Hans Julius Saloschin

Verlegeort
Saarbrückerstr. 8
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
13. Juli 2019
Geboren
02. Oktober 1869 in Bromberg (Posen) / Bydgoszcz
Deportation
am 06. Juli 1942 von Berlin nach Theresienstadt
Später deportiert
nach Treblinka
Ermordet
19. September 1942 in Treblinka

Hans Julius Saloschin wurde am 2. September 1869 in Bromberg (zwischen Posen und Danzig) geboren.
Rosa Saloschin, wurde am 23.9.1874 als Rossa Rosa Stein in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Salomon Sally Stein und Sofie Stein, geborene Samter.
Hans und Rosa heirateten am 10.September 1903 in Berlin im Standesamt X A, Zehdenicker Str. 17/18, dem heutigen John-Lennon-Gymnasium.
Ein Stempel auf der Heiratsurkunde vermerkte später: „Aufgrund der 2. Verordnung vom 17.8.1938 zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen führen die nebenbezeichneten Eheleute zusätzlich den Vornamen Israel und Sara“.
Am 1.6.1904 wurde das Kind Dora geboren. Zu dieser Zeit wohnten sie in der Lothringer Str. 16, die heute die Torstraße ist. Dort kam am 19.10.1905 auch die zweite Tochter Margarete zur Welt.
Von 1907 bis 1938 wohnten Saloschins in der Saarbrücker Straße 8/9 im Prenzlauer Berg. Dort betrieb Rosa Saloschin sehr erfolgreich über Jahrzehnte den Handtuchverleih „Patent“ für Großhandel und Banken, u. a. auch für die Commerzbank, von der ihre eigenen Konten später beschlagnahmt wurden. Ihr Unternehmen war eines der ersten am Platz, und sie verdiente – eher ungewöhnlich zu dieser Zeit – sehr viel mehr Geld als ihr Mann. Hans Saloschin arbeitete Jahrzehnte lang in seiner früheren Lehrfirma Friedländer & Maass. Er soll fast jeden Abend ein Konzert oder eine Oper besucht haben, und wenn er heimkam, spielte er die Melodien auf dem Klavier aus dem Gedächtnis nach. Von Rosa wird gesagt, dass sie Konzertpianistin werden wollte, aber diese Karriere für die Heirat aufgab. Die Musik war der ganzen Familie sehr wichtig.
Am 9. November 1938 wurde ihre Wohnung von Nazis demoliert. Der Anführer der Randalierer, der Sohn des Hausbesitzers, verhinderte Schlimmeres. Wahrscheinlich hatte er Sorge um die Wohnung, das Eigentum seiner Eltern. Einige Tage später erreichte Saloschins die Wohnungskündigung. Nach 33 Jahren mussten sie schlagartig ihre 5- Zimmer-Wohnung aufgeben. Da sie keine andere Wohnung finden konnten, verkauften sie unter großen Verlusten ihre Möbel, Teppiche, das Porzellan, ihr Kristall und andere Wertgegenstände.
Mit den Ehebetten ihres Schlafzimmers, den Nachtschränken und einer Couch fanden sie, unter Einzahlung ihres Vermögens ein Zimmer in einem jüdischen Heim in der Auguststr. 14. Rosa Saloschin musste ihr Geschäft für einen sehr geringen Betrag pro Kunde verkaufen und ihre gesamten Handtücher für einen lächerlichen Preis abgeben.
Dora Saloschin arbeitete zu der Zeit in Berlin als Rezitatorin am Konservatorium. Sie heiratete den Journalisten Fritz Segall und engagierte sich wie er auch politisch. Beide emigrierten 1939 nach Großbritannien. Margarete emigrierte ebenfalls Ende der 30er Jahre zusammen mit ihrem Mann über die Philippinen in die USA.
Hans und Rosa Saloschin entschlossen sich dann am 1. April 1941, mit 68 bzw. 63 Jahren in ein Zimmer des Jüdischen Altersheims in Köpenick zu ziehen. Sie hatten allerdings nicht bedacht, dass sich dadurch ihre Verbindungen zu den in Mitte und Prenzlauer Berg lebenden Verwandten und Bekannten erschweren würden. Seit dem 13. September 1941 durften Juden öffentliche Verkehrsmittel nur auf den Wegen von und zur Arbeit benutzen. Trotzdem gaben sie die Hoffnung nicht auf: Während sie in Köpenick auf die Deportation warteten, brachte Hans sich selbst Englisch bei. Sie hofften, vielleicht doch noch den Kindern in die USA oder Großbritannien folgen zu können.
Leider vergebens. Am 17. Juni 1942 mussten die Eheleute in Vorbereitung ihrer Deportation ihre Vermögenserklärung ausfüllen. Der Erklärung ist zu entnehmen, dass die gemeinsame monatliche Rente von 56.- RM für die Heimverpflegung abgeführt werden musste.
Am 4. Juli 1942 befanden sich Saloschins bereits im Sammellager der Gestapo in der Großen Hamburger Str. 26. Von dort aus wurden sie am 6.7.1942 mit 98 weiteren Juden nach Theresienstadt deportiert, um dann am 19. September 1942 in Treblinka ermordet zu werden.
Die letzte Nachricht vom 1. Mai 1942: „Hoffen Euch gesund wie wir. Doras Berichte erfreuen. Unser Adressenwechsel noch unbestimmt. Hanna, Lucie unterrichten. Betty, Adolf Segall, Paul Bohem verstorben. Steins fortgezogen.“
Eine Enkelin von Hans und Rosa Saloschin, Susanne Sommer, war im Juli 2019 zwar nicht bei der Verlegung zugegen, ließ es sich aber nicht nehmen, am 6.9.2019 mit Kindern und Enkelkindern zu einer gestalteten Zeremonie aus den USA anzureisen.
Auf der Heiratsurkunde von Hans und Rosa vermerkte ein weiterer Stempel vom 14.11.1955: „Mit Kontrollratsgesetz vom 20.9.1945 ist die Verordnung zur Durchführung der Namensänderung vom 17.8.1938 mit rückwirkender Kraft widerrufen worden. Der Randvermerk über den zusätzlich angenommenen Vornamen ist dadurch ungültig.“

