Hedwig Sass geb. Cohn

Verlegeort
Meraner Str. 8
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
23. Mai 2014
Geboren
10. April 1879 in Stolzenhagen
Deportation
am 19. Januar 1942 nach Riga
Ermordet
in Riga

Hedwig Cohn wurde am 10. April 1879 als Tochter des Fleischwarenhändlers Moritz (Mendel) Cohn (* ca. 1844) und dessen Ehefrau Therese (* 2.9.1843 - + 9.4.1883), geborene Cohn, in Stolzenhagen geboren. Die Familie Cohn lebte bis zu Hedwigs Geburt 1879 in Stolzenhagen bei Wandlitz, zog anschließend nach Berlin um und wohnte hier in der Oranienburger Straße 53. Hedwig Cohn hatte noch drei weitere Schwestern: Martha (Baum; s. dort), Clara (* 2.7.1872 in Stolzenhagen – + 12.1.1944 in Theresienstadt) und Jenny (* 21.1.1874 in Stolzenhagen – + 30.12.1943 in Auschwitz) sowie einen älteren Bruder namens Alfred (* 8.5.1877 in Stolzenhagen – + 11.2.1942 in Berlin). Über ihre Kindheit und Jugend ist lediglich bekannt, dass ihre Mutter 1883 während einer weiteren Geburt verstarb. Am 16. März 1906 heiratete Hedwig Cohn den Zahnarzt Richard Sass, der am 26. März 1866 in Lemberg geboren wurde. Richard Sass hieß ursprünglich Rachmiel Urech, erst am 19. Februar 1907 – nach der Hochzeit mit Hedwig – nahm er den Namen Richard Sass an. Das Ehepaar lebte in Magdeburg. Dort wurde am 24. Dezember 1906 auch die gemeinsame Tochter Margarete Therese geboren. Ein weiteres Kind kam 1908 zur Welt, starb aber einen Tag nach seiner Geburt. Ihr Mann verstarb am 4. März 1926. Es ist nicht genau festzustellen, wann Hedwig Sass nach Berlin zog. Erst ab 1937 ist sie in den Berliner Adressbüchern in der Speyerer Straße 3 belegt. Im Jahre 1938 zog sie zu ihrer Schwester Martha Baum und ihrem Schwager Wolf Felix (s. dort) in die Meraner Straße 8. Zu diesem Zeitpunkt wohnte dort auch noch ihre Nichte Gerda mit ihrem Mann Martin Viktor. Gerda und Martin verließen jedoch 1939 noch rechtzeitig das Land und emigrierten nach Chile. Auch die Tochter Margarete Therese, die am 19. März 1938 den am 24. Januar 1903 geborenen Gold- und Silberschmied Max Leidermann geheiratet und mit ihm zuletzt in der Ansbacher Straße 55 gewohnt hatte, konnte im Februar 1939 noch nach Chile emigrieren. Im September 1941 wurde den Baums und Hedwig Sass die Wohnung in der Meraner Straße 8 gekündigt. Sie wurden in die Wohnung von Pauline Borchardt in der Nymphenburger Straße 4 zwangseingewiesen. <br />
Von dort wurde Hedwig Sass zusammen mit ihren Verwandten mit dem 9. Transport vom 19. Januar 1942 nach Riga deportiert. Es ist zu vermuten, dass sie den winterlichen Transport entweder schon nicht überlebt haben oder aber unmittelbar nach Ankunft in Riga ermordet wurden. <br />
Die Tochter Margarete Therese Leidermann bekam 1942 mit ihrem Mann einen Sohn. Sie starb 1998 in Santiago de Chile. Ihr Sohn Michel Leidermann lebt heute in den USA. <br />
Am 9. März 1959 stellte die Tochter diverse Anträge auf Wiedergutmachung. Sie machte Ansprüche geltend für ein Bankguthaben, Wertpapiere, Pelze, ein Radio und diversen Hausrat. Die Wiedergutmachungsämter verlangten dafür am 18. Februar 1960 entsprechende Nachweise. Deshalb zog die Tochter den Antrag auf Erstattung der entzogenen Wertpapiere und des Bankguthabens am 14. April 1960 wieder zurück, da sie deren Entziehung nicht nachweisen konnte. Ebenso nahm sie die Forderung auf Rückerstattung des Haurats wieder zurück, da "die Geschädigte ... ihren Hausrat verschleudert" hätte. Dasselbe geschah bei dem Antrag auf Erstattung der Pelze, eines Radios usw. Lediglich ihr Anspruch auf Erstattung des verlorengegangenen Schmucks blieb bestehen. Am 8. Juni 1959 gaben sie und ihr Mann eine eidesstattliche Erklärung ab, dass sich im Besitz von Hedwig Sass kostbarer Goldschmuck, Perlen sowie wertvolle Silbergegenstände befunden hätten. Am 18. Feburar 1962 forderten die Wiedergutmachungsämter wiederum eine nähere Begründung und es wurde ein Sachverständigengutachten beauftragt. Der Sachverständige bezifferte den Wert der Schmuckgegenstände am 13. Mai 1960 auf 8.170,-- DM. Damit erklärte sich die Antragstellerin einverstanden. Am 2. September 1960 wurde die Entscheidung rechtskräftig. Die Erbin erhielt den geschätzten Betrag. Der Todeszeitpunkt von Hedwig Sass wurde schließlich noch – aus Gründen, die wir nicht kennen – durch das Amtsgericht von dem ursprünglichen angenommenen Todesdatum (12. August 1942) auf den 31. Dezember 1942 abgeändert. <br />
