Dr. Julius Jelski

Verlegeort
Kudowastraße 28
Bezirk/Ortsteil
Schmargendorf
Verlegedatum
24. Juni 2023
Geboren
29. November 1867 in Slonim
Beruf
Rabbiner und Prediger
Flucht
1939 nach Uruguay
Überlebt

Julius Jelski wurde am 29. November 1867 in Slonim (jetzt Belarus), geboren, mit ihm seine Zwillingsschwester Martha (1867-1943). Dem Zwillingspaar Julius und Martha folgten Bernhard (1869-1942), David (1872-1943), Franziska (1877-1932) und der Nachzügler Erich Gotthold (1891-1895). 

Ihre Eltern waren der Kantor und Schächter Isaak Jelski (1845-1930) und Ida, geb. Kremer (Krämer). 

Über Ida Kremer liegen keine Informationen vor.

Julius Jelski wuchs in Danzig auf und besuchte das Städtische Gymnasium, wo er Ostern 1888 die Reifeprüfung ablegte.

Danach studierte er in Breslau und Tübingen, vorwiegend aber in Berlin. 

Direkt im Anschluss an seine Ausbildung zum Rabbiner an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin wurde Jelski 1897 zum Prediger der Jüdischen Reformgemeinde in der Johannisstraße 16 gewählt.

Am 1. Juli 1897 trat Jelski seine Stelle an und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 1934. 

Vor seinem Amtsantritt hatte er "mit einer philosophischen Arbeit über Spinoza zum Doctor phil. "Magna cum laude" promoviert".

Bis zu seiner Pensionierung nach 37 Dienstjahren blieb Julius Jelski Prediger an der Jüdischen Reformgemeinde Berlin. Während seiner Berufstätigkeit veröffentlichte er, wie seine akademisch gebildeten Kollegen, Artikel in Zeitschriften, so über Spinoza und Goethe, über das Wesen des Judentums, zu ethischen und religiösen Themen und Sammlungen von Konfirmations- und Grabreden und Predigten.

Am 27. Dezember 1897 heiratete er die 23jährige Tochter seines Amtskollegen Dr. Wilhelm Klemperer (1839-1912), Martha Klemperer (1874-1954). Trauzeugen der standesamtlichen Eheschließung waren die Brüder von Bräutigam und Braut, der Danziger praktische Arzt Bernhard Jelski und der Berliner Arzt und Universitätsprofessor Georg Klemperer.

Das Paar bekam drei Kinder: Wilhelm Felix Walter (1903-1958), Lilli Alice Henriette (1909-2007) und Wilhelm Hans Wolfgang (1912-1992). Die Kinder flohen ab 1933 nach Südamerika und nach Palästina, später auch in die USA.

Gerade noch, am 3. April 1939, wurde durch Kontakte zum Konsulat in Uruguay die Flucht zu ihrer Tochter Lilli nach Montevideo möglich. Lilli hatte bereits 1933 in Uruguay den Pianisten Raúl Victor Gandolfo geheiratet. Julius Jelski starb im Schlaf in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 1953 im Alter von 85 Jahren.

Beigesetzt wurde er auf dem Cementerio Israelita de La Paz, Canelones, Uruguay.

Seine Frau Martha überlebte ihn um ein Jahr. Sie starb am 22. Januar 1954 mit 79 Jahren.

An der Verlegung der Stolpersteine für Julius und Martha Jelski am 24. Juni 2023 nahmen ihre drei Enkel und zwei Urenkel aus Uruguay und USA teil.

Am selben Tag wurde durch die Familie ein Stolperstein für Julius Jelskis Bruder David Jelski vor der Melanchthonstr. 1 verlegt. David Jelski kam in Theresienstadt ums Leben.