Martha Ndumbe

Verlegeort
Max-Beer-Str. 24
Historischer Name
Dragoner Straße
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
29. August 2021
Geboren
27. Juli 1902 in Berlin
Verhaftet
November 1943 in Frauengefängnis Barnimstraße
Deportation
am 09. Juni 1944 nach Ravensbrück
Ermordet
05. Februar 1945 in Ravensbrück

Martha wurde am 27. Juli 1902 in Berlin geboren, als Tochter von Dorothea Grunwaldt aus Hamburg und dem Kameruner Jacob Ndumbe aus Douala. Ihr Vater kam 1896 nach Deutschland als Teilnehmer der Ersten Deutschen Kolonialausstellung nach Berlin. Jacob war einer von 106 Menschen aus den deutschen Kolonien, die im Treptower Park zur Schau gestellt wurden. Am Ende der Ausstellung entschloss Jacob sich, in Berlin zu bleiben. Er machte eine Ausbildung zum Schmied und gründete eine Familie mit Dorothea. Die Ndumbes lebten in der Schönhauser Allee 133 als Martha zur Welt kam.
Martha erlebte eine schwierige Kindheit: Ihr Bruder, Alfred, starb im Säuglingsalter. Die Familie kämpfte finanziell ums Überleben und musste mehrmals umziehen. Jacobs Einbürgerungsantrag wurde abgelehnt. Inwieweit sich die schwierigen Lebensumstände auf das Familienleben ausgewirkt haben, ist unbekannt, aber 1910, als Martha etwa 8 war, trennten sich ihre Eltern. Ihre Mutter Dorothea zog nach Hamburg, und da Jacob nicht in der Lage war für Martha zu sorgen, lebte sie - zumindest eine Zeit lang - bei dem deutschen Ehepaar Steidel. Sie waren Familienfreunde der Ndumbes. Über die nächsten Jahren litt Jacob zunehmend an psychischen und körperlichen Gesundheitsproblemen und wurde 1918 in das psychiatrische Krankenhaus Dalldorf zwangseingeliefert. Er starb dort ein Jahr später 1919, als Martha erst 16 Jahre alt war. Kurz danach wurde Martha selbst Mutter, aber ihre Tochter, Anita, starb vor ihrem ersten Geburtstag. Auch Marthas Pflegevater starb zwei Jahre später.
In den späten 20er Jahren und besonders im Verlauf der 30er Jahre verschlechterte sich die soziale und wirtschaftliche Situation für die meisten Schwarzen in Deutschland rapide - aufgrund zunehmender Diskriminierung und der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Sie wurden immer mehr von Bildungsinstitutionen und von vielen Erwerbstätigkeiten ausgeschlossen. Wie ihr Vater vor ihr, hatte auch Martha Mühe, eine feste Anstellung zu finden. Sie arbeitete gelegentlich als Näherin, aber ab Mitte der 20er Jahre waren Prostitution und Kleinkriminalität zu Marthas Haupterwerbsquellen geworden. Wahrscheinlich traf sie in diesem Milieu den Berliner Kurt Borck, den sie 1932 heiratete. Die Beziehung des Paares war unglücklich und von Gewalt geprägt. Kurt fand nur als Tagelöhner Arbeit, und ab 1933 bezog er Arbeitslosengeld. Zu diesem Zeitpunkt war er effektiv Marthas Zuhälter geworden, schickte sie auf die Straße und kontrollierte das Geld, das sie mit der Prostitution verdiente; Geld, das für das finanzielle Überleben des Paares unerlässlich war. 1937 als er ihr gegenüber immer gewalttätiger wurde, sammelte sie die Kraft, Kurt bei der Polizei anzuzeigen und informierte sie über die Art ihrer Beziehung. Kurt bekam eine Haftstrafe.
Martha und Kurt wurden 1938 offiziell geschieden. Marthas Existenz war in der von den Nazis angestrebten Volksgemeinschaft zunehmend gefährdet. Schon vor 1933 war die Polizei auf sie aufmerksam geworden und hatte sie mehrmals wegen einer Reihe von Bagatelldelikten wie Diebstahl, Verleumdung und Prostitution verhaftet und verurteilt. Während der NS-Zeit war sie als Wiederholungstäterin, bekannte Prostituierte und Nicht-Weiße in Gefahr, da das Regime immer gewalttätiger vorging gegen Personen, die für die Nazis als soziale und rassische Außenseiter galten.
1943 lebte Martha hier - in der Max-Beer-Str. (damals Dragonerstraße). Im November ‘43 wurde sie wegen Diebstahls und Besitzes von Diebesgut zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sie war im Berliner Frauengefängnis in der Barnimstraße inhaftiert und wurde später in ein Frauengefängnis nach Leipzig verlegt.
Offiziell wurde Marthas Urteil am 31. Mai 1944 vollstreckt. Ob sie jemals aus der Haft entlassen wurde, ist unklar, da sie knapp eine Woche später ins KZ Ravensbrück gebracht wurde. Dort wurde sie am 9. Juni 1944 als sogenannte ‚Asoziale‘ inhaftiert. Martha war eine von mindestens fünf Schwarzen Frauen, die in Ravensbrück eingesperrt wurden. Innerhalb eines Monats wurde sie in das Lagerkrankenhaus eingeliefert. Dort starb Martha am 5. Februar 1945 im Alter von 42 Jahren. Als Todesursache wurde Tuberkulose angegeben.
Wir wissen, dass Marthas Mutter Dorothea in den 50er Jahren einen erfolglosen Wiedergutmachungsantrag auf Entschädigung für den Verlust ihrer Tochter eingereicht hatte. Darin bezeugte sie das Leid, das Martha aufgrund der Rassendiskriminierung während ihres Lebens erlitten hatte. Aber als abgestempelte ‚Asoziale‘ wurde Marthas Leiden von den Behörden nicht anerkannt.

