Robert Majerowicz

Verlegeort
Metzer Straße 26
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
15. September 2009
Geboren
23. August 1884 in Berlin
Deportation
am 04. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Robert Majerowicz wurde am 23. August 1884 in Berlin geboren. Er war der Sohn des in Berlin ansässigen Drechslers Salomon Majerowicz (1851–1898) und der Chawa Majerowicz, geb. Liebermann. Zum Zeitpunkt der Geburt von Robert lebten seine Eltern in einer Wohnung in der Kastanienallee 56 nahe dem Zionskirchplatz. Robert hatte mehrere Geschwister, von denen aber nur sein jüngerer Bruder Arthur (geboren 1893) namentlich bekannt ist. Über die Kindheit und Jugend von Robert Majerowicz und seiner Geschwister im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine Quellen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur Jüdischen Gemeinde Berlins. Als Robert 14 Jahre alt war, starb sein Vater, und er fühlte sich vermutlich in frühen Jahren verpflichtet, einen Teil zum Auskommen der Familie beizutragen und seiner Mutter bei der Versorgung der jüngeren Geschwister zu unterstützen. Nach seinem Schulabschluss arbeitete Robert in einer Berliner Zigarettenfabrik – wahrscheinlich in einem der Betriebe des sozial engagierten Unternehmers Josef Garbáty, der 1906 seinen Firmensitz nach Pankow verlegt hatte und bis 1931 große Fabrikanlagen entlang der Pankower Hadlichstraße und der Berliner Straße in Betrieb nahm.<br />
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Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, in dem Robert Majerowicz höchstwahrscheinlich als Soldat eingesetzt war, lernte er in Berlin die sechs Jahre jüngere Pesel Ullmann kennen. Pesel stammte aus der kleinen, ehemals galizischen Ortschaft Zakliczyn in den Westkarpaten, die mit Kriegsende 1918 polnisch wurde. Als junge Frau war sie mit ihrer Familie Ende der 1910er-Jahre nach Berlin gezogen. Robert und Pesel heirateten und zogen 1920 in eine gemeinsame Wohnung in der Metzer Straße 26 unweit der Prenzlauer Allee. Hier kam am 30. Januar 1925 das einzige Kind des Ehepaares zur Welt – ihr Sohn Harry Wolfgang Majerowicz. Robert Majerowicz bestritt den Unterhalt der Familie weiterhin aus seinem Einkommen als Fabrikarbeiter. Sein Bruder Arthur, der Maschinenbauer geworden war, hatte sich Anfang der 1920er-Jahre mit seiner Ehefrau Marie und dem 1918 geborenen Sohn Kurt Arthur in Moabit niedergelassen. 1920 und 1929 kamen Roberts Nichten Irma und Ruth zur Welt. Die Brüder und ihre Familien hatten allem Anschein nach ein recht inniges Verhältnis und pflegten den Kontakt. Im Jahr 1931 wurde Roberts Sohn Harry eingeschult. Er besuchte die Volksschule der Jüdischen Gemeinde in der Rykestraße 53.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Majerowicz. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Der Prenzlauer Berg war bereits in der Zeit der Weimarer Republik 1923 zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre wurde die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen zum gewohnten Bild. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität. In der Position von Rechtlosen wurden die Familie Majerowicz fast täglich durch neue Erlasse und Sondergesetze drangsaliert. Wie sein Bruder Arthur hatte vermutlich auch Robert mit seiner Ehefrau die Möglichkeiten erwogen, Deutschland zu verlassen. Nach den Pogromen im November 1938 gelang es ihnen, ihren damals dreizehnjährigen Sohn aus dem Land zu schaffen. Er kam bei einer Tante von ihm, einer in England lebenden Schwester Roberts, unter. Das Ehepaar Majerowicz verblieb in Berlin. Ab Ende der 1930er-Jahre oder Anfang der 1940er-Jahre mussten beide Ehepartner Zwangsarbeit in Berliner Betrieben leisten: Robert zuletzt als Arbeiter im Aceta-Werk der I.G. Farben in Lichtenberg. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
<br />
Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, verhafteten Polizisten und Gestapo-Angehörige das Ehepaar Ende Februar 1943 und verbrachten sie in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße. Von dort wurden sie getrennt voneinander deportiert: Roberts Ehefrau wurde mit dem „33. Osttransport“ am 3. März 1943, Robert einen Tag später am 4. März, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich jeweils unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Zum Zeitpunkt der Deportation war Robert Majerowicz 58 Jahre alt.<br />
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Von seinen Familienangehörigen überlebte Roberts Sohn Harry Majerowicz, der später den Namen Mayer annahm, ebenso wie seine Nichten Irma und Ruth die NS-Verfolgung im Exil in England. Roberts Bruder Arthur wurde bei dem Versuch, in die Niederlande zu fliehen, verhaftet, er tauchte später unter und es gelang ihm mit der Hilfe seiner nichtjüdischen Frau, in wechselnden Verstecken die NS-Zeit zu überleben. Roberts Neffe Kurt gelang zwar 1938 die Flucht über die niederländische Grenze, er wurde aber später im Lager Westerbork interniert und von dort mit seiner Ehefrau Rita und seiner Tochter Marie im September 1944 zunächst in das Ghetto Theresienstadt und von dort weiter in das KZ Auschwitz deportiert, wo Rita und die noch nicht zweijährige Marie ermordet wurden. Kurt Majerowicz wurde von Auschwitz in das KZ Groß-Rosen und schließlich in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er am 23. Februar 1945 den Todesmärschen und den unmenschlichen Bedingungen im Lager zum Opfer fiel.

