Rosa Kroch geb. Baum

Verlegeort
Lobeckstraße 45
Historischer Name
Brandenburgstraße 45
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
11. Mai 2023
Geboren
14. Mai 1877 in Berlin
Deportation
am 06. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet

Rosa Baum kam am 14. Mai 1877 in Berlin als Tochter des jüdischen Handelsmanns Abraham Adolf Baum und dessen Ehefrau Clara, geb. Nathan, zur Welt. Rosa hatte mindestens noch zwei Geschwister: Pinchen (*1869) und Gustav (*1875). Über die Kindheit und Jugend von Rosa Baum haben sich keine Informationen erhalten.

Sie heiratete 1902 den Kaufmann Richard Kroch, geb. am 9. Juli 1875 in Berlin. Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Er hatte 1901 die Chemische Fabrik „Zündnelke“ Richard Kroch gegründet, die sich in der Ritterstraße befand. Dort wurden u.a. Feuerzeuge, Gasanzünder, Taschenlampen, Dynamos, Fahrradlampen, Glühbirnen und Batterien hergestellt. Die Firma gehörte bald zu den führenden Großhandlungen in der Branche und es wurden dort zeitweise bis zu 100 Arbeiter beschäftigt. Das florierende Unternehmen ermöglichte der Familie Kroch einen sehr hohen Lebensstandard: Sie hatten mehrere Hausangestellte, besaßen ein Privatauto und erwarben etwa 1917 eine Villa in der Treptower Chaussee 42 (heute Puschkinallee).

Das Ehepaar Kroch hatte inzwischen drei Kinder: Elfriede Friederike (*1. Mai 1903), Gerda (*24. Mai 1911) und Max Heinz (*26. Mai 1916).

Wahrscheinlich ging auch die Hyperinflation 1923 nicht spurlos an der Familie Kroch und ihrer Fabrik vorbei: 1924 verkauften sie ihre im Treptower Park gelegene Villa und zogen in das Haus Schiffbauerdamm 27. In der Firma wurden nach der Inflation eine Zeit lang Drehkondensatoren hergestellt, später produzierte man wieder Beleuchtungsartikel.

1927 kaufte Richard Kroch das Haus Brandenburgstraße (heute Lobeckstraße) 45 und verlegte seine Fabrik von der Ritterstraße 71 dorthin. Um 1933 bezog die Familie in dem Gebäude eine 7-Zimmer-Wohnung. Richard Kroch starb am 3. Januar 1934, seine Frau war fortan Alleininhaberin der Chemischen Fabrik „Zündnelke“.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Kroch. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Die Tochter Gerda, die in der Firma ihrer Mutter als Prokuristin tätig war, heiratete am 15. Oktober 1935 den Bankvorsteher Ulrich Simon-Süssmann (*1893 in Halberstadt). Das junge Ehepaar bezog in der Brandenburgstraße 45 eine 4-Zimmer-Wohnung. Ulrich Simon-Süssmann war viele Jahre Vorsteher der Geschäftsstelle einer Großbank, wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung aber Ende 1935 dieser Position enthoben. Er erhielt bei seinem zwangsweisen Ausscheiden eine größere Abfindungssumme. Gerda Simon-Süssmann wurde noch 1937 von ihrer Mutter zur Mitinhaberin der Firma „Zündnelke“ gemacht, die allerdings 1940 als jüdisches Unternehmen liquidiert wurde.

Die älteste Tochter Elfriede wohnte mit ihren beiden Söhnen aus erster Ehe und ihrem zweiten Ehemann Isaak Kohane ebenfalls im Haus Brandenburgstraße 45. Sie betrieb dort eine Großhandlung für Seifen, Parfümerien und Kosmetik. Da ihr Ehemann aufgrund seiner polnischen Staatsangehörigkeit aus Deutschland ausgewiesen wurde, wanderte die Familie im Dezember 1938 in die Niederlande aus. Elfriedes Söhne wurden von dort im April 1939 mit einem Kindertransport nach England geschickt. 

Rosa Kroch wurde am 6. März 1943 mit dem 35. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ihre Tochter Gerda und ihr Schwiegersohn wurden am 17. Mai 1943 mit dem 38. Osttransport nach Auschwitz verschleppt. Ulrich Simon-Süssmann wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt, Gerda am 6. Dezember 1943 ermordet.

Rosas Sohn Max Heinz Kroch war mit seiner Ehefrau Ruth, geb. Scheige, bereits am 14. Dezember 1942 mit dem 25. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet worden.

Die Tochter Elfriede Kohane war mit ihrem Ehemann noch Ende 1938 von Holland nach Belgien weitergewandert. Sie überlebten die Shoah im Versteck in Brüssel.