Ludwig Fass

Verlegeort
Matternstr. 5
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
21. Juli 2012
Geboren
20. August 1877 in Wreschen (Posen) / Września
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Ludwig Fass wurde am 20. August 1877 in Wreschen (dem heutigen Września in Polen) geboren. Er war der Sohn von Louis Fass und dessen Ehefrau Emilie, geborene Fass. Ludwig hatte eine jüngere Schwester namens Bianka, die 1879 in Wreschen zur Welt kam. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Ludwig und seiner Schwester haben sich keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 1300 der rund 2100 Einwohner Wreschens zählten. Vermutlich besuchten Ludwig und seine Schwester die 1870 am Ort gegründete jüdische Elementarschule. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts setzte eine verstärkte Abwanderung aus Wreschen und den umliegenden Ortschaften in die größeren Zentren ein – vor allem nach Breslau (Wroclaw) und Berlin.<br />
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Wann genau die Familie Fass Ludwigs Geburtsstadt verließ, ist nicht bekannt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die meisten der Familienangehörigen jedenfalls in Berlin ansässig – zunächst in einer Wohnung in der heute überbauten Elisabethstraße 3 in Friedrichshain. Ab 1906 war Ludwigs Vater Louis als Eigentümer eines Wohnhauses in der Matternstraße 5 gemeldet, in welchem auch Ludwig wohnte, der in der Hauptstadt als Kaufmann tätig war. Seine Schwester Bianka hatte 1901 in Berlin den aus Runau (heute Runowo) stammenden Kaufmann Wolff Grunwald geheiratet und war mit ihm nach Stettin (Szczecin) gezogen, wo 1904 ihr Sohn Max Albert zur Welt kam und 1912 und 1913 dessen Geschwister Fritz Martin und Hugo Leopold. Ludwig Fass hatte Ende der 1900er-Jahre oder Anfang der 1910er-Jahre Selma Gutmann geheiratet, die 1886 im brandenburgischen Sternberg geboren worden war. Am 27. Dezember 1911 kam in Sternberg ihr Sohn Heinz Fass zur Welt. Ludwig, Selma und Heinz lebten vermutlich bis in die 1930er-Jahre in der brandenburgischen Ortschaft.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Ludwig Fass und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits 1922 war – nach dem Tod von Ludwigs Vaters Louis – das Wohnhaus in der Matternstraße 5 in den Besitz der Mutter Emilie übergegangen. Nach dem Tod der Mutter ging das Haus 1936 auf eine Erbengemeinschaft über und Ludwig Fass wurde Miteigentümer. Ab diesem Jahr wird er in den Berliner Adressbüchern auch wieder unter dieser Adresse geführt. Im selben Haus wohnte auch Margarete Gosliner, geborene Fass, bei der es sich vermutlich um eine Cousine von Ludwig handelte. Ludwigs Ehefrau lebte Ende der 1930er-Jahre – möglicherweise nach einer Trennung des Paares – in der Immanuelkirchstraße 8 im Prenzlauer Berg. Spätestens Ende der 1930er-Jahre und Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Ludwig Fass zum reinen Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte er sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
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Der Demütigung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlin mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Ludwigs Frau Selma wurde am 5. September 1942 nach Riga deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Wäldern bei Rumbula erschossen. Ludwig Fass lebte noch bis 1943 in Berlin, bevor er am 27. Februar 1943 im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ verhaftet wurde. Am 1. März 1943 wurde der 65-Jährige in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Sohn Heinz Fass starb unter ungeklärten Umständen am 11. Mai 1943 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße. Zu diesem Zeitpunkt konnten jüdische Patienten nur noch eingeschränkt versorgt werden und nur unter Aufsicht der Gestapo behandelt werden.<br />
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Ludwigs Schwager Wolff Grunwald war am 12. Februar 1940 aus Stettin in das Ghetto Piaski deportiert worden. Er überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto nur wenige Wochen, bis zum 4. Juni 1940. Seine Frau Bianka, Ludwigs Schwester, war bereits 1939 in einem Krankenhaus in Treptow (heute Trzebiatów) verstorben. Die gemeinsamen Kinder Max Albert und Fritz Martin überlebten die NS-Verfolgung im Exil. Das Schicksal von Hugo Leopold Grunwald ist ungeklärt.