Martha wurde am 27. Juli 1902 in Berlin geboren, als Tochter von Dorothea Grunwaldt aus Hamburg und dem Kameruner Jacob Ndumbe aus Douala. Ihr Vater kam 1896 nach Deutschland als Teilnehmer der Ersten Deutschen Kolonialausstellung nach Berlin. Jacob war einer von 106 Menschen aus den deutschen Kolonien, die im Treptower Park zur Schau gestellt wurden. Am Ende der Ausstellung entschloss Jacob sich, in Berlin zu bleiben. Er machte eine Ausbildung zum Schmied und gründete eine Familie mit Dorothea. Die Ndumbes lebten in der Schönhauser Allee 133 als Martha zur Welt kam.
Martha erlebte eine schwierige Kindheit: Ihr Bruder, Alfred, starb im Säuglingsalter. Die Familie kämpfte finanziell ums Überleben und musste mehrmals umziehen. Jacobs Einbürgerungsantrag wurde abgelehnt. Inwieweit sich die schwierigen Lebensumstände auf das Familienleben ausgewirkt haben, ist unbekannt, aber 1910, als Martha etwa 8 war, trennten sich ihre Eltern. Ihre Mutter Dorothea zog nach Hamburg, und da Jacob nicht in der Lage war für Martha zu sorgen, lebte sie - zumindest eine Zeit lang - bei dem deutschen Ehepaar Steidel. Sie waren Familienfreunde der Ndumbes. Über die nächsten Jahren litt Jacob zunehmend an psychischen und körperlichen Gesundheitsproblemen und wurde 1918 in das psychiatrische Krankenhaus Dalldorf zwangseingeliefert. Er starb dort ein Jahr später 1919, als Martha erst 16 Jahre alt war. Kurz danach wurde Martha selbst Mutter, aber ihre Tochter, Anita, starb vor ihrem ersten Geburtstag. Auch Marthas Pflegevater starb zwei Jahre später.
In den späten 20er Jahren und besonders im Verlauf der 30er Jahre verschlechterte sich die soziale und wirtschaftliche Situation für die meisten Schwarzen in Deutschland rapide - aufgrund zunehmender Diskriminierung und der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Sie wurden immer mehr von Bildungsinstitutionen und von vielen Erwerbstätigkeiten ausgeschlossen. Wie ihr Vater vor ihr, hatte auch Martha Mühe, eine feste Anstellung zu finden. Sie arbeitete gelegentlich als Näherin, aber ab Mitte der 20er Jahre waren Prostitution und Kleinkriminalität zu Marthas Haupterwerbsquellen geworden. Wahrscheinlich traf sie in diesem Milieu den Berliner Kurt Borck, den sie 1932 heiratete. Die Beziehung des Paares war unglücklich und von Gewalt geprägt. Kurt fand nur als Tagelöhner Arbeit, und ab 1933 bezog er Arbeitslosengeld. Zu diesem Zeitpunkt war er effektiv Marthas Zuhälter geworden, schickte sie auf die Straße und kontrollierte das Geld, das sie mit der Prostitution verdiente; Geld, das für das finanzielle Überleben des Paares unerlässlich war. 1937 als er ihr gegenüber immer gewalttätiger wurde, sammelte sie die Kraft, Kurt bei der Polizei anzuzeigen und informierte sie über die Art ihrer Beziehung. Kurt bekam eine Haftstrafe.
Martha und Kurt wurden 1938 offiziell geschieden. Marthas Existenz war in der von den Nazis angestrebten Volksgemeinschaft zunehmend gefährdet. Schon vor 1933 war die Polizei auf sie aufmerksam geworden und hatte sie mehrmals wegen einer Reihe von Bagatelldelikten wie Diebstahl, Verleumdung und Prostitution verhaftet und verurteilt. Während der NS-Zeit war sie als Wiederholungstäterin, bekannte Prostituierte und Nicht-Weiße in Gefahr, da das Regime immer gewalttätiger vorging gegen Personen, die für die Nazis als soziale und rassische Außenseiter galten.
1943 lebte Martha hier - in der Max-Beer-Str. (damals Dragonerstraße). Im November ‘43 wurde sie wegen Diebstahls und Besitzes von Diebesgut zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sie war im Berliner Frauengefängnis in der Barnimstraße inhaftiert und wurde später in ein Frauengefängnis nach Leipzig verlegt.
Offiziell wurde Marthas Urteil am 31. Mai 1944 vollstreckt. Ob sie jemals aus der Haft entlassen wurde, ist unklar, da sie knapp eine Woche später ins KZ Ravensbrück gebracht wurde. Dort wurde sie am 9. Juni 1944 als sogenannte ‚Asoziale‘ inhaftiert. Martha war eine von mindestens fünf Schwarzen Frauen, die in Ravensbrück eingesperrt wurden. Innerhalb eines Monats wurde sie in das Lagerkrankenhaus eingeliefert. Dort starb Martha am 5. Februar 1945 im Alter von 42 Jahren. Als Todesursache wurde Tuberkulose angegeben.
Wir wissen, dass Marthas Mutter Dorothea in den 50er Jahren einen erfolglosen Wiedergutmachungsantrag auf Entschädigung für den Verlust ihrer Tochter eingereicht hatte. Darin bezeugte sie das Leid, das Martha aufgrund der Rassendiskriminierung während ihres Lebens erlitten hatte. Aber als abgestempelte ‚Asoziale‘ wurde Marthas Leiden von den Behörden nicht anerkannt.