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Hedwig Cohn wurde am 10. April 1879 als Tochter des Fleischwarenhändlers Moritz (Mendel) Cohn (* ca. 1844) und dessen Ehefrau Therese (* 2.9.1843 - + 9.4.1883), geborene Cohn, in Stolzenhagen geboren. Die Familie Cohn lebte bis zu Hedwigs Geburt 1879 in Stolzenhagen bei Wandlitz, zog anschließend nach Berlin um und wohnte hier in der Oranienburger Straße 53. Hedwig Cohn hatte noch drei weitere Schwestern: Martha (Baum; s. dort), Clara (* 2.7.1872 in Stolzenhagen – + 12.1.1944 in Theresienstadt) und Jenny (* 21.1.1874 in Stolzenhagen – + 30.12.1943 in Auschwitz) sowie einen älteren Bruder namens Alfred (* 8.5.1877 in Stolzenhagen – + 11.2.1942 in Berlin). Über ihre Kindheit und Jugend ist lediglich bekannt, dass ihre Mutter 1883 während einer weiteren Geburt verstarb. Am 16. März 1906 heiratete Hedwig Cohn den Zahnarzt Richard Sass, der am 26. März 1866 in Lemberg geboren wurde. Richard Sass hieß ursprünglich Rachmiel Urech, erst am 19. Februar 1907 – nach der Hochzeit mit Hedwig – nahm er den Namen Richard Sass an. Das Ehepaar lebte in Magdeburg. Dort wurde am 24. Dezember 1906 auch die gemeinsame Tochter Margarete Therese geboren. Ein weiteres Kind kam 1908 zur Welt, starb aber einen Tag nach seiner Geburt. Ihr Mann verstarb am 4. März 1926. Es ist nicht genau festzustellen, wann Hedwig Sass nach Berlin zog. Erst ab 1937 ist sie in den Berliner Adressbüchern in der Speyerer Straße 3 belegt. Im Jahre 1938 zog sie zu ihrer Schwester Martha Baum und ihrem Schwager Wolf Felix (s. dort) in die Meraner Straße 8. Zu diesem Zeitpunkt wohnte dort auch noch ihre Nichte Gerda mit ihrem Mann Martin Viktor. Gerda und Martin verließen jedoch 1939 noch rechtzeitig das Land und emigrierten nach Chile. Auch die Tochter Margarete Therese, die am 19. März 1938 den am 24. Januar 1903 geborenen Gold- und Silberschmied Max Leidermann geheiratet und mit ihm zuletzt in der Ansbacher Straße 55 gewohnt hatte, konnte im Februar 1939 noch nach Chile emigrieren. Im September 1941 wurde den Baums und Hedwig Sass die Wohnung in der Meraner Straße 8 gekündigt. Sie wurden in die Wohnung von Pauline Borchardt in der Nymphenburger Straße 4 zwangseingewiesen.
Von dort wurde Hedwig Sass zusammen mit ihren Verwandten mit dem 9. Transport vom 19. Januar 1942 nach Riga deportiert. Es ist zu vermuten, dass sie den winterlichen Transport entweder schon nicht überlebt haben oder aber unmittelbar nach Ankunft in Riga ermordet wurden.
Die Tochter Margarete Therese Leidermann bekam 1942 mit ihrem Mann einen Sohn. Sie starb 1998 in Santiago de Chile. Ihr Sohn Michel Leidermann lebt heute in den USA.
Am 9. März 1959 stellte die Tochter diverse Anträge auf Wiedergutmachung. Sie machte Ansprüche geltend für ein Bankguthaben, Wertpapiere, Pelze, ein Radio und diversen Hausrat. Die Wiedergutmachungsämter verlangten dafür am 18. Februar 1960 entsprechende Nachweise. Deshalb zog die Tochter den Antrag auf Erstattung der entzogenen Wertpapiere und des Bankguthabens am 14. April 1960 wieder zurück, da sie deren Entziehung nicht nachweisen konnte. Ebenso nahm sie die Forderung auf Rückerstattung des Haurats wieder zurück, da "die Geschädigte ... ihren Hausrat verschleudert" hätte. Dasselbe geschah bei dem Antrag auf Erstattung der Pelze, eines Radios usw. Lediglich ihr Anspruch auf Erstattung des verlorengegangenen Schmucks blieb bestehen. Am 8. Juni 1959 gaben sie und ihr Mann eine eidesstattliche Erklärung ab, dass sich im Besitz von Hedwig Sass kostbarer Goldschmuck, Perlen sowie wertvolle Silbergegenstände befunden hätten. Am 18. Feburar 1962 forderten die Wiedergutmachungsämter wiederum eine nähere Begründung und es wurde ein Sachverständigengutachten beauftragt. Der Sachverständige bezifferte den Wert der Schmuckgegenstände am 13. Mai 1960 auf 8.170,-- DM. Damit erklärte sich die Antragstellerin einverstanden. Am 2. September 1960 wurde die Entscheidung rechtskräftig. Die Erbin erhielt den geschätzten Betrag. Der Todeszeitpunkt von Hedwig Sass wurde schließlich noch – aus Gründen, die wir nicht kennen – durch das Amtsgericht von dem ursprünglichen angenommenen Todesdatum (12. August 1942) auf den 31. Dezember 1942 abgeändert.