Wolfgang Alexander Mendelsson wurde am 4. Mai 1925 in Berlin geboren. Sein Vater Dr. Otto Mendelsson (geboren am 26. März 1880 in Breslau) war bei seiner Geburt 45 Jahre und seine Mutter Dr. Hedwig Rosa Luise Mendelsson geborene Caro (geboren am 16. Juli 1893 in Berlin) 32 Jahre alt. Sie hatten am 4. Oktober 1923 geheiratet. Er war Facharzt für Haut- und Harnkrankheiten und sie war praktische Ärztin. Zusammen betrieben sie eine Gemeinschaftspraxis in der Lützowstraße 72 in Berlin-Tiergarten-Mitte.
Wolfgangs Großeltern mütterlicherseits, Dr. med. Heymann Caro und Flora Caro geborene Jastrow, lebten ebenfalls in Berlin, in der Bergmannstraße 110 in Kreuzberg. Seine Großeltern väterlicherseits, der Kaufmann und Destilateur Adolph Mendelsson und Jenny Mendelsson geborene Auerbach aus Breslau, hatte er nicht mehr kennenlernen können. Sie waren schon vor seiner Geburt gestorben.
Als Wolfgang fünf Jahre alt war, starb am 17. August 1930 seine Mutter bei einem tragischen Busunfall in den Bergen in Hohenelbe (Vrchlabí, Tschechien), wie sein Cousin Allan Manning in einem USC Shoa-Foundation-Interview 1995 erzählte. Wolfgangs Vater wurde mit ca. 50 Jahren Witwer und alleinerziehender Vater. Die Urne von Dr. Hedwig Mendelsson wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.
Von 1931-1935 besuchte Wolfgang eine öffentliche Volksschule. Aufgrund der zunehmenden Diskriminierungen gegenüber Juden wechselte er 1935 auf die im Mai 1935 gegründete „Private Jüdische Schule Dr. Leonore Goldschmidt“ in Berlin-Grunewald.
Die Goldschmidt-Oase, wie sie viele Ehemalige nannten, bot den jüdischen Kindern einen Schutzraum vor den alltäglichen Anfeindungen und wurde zu einem Ersatzzuhause, in dem sie sich frei und unbeschwert entwickeln konnten. Durch die Anstellung von Philip Woolley, eines britischen Lehrers für muttersprachlichen Englischunterricht, erhielt Frau Dr. Goldschmidt den Status einer zweisprachigen Schule, deren Abschlüsse von der Universität Cambridge anerkannt wurden. So konnten die Kinder auf die absehbare Emigration vorbereitet werden.
Als Wolfgang 10 Jahre alt war, starb mit 73 Jahren am 19. Januar 1936 seine Großmutter, die Arztwitwe Flora Caro. Jetzt hatte er nur noch seinen Vater.
Seit 1938 wurde die Goldschmidt Schule als ausländische Einrichtung geführt, da Dr. Goldschmidt sie für einen Kaufpreis von 10 RM an Philip Woolley, den britischen Lehrer, verkauft hatte. Aufgrund dessen wurde die Schule bei den Novemberpogromen 1938 nicht angetastet. Das rettete vielen Kindern das Leben. Sie konnten im Winter 1938 und im Frühjahr 1939 mit den Kindertransporten nach England emigrieren.
Wolfgangs Cousin Adolf Mendelsson aus Breslau war in der Reichspogromnacht 1938 in Breslau festgenommen und in dem Konzentrationslager Buchenwald interniert worden. Er wurde einen Monat später mit der Auflage frei gelassen, dass er Deutschland so schnell wie möglich verlassen müsse. Bevor er nach Australien emigrierte, traf er sich in Berlin noch mit Wolfgangs Vater. Er flehte ihn an, Wolfgang nach England zu schicken, sonst wäre er, als Vater für den Tod seines Sohnes verantwortlich.
Adolf Mendelsson (Allan Manning) vermutete später in dem Interview, dass die sehr enge Beziehung zwischen Vater und Sohn die Ausreise Wolfgangs nach England verhinderte.
Bei der „Minderheiten-Volkszählung“ am 17. Mai 1939 waren der 13-jährige Wolfgang Mendelsson und sein 59-jähriger Vater Otto in der Nassauische Straße 16a in Berlin-Wilmersdorf gemeldet.
Nach der Schließung der Goldschmidt-Schule wechselte Wolfgang im Oktober 1939 an eine andere jüdische Schule, wo der 16-jährige am 31. März 1942 sein Abitur ablegte.
Danach arbeitete er als jugendlicher Helfer bei der Jüdischen Kultusvereinigung.
1941 zogen Wolfgang und sein Vater zu Wolfgangs Onkel Richard, dem jüngsten Bruder seines Vaters, in das Hansaviertel am Siegmunds Hof 15. Ein Jahr später, 1942, lebten sie zur Untermiete bei der Hauptmieterin Else Schragenheim in der Levetzowstraße 12a. Dies war ihre letzte Adresse in Berlin.
Im Herbst 1942 erhielten Otto, Wolfgang und Richard Mendelsson den Deportationsbefehl. Polizisten der Stapoleitstelle und der Kriminalpolizei brachten sie in die Sammelstelle in der Großen Hamburger Straße 26. Hier mussten sie ihre Vermögenserklärungen ausfüllen, die sie am 2. Oktober 1942 unterschrieben. Am 3. Oktober 1942 wurden Otto und Wolfgang zusammen mit 958 mehrheitlich älteren Personen mit dem „3. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Da Richard noch Vermögen besaß, zu dem es womöglich von Seiten der Gestapo Rückfragen gab, wurde er erst am 28. Oktober 1942 mit 305 weiteren gelisteten Personen in das Ghetto Theresienstadt gebracht.
Wolfgang Mendelsson starb im März 1943 aufgrund von menschenunwürdigen Lebensbedingungen im Alter von 17 Jahren im Ghetto Theresienstadt.
Ein halbes Jahr später, am 17. Oktober 1943, starb auch sein Onkel Richard im Ghetto Theresienstadt. Wolfgangs Vater, Dr. Otto Mendelsson, blieb allein zurück. Er wurde am 16. Mai 1944 von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Er starb mit 64 Jahren.