Ludwig Fass wurde am 20. August 1877 in Wreschen (dem heutigen Września in Polen) geboren. Er war der Sohn von Louis Fass und dessen Ehefrau Emilie, geborene Fass. Ludwig hatte eine jüngere Schwester namens Bianka, die 1879 in Wreschen zur Welt kam. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Ludwig und seiner Schwester haben sich keine Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 1300 der rund 2100 Einwohner Wreschens zählten. Vermutlich besuchten Ludwig und seine Schwester die 1870 am Ort gegründete jüdische Elementarschule. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts setzte eine verstärkte Abwanderung aus Wreschen und den umliegenden Ortschaften in die größeren Zentren ein – vor allem nach Breslau (Wroclaw) und Berlin.

Wann genau die Familie Fass Ludwigs Geburtsstadt verließ, ist nicht bekannt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die meisten der Familienangehörigen jedenfalls in Berlin ansässig – zunächst in einer Wohnung in der heute überbauten Elisabethstraße 3 in Friedrichshain. Ab 1906 war Ludwigs Vater Louis als Eigentümer eines Wohnhauses in der Matternstraße 5 gemeldet, in welchem auch Ludwig wohnte, der in der Hauptstadt als Kaufmann tätig war. Seine Schwester Bianka hatte 1901 in Berlin den aus Runau (heute Runowo) stammenden Kaufmann Wolff Grunwald geheiratet und war mit ihm nach Stettin (Szczecin) gezogen, wo 1904 ihr Sohn Max Albert zur Welt kam und 1912 und 1913 dessen Geschwister Fritz Martin und Hugo Leopold. Ludwig Fass hatte Ende der 1900er-Jahre oder Anfang der 1910er-Jahre Selma Gutmann geheiratet, die 1886 im brandenburgischen Sternberg geboren worden war. Am 27. Dezember 1911 kam in Sternberg ihr Sohn Heinz Fass zur Welt. Ludwig, Selma und Heinz lebten vermutlich bis in die 1930er-Jahre in der brandenburgischen Ortschaft.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Ludwig Fass und seine Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits 1922 war – nach dem Tod von Ludwigs Vaters Louis – das Wohnhaus in der Matternstraße 5 in den Besitz der Mutter Emilie übergegangen. Nach dem Tod der Mutter ging das Haus 1936 auf eine Erbengemeinschaft über und Ludwig Fass wurde Miteigentümer. Ab diesem Jahr wird er in den Berliner Adressbüchern auch wieder unter dieser Adresse geführt. Im selben Haus wohnte auch Margarete Gosliner, geborene Fass, bei der es sich vermutlich um eine Cousine von Ludwig handelte. Ludwigs Ehefrau lebte Ende der 1930er-Jahre – möglicherweise nach einer Trennung des Paares – in der Immanuelkirchstraße 8 im Prenzlauer Berg. Spätestens Ende der 1930er-Jahre und Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Ludwig Fass zum reinen Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte er sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Demütigung und Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlin mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Ludwigs Frau Selma wurde am 5. September 1942 nach Riga deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Wäldern bei Rumbula erschossen. Ludwig Fass lebte noch bis 1943 in Berlin, bevor er am 27. Februar 1943 im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ verhaftet wurde. Am 1. März 1943 wurde der 65-Jährige in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Sohn Heinz Fass starb unter ungeklärten Umständen am 11. Mai 1943 im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße. Zu diesem Zeitpunkt konnten jüdische Patienten nur noch eingeschränkt versorgt werden und nur unter Aufsicht der Gestapo behandelt werden.

Ludwigs Schwager Wolff Grunwald war am 12. Februar 1940 aus Stettin in das Ghetto Piaski deportiert worden. Er überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto nur wenige Wochen, bis zum 4. Juni 1940. Seine Frau Bianka, Ludwigs Schwester, war bereits 1939 in einem Krankenhaus in Treptow (heute Trzebiatów) verstorben. Die gemeinsamen Kinder Max Albert und Fritz Martin überlebten die NS-Verfolgung im Exil. Das Schicksal von Hugo Leopold Grunwald ist ungeklärt.