Julius Cohn

Verlegeort
Landhausstr. 36
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
15. April 2010
Geboren
30. Juni 1899 in Berlin
Deportation
am 26. Februar 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Julius Kurt Cohn wurde am 30. Juni 1899 in der Großbeerenstraße 25 in Berlin-Kreuzberg geboren. Sein Vater, der Kaufmann Moritz Cohn, war bei seiner Geburt 42 Jahre alt und seine Mutter Lucia Cohn geborene Francken 29 Jahre. Julius hatte einen drei Jahre älteren Bruder mit Namen Alfred und einen vier Jahre jüngeren Bruder mit Namen Heinz.

Als Julius 12 Jahre alt war, starb sein Vater Moritz Cohn am 25. Mai 1912 mit 55 Jahren. Seine Mutter wurde mit 42 Jahren Witwe. 

Sein ältester Bruder Alfred nahm mit 18 Jahre am Ersten Weltkrieg teil. Mit dem Verwundetenabzeichen und dem Eisernen Kreuz II. Klasse kehrte er 1918 aus dem Krieg zurück. 

Alfred studierte Medizin und wurde Arzt. Es ist anzunehmen, dass auch Julius eine höhere Bildung genoss, leider konnte hierzu nichts recherchiert werden. 

Als sein ältester Bruder im Dezember 1931 heiratete, wurde er Trauzeuge und gab als Beruf Kaufmann und als Wohnadresse die Mainzer Straße 16 in Berlin-Wilmersdorf an, wo auch seine Mutter und sein jüngster Bruder Heinz wohnten. 1936 zogen die drei in die Landhausstraße 36 in eine 3-Zimmer-Parterrewohnung im Gartenhaus rechts. Hier waren sie auch bei der Minderheiten-Volkszählung am 17. Mai 1939 gemeldet. 

Wann und wo Julius seine spätere Ehefrau Judith kennenlernte, ist nicht bekannt. 

Judith Pogorzelski wurde am 26. April 1909 in Breslau geboren. Aus der ersten Ehe ihres Vaters hatte sie einen 3-jährigen Halbbruder Hans Wilhelm (geboren 1906). Ihre Eltern, der Kaufmann und Fleischermeister Wilhelm Pogorzelski (*1869) und die Fleischereigeschäftsinhaberin Flora, geborene Preuss verwitwete Reiter (*1872), gingen in den 1920er- Jahren nach Berlin. Ihr Vater starb dort mit 52 Jahren am 25. April 1922, einen Tag vor Judiths 13. Geburtstag. Ihre Mutter wurde mit 49 Jahren Witwe und hatte für ihren 16-jährigen Stiefsohn Hans und ihre Tochter Judith zu sorgen.

Am 14. November 1933 heiratete Judiths Bruder, der Kaufmann Hans Pogorzelski, die 20-jährige Ilse Elisabeth Cohen. Judiths Mutter Flora war Trauzeugin und wohnte damals mit der Familie in der Saarstraße 12 in Berlin-Schöneberg. 

Im April 1934 zogen Judith und ihre Mutter in eine 3-Zimmerwohnung im II. Stock des Hauses in der Martin-Luther-Straße 87. Am 24. Mai 1937 wanderten Hans und Ilse in die USA aus.

Julius und Judith hatten seit 1941 Zwangsarbeit zu leisten. Julius arbeitete, wie sein jüngster Bruder Heinz, als Maschinenarbeiter bei der Firma Heinrich Klüssendorf im Zitadellenweg 20 in Berlin-Spandau. Die Firma Klüssendorf war auch als Rüstungsbetrieb tätig und lieferte Teile für die Herstellung automatischer Waffen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden zudem die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke beliefert. Judith arbeitete in Berlin-Siemensstadt bei Siemens & Halske, die für die deutsche Armee große Stückzahlen von MG08/15-Maschinengewehren und Feldtelefone vom Typ „Feldfernsprecher 33“ produzierten.

Julius Cohn und Judith Pogorzelski heirateten am 5. Juni 1942 in Berlin-Schöneberg. Seit dem 15. Oktober 1942 wohnte auch Julius in der Martin-Luther-Straße 87.

Anfang 1943 bekam Judiths Mutter Flora den Deportationsbefehl. Mit dem 80. Alterstransport wurde sie am 13. Januar 1943 vom Anhalter Bahnhof in Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Julius und Judith bekamen aus der Familie Cohn als Erste den Deportationsbefehl. Mit dem 30. Osttransport wurden sie mit weiteren 1.098 Personen am 26. Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet. Julius Cohn starb mit 43 Jahren und Judith Cohn mit 33 Jahren.