei wurde er unter der An­schuldigung des Landesverrates verhaftet. Das Kriegsgericht verurteilte Scholem schließlich wegen Majestätsbeleidigung zu 9 Monaten Gefängnis. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges heiratete Werner Scholem seine Freundin Emmy Wiechelt, ein Mädchen aus der Sozialistischen Arbei­terjugend in Hannover.<br />
<br />
Gleich nach Kriegsende stürzte sich Scholem, damals noch auf Seiten der USPD, in die Politik. Er war zunächst Redakteur des lokalen Parteiblatts in Halle. Im Oktober 1920 trat Werner Scholem bei der Spaltung der USPD zur KPD über. Er zog wieder nach Berlin und wurde hier bald einer der Hauptredner der KPD und kommunistischer Abgeordneter im Preußischen Landtag. Eine Zeitlang wohnte Scholem in der Waldenserstraße in Moabit und ab 1927 in der Klopstockstraße 7 im Gartenhaus.<br />
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Scholem verteidigte zunächst die „revolutionären Notwendig­keiten“ (letztlich also den vor nichts zurückschreckenden Terror), kam auch bald in den Reichstag als dessen jüngstes Mitglied und damit „auf die schwärzeste Liste der Nazis“. Er wurde in die damals stattfindenden heftigen Fraktionskämpfe innerhalb der KPD verwickelt und stieg 1925 in das Führungsgremium der Partei auf. Doch schon wenige Monate später kam es zum Parteiausschluss. Scholem „blieb Kommunist - und sogar bis zu den nächsten Wahlen Reichstagsabgeordneter - aber außerhalb der dem Stalinismus verfallenden Partei“. Er sah sehr klar, dass man mit allen Kräften gegen eine drohende nationalsozialistische Barbarei an­kämpfen musste. In der Nacht des Reichstagsbrandes 1933 wurde Werner Scholem verhaftet, kam aber kurze Zeit später nochmals frei. Während er noch nach einer Zuflucht für seine Frau und seine beiden Töchter suchte, wurde er erneut verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht. Nach sieben Jahren Haft wurde er dort am 17.07.1940 erschossen.<br />
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Werner Scholems um zwei Jahre jüngerer Bruder Gerhard (er nannte sich später selbst Gershom) ging einen ganz anderen Weg. Er schloss sich schon in früher Jugend zionistischen Gruppen an und trat u.a. für die Verlebendigung der hebräischen Sprache ein. 1923 wanderte er nach Palästina aus, um dort an einer Erneuerung des Judentums zu arbeiten. Er wurde Direktor der Judaistischen Abteilung der Hebräischen Universität in Jerusalem und Professor für Kabbalistik. Seine Jugenderinnerungen, aus denen die vorstehenden biografischen Angaben über Werner Scholem zusammengestellt sind, hat Gershom Scholem seinem Bruder gewidmet.

Werner Scholem wurde in Berlin im Jahre 1895 in eine bürgerliche, assimilierte jüdische Familie hineingeboren. Der Vater betrieb eine Druckerei. Zwei seiner Söhne gründeten später in Berlin ebenfalls Druckereibetriebe. Werner Scholem war früh politisch interessiert und orientierte sich in sozialistischen Gruppen und Arbeitskreisen. Als im Jahre 1913 im „Vorwärts“ ein Bericht über das Auftreten des „Genossen Werner Scholem“ in der Arbeiterjugend erschien, führte das zu erheblichen Auseinandersetzungen mit seinem Vater.

Nach dem Notabitur im Jahre 1914 wurde Werner Scholem zum Militärdienst eingezogen. Zu dieser Zeit gehörte er bereits zu jener Minderheit in der Sozialdemokratischen Partei, die dann in Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ihre Symbolfiguren fand. Nach mehr als zweijährigem Militärdienst wurde Werner Scholem im serbischen Feldzug 1916 am Fuß verwundet. Es folgte ein mehrwöchiger Lazarettaufenthalt in Halle an der Saale. Scholem knüpfte dort Kontakte zu einer größeren Gruppe von Sozialdemokraten der Saale-Stadt, die zum linken antimilitaristi­schen Flügel der Partei gehörte. Als Werner Scholem wieder einigermaßen laufen konnte, nahm er in Halle am 27.01.1917, dem offiziellen Feiertag des Kaisergeburts-tages, in Uniform an ei­ner Antikriegsdemonstration der äußersten Linken teil. Dabei wurde er unter der An­schuldigung des Landesverrates verhaftet. Das Kriegsgericht verurteilte Scholem schließlich wegen Majestätsbeleidigung zu 9 Monaten Gefängnis. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges heiratete Werner Scholem seine Freundin Emmy Wiechelt, ein Mädchen aus der Sozialistischen Arbei­terjugend in Hannover.

Gleich nach Kriegsende stürzte sich Scholem, damals noch auf Seiten der USPD, in die Politik. Er war zunächst Redakteur des lokalen Parteiblatts in Halle. Im Oktober 1920 trat Werner Scholem bei der Spaltung der USPD zur KPD über. Er zog wieder nach Berlin und wurde hier bald einer der Hauptredner der KPD und kommunistischer Abgeordneter im Preußischen Landtag. Eine Zeitlang wohnte Scholem in der Waldenserstraße in Moabit und ab 1927 in der Klopstockstraße 7 im Gartenhaus.

Scholem verteidigte zunächst die „revolutionären Notwendig­keiten“ (letztlich also den vor nichts zurückschreckenden Terror), kam auch bald in den Reichstag als dessen jüngstes Mitglied und damit „auf die schwärzeste Liste der Nazis“. Er wurde in die damals stattfindenden heftigen Fraktionskämpfe innerhalb der KPD verwickelt und stieg 1925 in das Führungsgremium der Partei auf. Doch schon wenige Monate später kam es zum Parteiausschluss. Scholem „blieb Kommunist - und sogar bis zu den nächsten Wahlen Reichstagsabgeordneter - aber außerhalb der dem Stalinismus verfallenden Partei“. Er sah sehr klar, dass man mit allen Kräften gegen eine drohende nationalsozialistische Barbarei an­kämpfen musste. In der Nacht des Reichstagsbrandes 1933 wurde Werner Scholem verhaftet, kam aber kurze Zeit später nochmals frei. Während er noch nach einer Zuflucht für seine Frau und seine beiden Töchter suchte, wurde er erneut verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht. Nach sieben Jahren Haft wurde er dort am 17.07.1940 erschossen.

Werner Scholems um zwei Jahre jüngerer Bruder Gerhard (er nannte sich später selbst Gershom) ging einen ganz anderen Weg. Er schloss sich schon in früher Jugend zionistischen Gruppen an und trat u.a. für die Verlebendigung der hebräischen Sprache ein. 1923 wanderte er nach Palästina aus, um dort an einer Erneuerung des Judentums zu arbeiten. Er wurde Direktor der Judaistischen Abteilung der Hebräischen Universität in Jerusalem und Professor für Kabbalistik. Seine Jugenderinnerungen, aus denen die vorstehenden biografischen Angaben über Werner Scholem zusammengestellt sind, hat Gershom Scholem seinem Bruder gewidmet.