Robert Majerowicz wurde am 23. August 1884 in Berlin geboren. Er war der Sohn des in Berlin ansässigen Drechslers Salomon Majerowicz (1851–1898) und der Chawa Majerowicz, geb. Liebermann. Zum Zeitpunkt der Geburt von Robert lebten seine Eltern in einer Wohnung in der Kastanienallee 56 nahe dem Zionskirchplatz. Robert hatte mehrere Geschwister, von denen aber nur sein jüngerer Bruder Arthur (geboren 1893) namentlich bekannt ist. Über die Kindheit und Jugend von Robert Majerowicz und seiner Geschwister im Berlin der Kaiserzeit haben sich keine Quellen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur Jüdischen Gemeinde Berlins. Als Robert 14 Jahre alt war, starb sein Vater, und er fühlte sich vermutlich in frühen Jahren verpflichtet, einen Teil zum Auskommen der Familie beizutragen und seiner Mutter bei der Versorgung der jüngeren Geschwister zu unterstützen. Nach seinem Schulabschluss arbeitete Robert in einer Berliner Zigarettenfabrik – wahrscheinlich in einem der Betriebe des sozial engagierten Unternehmers Josef Garbáty, der 1906 seinen Firmensitz nach Pankow verlegt hatte und bis 1931 große Fabrikanlagen entlang der Pankower Hadlichstraße und der Berliner Straße in Betrieb nahm.

Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, in dem Robert Majerowicz höchstwahrscheinlich als Soldat eingesetzt war, lernte er in Berlin die sechs Jahre jüngere Pesel Ullmann kennen. Pesel stammte aus der kleinen, ehemals galizischen Ortschaft Zakliczyn in den Westkarpaten, die mit Kriegsende 1918 polnisch wurde. Als junge Frau war sie mit ihrer Familie Ende der 1910er-Jahre nach Berlin gezogen. Robert und Pesel heirateten und zogen 1920 in eine gemeinsame Wohnung in der Metzer Straße 26 unweit der Prenzlauer Allee. Hier kam am 30. Januar 1925 das einzige Kind des Ehepaares zur Welt – ihr Sohn Harry Wolfgang Majerowicz. Robert Majerowicz bestritt den Unterhalt der Familie weiterhin aus seinem Einkommen als Fabrikarbeiter. Sein Bruder Arthur, der Maschinenbauer geworden war, hatte sich Anfang der 1920er-Jahre mit seiner Ehefrau Marie und dem 1918 geborenen Sohn Kurt Arthur in Moabit niedergelassen. 1920 und 1929 kamen Roberts Nichten Irma und Ruth zur Welt. Die Brüder und ihre Familien hatten allem Anschein nach ein recht inniges Verhältnis und pflegten den Kontakt. Im Jahr 1931 wurde Roberts Sohn Harry eingeschult. Er besuchte die Volksschule der Jüdischen Gemeinde in der Rykestraße 53.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Majerowicz. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Der Prenzlauer Berg war bereits in der Zeit der Weimarer Republik 1923 zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre wurde die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen zum gewohnten Bild. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität. In der Position von Rechtlosen wurden die Familie Majerowicz fast täglich durch neue Erlasse und Sondergesetze drangsaliert. Wie sein Bruder Arthur hatte vermutlich auch Robert mit seiner Ehefrau die Möglichkeiten erwogen, Deutschland zu verlassen. Nach den Pogromen im November 1938 gelang es ihnen, ihren damals dreizehnjährigen Sohn aus dem Land zu schaffen. Er kam bei einer Tante von ihm, einer in England lebenden Schwester Roberts, unter. Das Ehepaar Majerowicz verblieb in Berlin. Ab Ende der 1930er-Jahre oder Anfang der 1940er-Jahre mussten beide Ehepartner Zwangsarbeit in Berliner Betrieben leisten: Robert zuletzt als Arbeiter im Aceta-Werk der I.G. Farben in Lichtenberg. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Rahmen der „Fabrik-Aktion“, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, verhafteten Polizisten und Gestapo-Angehörige das Ehepaar Ende Februar 1943 und verbrachten sie in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße. Von dort wurden sie getrennt voneinander deportiert: Roberts Ehefrau wurde mit dem „33. Osttransport“ am 3. März 1943, Robert einen Tag später am 4. März, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich jeweils unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Zum Zeitpunkt der Deportation war Robert Majerowicz 58 Jahre alt.

Von seinen Familienangehörigen überlebte Roberts Sohn Harry Majerowicz, der später den Namen Mayer annahm, ebenso wie seine Nichten Irma und Ruth die NS-Verfolgung im Exil in England. Roberts Bruder Arthur wurde bei dem Versuch, in die Niederlande zu fliehen, verhaftet, er tauchte später unter und es gelang ihm mit der Hilfe seiner nichtjüdischen Frau, in wechselnden Verstecken die NS-Zeit zu überleben. Roberts Neffe Kurt gelang zwar 1938 die Flucht über die niederländische Grenze, er wurde aber später im Lager Westerbork interniert und von dort mit seiner Ehefrau Rita und seiner Tochter Marie im September 1944 zunächst in das Ghetto Theresienstadt und von dort weiter in das KZ Auschwitz deportiert, wo Rita und die noch nicht zweijährige Marie ermordet wurden. Kurt Majerowicz wurde von Auschwitz in das KZ Groß-Rosen und schließlich in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er am 23. Februar 1945 den Todesmärschen und den unmenschlichen Bedingungen im Lager zum Opfer fiel.