Henriette Klara Pieck geb. Kallner

Henriette Klara Kallner wurde am 23. Juni 1899 als Tochter des Arztes Dr. Jacob Kallner und seiner Ehefrau Bertha Kallner, geb. Strauss, in Bad Mergentheim in Baden-Württemberg geboren. Sie war die zweigeborene von vier Kindern- 1913 zog ihre Familie nach Spandau, wo Henriette das lokale Lyzeum bis 1917 besuchte.

1920 heiraten sie und Alfred Aaron Pieck und bekommen zwei Töchter, Ilse und Lore. Ihr Ehemann war der Sohn des Kaufmanns Julius Pieck und späterer Geschäftsführer des väterlichen Bekleidungsgeschäfts am Markt 6/7 Ecke Breitestraße 58. Henriette arbeitete in dem Geschäft als Aufsichtsdame, weshalb ein Kindermädchen auf die beiden Töchter aufpasste.

1933 wurde Alfred gezwungen, sein Geschäft zu verpachten. Daraufhin zog die Familie in die Württembergallee 25 und später an den Kurfürstendamm 96, wo sie die jüdische Gemeinde um den Friedenstempel besuchten.

Die Pogromnacht 1938 warfdas Leben der Familie völlkig aus der Bahn. Henriette und Alfred flohen mit zwei Freunden in die mecklenburgischen Wälder, um sich dort zu verstecken. Über eine Woche später kehrten sie zu ihren Töchtern zurück, die bei den Großeltern in einem Hinterhaus untergebracht worden waren. Nach diesem Vorfall entschied sich das Ehepaar für eine Flucht. Die Töchter wurden im Januar 1939 mit einem Kindertransport nach England geschickt und kamen dort bei einem Freund von Alfred unter. Die Eltern kamen im März 1939 mit einem Umweg über die Schweiz nach. Gemeinsam blieb die Familie bis Oktober 1940 in England, ehe sie in die USA übersetzten, wo Henriette einige Verwandte hatte.

Henriette nahm 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft an und arbeitete als Büroangestellte. Sie überlebte ihren Ehemann um knapp zwanzig Jahre und starb ab 15. April 1979.

Die Stolpersteine für die Familie Pieck wurden am 11. Juli 2022 verlegt.