Heinz Albert Cohn wurde am 3. Oktober 1903 in der Großbeerenstraße 25 in Berlin-Kreuzberg geboren. Sein Vater, der Kaufmann Moritz Cohn, war bei seiner Geburt 46 Jahre alt und seine Mutter Lucia Cohn geborene Francken 33 Jahre. Heinz hatte zwei ältere Brüder, den 7-jährigen Alfred und den 4-jährigen Julius.
Als Heinz 8 Jahre alt war, starb sein Vater Moritz Cohn am 25. Mai 1912 mit 55 Jahren. Seine Mutter wurde mit 42 Jahren Witwe.
Sein ältester Bruder Alfred nahm mit 18 Jahren am Ersten Weltkrieg teil. Mit dem Verwundetenabzeichen und dem Eisernen Kreuz II. Klasse kehrte er 1918 aus dem Krieg zurück.
Alfred studierte Medizin und wurde Arzt. Es ist anzunehmen, dass auch Heinz eine höhere Bildung genoss, leider konnte hierzu nichts recherchiert werden.
Als sein ältester Bruder im Dezember 1931 heiratete, wohnte Heinz zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder Julius in der Mainzer Straße 16 in Berlin-Wilmersdorf. 1936 zogen die drei in die Landhausstraße 36 in eine 3-Zimmer-Parterrewohnung im Gartenhaus rechts. Hier waren sie auch bei der Minderheiten-Volkszählung am 17. Mai 1939 gemeldet.
In der bei seiner Deportation angelegten Vermögensakte fand sich ein Schreiben des Finanzamtes Wilmersdorf-Süd an den Oberfinanzpräsidenten, in dem mitgeteilt wurde, dass „Heinz Israel Cohn, Autovermietung" für 1943 noch Vermögenssteuer in Höhe von 40 RM zu entrichten habe. „Nach dem Stande vom 1. Januar 1940 besaß der Steuerpflichtige ein Vermögen von 8.486 RM.“ Demnach verdiente Heinz seinen Unterhalt mit Autovermietung. Da ab dem 3. Dezember 1938 Juden das Führen und Halten von PKWs mit sofortiger Wirkung verboten war, konnte er diese Tätigkeit danach nicht mehr ausüben. Führerscheine und Kfz-Papiere mussten bis spätestens 31. Dezember 1938 zurückgegeben werden.
Wann und wo Heinz Cohn seine spätere Ehefrau Flora kennenlernte, ist nicht bekannt.
Die am 15. November 1907 geborene Flora Ball, Tochter des aus Galizien stammenden Eiergroßhändlers Abraham Ball und seiner Gattin Berta Erika Ball geborene Alexandrowitz, hatte zum ersten Mal mit 22 Jahren am 29. April 1930 den 23-jährigen Österreicher Karl Opat geheiratet. Schon drei Monate später kam ihr Sohn Victor Alexander zur Welt.
1935 wurde auf der Heiratsurkunde mit einem Stempel vermerkt, dass die Ehe zwischen Karl Opat und Flora Opat durch das am 28. Juni 1935 rechtskräftig gewordene Urteil für aufgelöst erklärt wurde, wobei das auf dem Stempel vorgegebene Wort „geschieden“ durchgestrichen wurde. Es ist anzunehmen, dass Karl Opat sich als Opfer einer arglistigen Täuschung sah und deshalb den Antrag auf Aufhebung der Ehe stellte. Er selber gab später in Wien an, dass er nicht geschieden, sondern ledig sei.
In der von Flora bei der Deportation ausgefüllten Vermögenserklärung schrieb sie mehrmals, dass ihr mittlerweile 12-jährige Sohn Victor „Geltungsjude" sei. Karl Opat war Jude, deshalb kann davon ausgegangen werden, dass Victors leiblicher Vater nicht Karl Opat war.
Nach Auflösung der Ehe zog Flora zu ihrer Mutter, die seit 1932 verwitwet war. Bei der Minderheiten-Volkszählung 1939 waren Flora, Victor und ihre Mutter Berta in der Madaistraße1 in Horst-Wessel-Stadt (heute Berlin-Friedrichshain) in der Nähe des Ostbahnhofs gemeldet. Von dieser Adresse wurde ihre Mutter am 8. September 1942 nach Riga deportiert.
Heinz und Flora heirateten am 18. Dezember 1941. Heinz wurde mit der Heirat Stiefvater von Victor. Erst nach der Deportation von Floras Mutter zog die kleine Familie im Oktober 1942 zu Heinz Mutter in 1 ½ Zimmer ihrer Wohnung in der Landhausstraße 36.
Heinz und Flora hatten seit 1941 Zwangsarbeit zu leisten. Heinz arbeitete wie sein älterer Bruder Julius als Maschinenarbeiter bei der Firma Heinrich Klüssendorf im Zitadellenweg 20 in Berlin-Spandau. Die Firma Klüssendorf war auch als Rüstungsbetrieb tätig und lieferte Teile für die Herstellung automatischer Waffen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden zudem die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke beliefert. Flora arbeitete als Stanzerin in der Firma Max Scheele in der Blücherstraße 37 in Berlin-Kreuzberg. Da die jüdischen Schulen 1941 schon geschlossen waren, wird Victor sich in der Wohnung bei Heinz' Mutter aufgehalten haben.
Als ersten der Familie Cohn deportierte die Gestapo Julius zusammen mit seiner Ehefrau Judith am 26. Februar 1943 aus der Martin-Luther-Straße 87 nach Auschwitz. Kurze Zeit später erhielten Heinz, Flora und Viktor den Deportationsbefehl. Im Sammellager in der Großen Hamburger Str. 21 mussten sie am 12. März 1943 die Vermögenserklärungen ausfüllen und danach auf ihre Deportation warten.
Heinz' Mutter Lucia hatte ihre Vermögenserklärung schon am 6. März 1943 ausgefüllt. Auf die Frage, welche Familienangehörigen schon ausgewandert seien, gab sie ihre beiden Söhne, Julius und Heinz mit der Bemerkung „abgewandert“ an. Mit dem 4. Großen Alterstransport wurde sie am 17. März 1943 mit 1.199 anderen vom Anhalter Bahnhof in Berlin nach Theresienstadt deportiert.
Heinz, Flora und Victor blieben noch über einen Monat im Sammellager. Da Heinz ältester Bruder Alfred für die Reichsvereinigung der Juden arbeitete, wird er alles versucht haben, die Deportation seines jüngsten Bruders hinauszuzögern, allerdings ohne Erfolg. Am 19. April 1943 deportierte die Gestapo Heinz, Flora und Victor zusammen mit weiteren 685 Personen mit dem 37. Osttransport in das Vernichtungslager Auschwitz, wo sie sie ermordeten.
Heinz Cohn starb mit 39 Jahren, Flora Cohn mit 35 Jahren und Victor Opat mit 12 Jahren.