Fernande Abraham Collin geb. Holzamer

Verlegeort
Landhausstraße 42
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
31. August 2023
Geboren
11. September 1909 in Paris
Flucht
1935 Österreich, 1938 Frankreich
Überlebt

Fernande Abraham Collin geb. Holzamer war die nicht-jüdische Ehefrau von Erich Collin (geb. als Erich Abraham), zweiter Tenor der „Comedian Harmonists“. Sie lernten sich im Frühjahr 1930 bei einer Konzertreise der Gruppe nach Frankfurt am Main in einem Tanzlokal kennen. Die Tochter des aus Deutschland stammenden Schneiders Sebastian Holzamer und dessen französischer Ehefrau Henriette, geb. Darcy, machte in ihrer Heimatstadt Frankfurt gerade eine Lehre als Schneiderin in einem Modegeschäft. Sie hatte zwei Geschwister und war die Nichte des Schriftstellers Wilhelm Holzamer.

Ihre Kindheit verbrachte Fernande Holzamer in Frankreich. Ihr Vater wurde während des 1. Weltkrieges in Frankreich als Kriegsdienstverweigerer interniert, seine Frau und der zweijährige Sohn Henri lebten mit ihm im Lager. In dieser Zeit kamen Fernande und ihre Schwester Helene bei einer Tante in Frankreich unter. 1918 übersiedelte die Mutter mit dem erkrankten Sohn zu einem Schwager nach Frankfurt am Main, Fernande und ihre Schwester konnten erst 1920 folgen. 

Am 30. Juni 1931 heirateten Erich Collin und Fernande Holzamer in Frankfurt am Main. Nach der Heirat trug Fernande den Familiennamen Abraham, benutzte aber später auch den Doppelnamen Abraham Collin. Am 31. März 1932 wurde in Berlin die gemeinsame Tochter Eva Suzanne (1932–1994) geboren.

Nach der Flucht nach Wien 1935 wohnte Familie Abraham Collin in der Wallriessstraße 102 im 18. Wiener Bezirk. Fernande begleitete 1937 die Tournee der Exilgruppe „Comedian Harmonists“ nach Australien, blieb aber danach mit ihrer Tochter in Wien. Seit der deutschen Besetzung Österreichs 1938 lebten beide bei Verwandten in Paris. Hier gab es 1938 ein kurzes Wiedersehen mit Erich, der mit der Gruppe auf der Durchreise nach Südamerika war. Er versuchte, Frau und Tochter 1939 nach Australien kommen zu lassen, es gab jedoch Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Pässen. Als Fernande und Eva Suzanne endlich die Papiere für die Ausreise nach Australien bekamen, war die Überfahrt per Schiff wegen des Krieges bereits zu gefährlich geworden.

Fernande zog mit ihrer Tochter nach Frankreich zu Freunden in eine Pension in Neuilly. Sie nutzte im besetzten Frankreich nur noch ihren Mädchennamen Holzamer, sprach mit ihrer Tochter nur französisch und gab beide als staatenlos aus. Auf diese Weise gelang es ihr, gegenüber den Behörden ihre deutsche Staatsbürgerschaft zu verbergen. Mit Hilfe von Verwandten blieben Fernande und ihre Tochter bis zum Kriegsende von den deutschen Besatzern unbehelligt. Ab 1941 konnte sie über einen Schweizer Freund wieder Briefe an Erich schreiben und bat ihn um finanzielle Unterstützung.

Erst nach Kriegsende sagte Fernande ihrer Tochter Suzanne die Wahrheit über ihre Herkunft. Zu dieser Zeit fehlten ihr die Mittel für eine Überfahrt nach Amerika. Das Geld, das Erich Collin seiner Familie gelegentlich schicken konnte, wurde für den Lebensunterhalt benötigt. Durch die finanzielle Hilfe von Erich Collins Arbeitgeber konnten Fernande und Suzanne schließlich im Januar 1947 die Schiffspassage von Le Havre nach New York antreten.

Familie Collin wohnte zunächst in Hollywood, ab Ende der vierziger Jahre in Los Angeles. Fernande Collin war bei der Warenhauskette „May-Company“ angestellt, wo sie zum Assistant Departement Director aufstieg, danach im Einkaufszentrum „Bullock’s Westwood“ in Los Angeles. Sie wurde am 28. Dezember 1951 als Fernande Collin in den USA eingebürgert. Fernande und ihr Ehemann erhielten ab Ende der 1950er Jahre kleine Verfolgtenrenten aus Deutschland.

Nach dem Tod von Eric Collin 1961 heiratete Fernande am 21. Januar 1964 den Wirtschaftsprüfer Bruce P. Currie (1900–1980), der seinen Sohn Dan mit in die Ehe brachte. 1975 wurden Fernande Currie und Erichs jüngere Schwester Anne-Marie von Eberhard Fechner für seine Fernsehdokumentation „Die Comedian Harmonists – Sechs Lebensläufe“ interviewt.

Fernande Currie wohnte zuletzt in Pasadena.bei ihrer Tochter Eva Suzanne, die am 17.Dezember 1994 starb. Fernande Currie, verw. Abraham Collin, geb. Holzamer, starb am 17. August 1995 und wurde im Westwood Memorial Park in Los Angeles neben ihrem zweiten Ehemann beigesetzt.