Herbert Kowalewski

Verlegeort
Linienstraße 66
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
Juni 2004
Geboren
20. September 1919 in Berlin
Flucht in den Tod
10. Januar 1938 in Berlin

Mitte Januar 1937 telegrafierte die Berliner Gestapo an die Gestapo in Dresden und bat um Festnahme von Herbert Kowalewski. Er beabsichtige in die Tschechoslowakei zu gehen, hieß es, um von dort aus nach Spanien zu gelangen und mit den deutschen Emigranten am spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Ende Januar wurde Herbert Kowalewski in Dresden verhaftet. Ein Jahr darauf nahm sich der 18-Jährige, weil ihm seine Zukunft in Deutschland ausweglos erschien, das Leben.<br />
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Herbert Kowalewski wurde am 20. September 1919 in Berlin geboren. Er war der Sohn eines Bauarbeiters, der viel trank, was 1934 zur Scheidung der Ehe führte. Herbert blieb bei der Mutter, wurde jedoch wegen Erziehungsschwierigkeiten 11-jährig in eine Erziehungsanstalt eingewiesen. Er sollte sie von kurzen Unterbrechungen abgesehen bis zu seinem 18. Lebensjahr nicht mehr verlassen dürfen. Er wurde von einem Heim ins nächste geschickt. <br />
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Bei seinen kurzzeitigen Aufenthalten in Berlin suchte Herbert seit seinem 15. Lebensjahr Männerbekanntschaften. Als seine Mutter im Mai 1936 schwer erkrankte, lebte er ein halbes Jahr lang bei ihr, in der Linienstraße 66. Männer fand er vor allem am Rosenthaler Platz, einem damals bekannten Treffpunkt. <br />
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Als seine Mutter Weihnachten 1936 starb, traf ein Schreiben des Jugendamtes ein, er solle sich im Polizeipräsidium Berlin melden bei der dortigen Jugendhilfestelle. Herbert schrieb daraufhin einen Brief, in dem es heißt: „Ich bin lange in der Anstalt gewesen, habe dort alles kennen gelernt und will unter keinen Umständen mehr untergebracht werden.“ Er beschloss zu flüchten. Doch weit war Herbert im Januar 1937 nicht gekommen, mangels eines Passes musste er an der tschechischen Grenze umkehren und wurde dann in Dresden verhaftet. Die Gestapo fand schnell heraus, dass die Idee, nach Spanien zu gelangen, nicht als Hochverrat – wie sonst üblich – verfolgt werden konnte und Herbert auch nicht in kommunistischen Kreisen verkehrte. Sie übergab den Ausreißer der Jugendhilfestelle. Er kam zunächst in eine Erziehungsanstalt nach Vogtsbrügge, wurde wegen Fluchtgefahr in eine Einzelzelle gesperrt, auch geschlagen. Er gestand in den Verhören durch Erzieher seine Männerbekanntschaften, und wurde wieder der Berliner Gestapo überstellt, diesmal dem Homosexuellendezernat.<br />
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Nach den Verhören wurde er in die Provinz verbracht, zur Arbeit bei Bauern in der Landwirtschaft. Doch auch hier gelang es ihm nicht Fuß zu fassen. Weil der Fürsorger des Jugendamtes auch von seinem Vorleben berichtete, verlor er Anfang Januar 1938 umgehend wieder die Stelle. Herbert flüchtete erneut, diesmal nach Berlin. Er besorgte sich Tabletten und unternahm am 9. Januar einen Selbstmordversuch, an dessen Folgen er im Martin-Luther-Krankenhaus verstarb. Der Prozess gegen seine Liebhaber musste Mitte Januar ohne ihn als Belastungszeugen stattfinden. Auch zwei seiner Partner hatten sich nach den Gestapo-Verhören bereits das Leben genommen.

Mitte Januar 1937 telegrafierte die Berliner Gestapo an die Gestapo in Dresden und bat um Festnahme von Herbert Kowalewski. Er beabsichtige in die Tschechoslowakei zu gehen, hieß es, um von dort aus nach Spanien zu gelangen und mit den deutschen Emigranten am spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Ende Januar wurde Herbert Kowalewski in Dresden verhaftet. Ein Jahr darauf nahm sich der 18-Jährige, weil ihm seine Zukunft in Deutschland ausweglos erschien, das Leben.

Herbert Kowalewski wurde am 20. September 1919 in Berlin geboren. Er war der Sohn eines Bauarbeiters, der viel trank, was 1934 zur Scheidung der Ehe führte. Herbert blieb bei der Mutter, wurde jedoch wegen Erziehungsschwierigkeiten 11-jährig in eine Erziehungsanstalt eingewiesen. Er sollte sie von kurzen Unterbrechungen abgesehen bis zu seinem 18. Lebensjahr nicht mehr verlassen dürfen. Er wurde von einem Heim ins nächste geschickt.

Bei seinen kurzzeitigen Aufenthalten in Berlin suchte Herbert seit seinem 15. Lebensjahr Männerbekanntschaften. Als seine Mutter im Mai 1936 schwer erkrankte, lebte er ein halbes Jahr lang bei ihr, in der Linienstraße 66. Männer fand er vor allem am Rosenthaler Platz, einem damals bekannten Treffpunkt.

Als seine Mutter Weihnachten 1936 starb, traf ein Schreiben des Jugendamtes ein, er solle sich im Polizeipräsidium Berlin melden bei der dortigen Jugendhilfestelle. Herbert schrieb daraufhin einen Brief, in dem es heißt: „Ich bin lange in der Anstalt gewesen, habe dort alles kennen gelernt und will unter keinen Umständen mehr untergebracht werden.“ Er beschloss zu flüchten. Doch weit war Herbert im Januar 1937 nicht gekommen, mangels eines Passes musste er an der tschechischen Grenze umkehren und wurde dann in Dresden verhaftet. Die Gestapo fand schnell heraus, dass die Idee, nach Spanien zu gelangen, nicht als Hochverrat – wie sonst üblich – verfolgt werden konnte und Herbert auch nicht in kommunistischen Kreisen verkehrte. Sie übergab den Ausreißer der Jugendhilfestelle. Er kam zunächst in eine Erziehungsanstalt nach Vogtsbrügge, wurde wegen Fluchtgefahr in eine Einzelzelle gesperrt, auch geschlagen. Er gestand in den Verhören durch Erzieher seine Männerbekanntschaften, und wurde wieder der Berliner Gestapo überstellt, diesmal dem Homosexuellendezernat.

Nach den Verhören wurde er in die Provinz verbracht, zur Arbeit bei Bauern in der Landwirtschaft. Doch auch hier gelang es ihm nicht Fuß zu fassen. Weil der Fürsorger des Jugendamtes auch von seinem Vorleben berichtete, verlor er Anfang Januar 1938 umgehend wieder die Stelle. Herbert flüchtete erneut, diesmal nach Berlin. Er besorgte sich Tabletten und unternahm am 9. Januar einen Selbstmordversuch, an dessen Folgen er im Martin-Luther-Krankenhaus verstarb. Der Prozess gegen seine Liebhaber musste Mitte Januar ohne ihn als Belastungszeugen stattfinden. Auch zwei seiner Partner hatten sich nach den Gestapo-Verhören bereits das Leben genommen.