Hans Julius Saloschin wurde am 2. September 1869 in Bromberg (zwischen Posen und Danzig) geboren. Hans heiratete Rosa Stein (*23.09.1874, Berlin) am 10. September 1903 im Berliner Standesamt X A, dem heutigen John-Lennon-Gymnasium. Am 1.6.1904 wurde die Tochter Dora geboren. Zu dieser Zeit wohnte die Familie in der Lothringer Str. 16, die heute die Torstraße ist. Dort kam am 19.10.1905 auch die zweite Tochter Margarete zur Welt.

Von 1907 bis 1938 wohnten Saloschins in der Saarbrücker Straße 8/9 im Prenzlauer Berg. Dort betrieb Rosa Saloschin sehr erfolgreich über Jahrzehnte den Handtuchverleih „Patent“ für Großhandel und Banken, u. a. auch für die Commerzbank, von der ihre eigenen Konten später beschlagnahmt werden würden. Ihr Unternehmen war eines der ersten am Platz, und sie verdiente – eher ungewöhnlich zu dieser Zeit – sehr viel mehr Geld als ihr Mann. Hans Saloschin arbeitete jahrzehntelang in seiner früheren Lehrfirma Friedländer & Maass. Er soll fast jeden Abend ein Konzert oder eine Oper besucht haben, und wenn er heimkam, spielte er die Melodien auf dem Klavier aus dem Gedächtnis nach. Von Rosa wird gesagt, dass sie Konzertpianistin werden wollte, aber diese Karriere für die Heirat aufgab. Musik war in der Familie also sehr wichtig.

Der Würgegriff des nationalsozialistischen Deutschland gegen seine jüdischen Bürger wurde im Verlauf der 1930er Jahre immer stärker. Eine der vielen juristisch bindenden Verordnungen des Regimes, zielte auf die individuelle Identität der Jüdinnen und Juden. Ein Stempel auf der Heiratsurkunde von Hans und Rosa gibt davon Zeugnis: „Aufgrund der 2. Verordnung vom 17.8.1938 zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen führen die nebenbezeichneten Eheleute zusätzlich den Vornamen Israel und Sara“.

Am 9. November 1938 wurde die gemeinsame Wohnung von den Nazis demoliert. Der Anführer der Randalierer, der Sohn des Hausbesitzers, verhinderte Schlimmeres. Wahrscheinlich hatte er Sorge um die Wohnung, das Eigentum seiner Eltern. Einige Tage später erreichte die Saloschins die Kündigung. Nach 33 Jahren mussten sie schlagartig ihre 5-Zimmer-Wohnung aufgeben. Da sie keine andere Bleibe finden konnten, verkauften sie unter großen Verlusten ihre Möbel, Teppiche, das Porzellan, ihr Kristall und andere Wertgegenstände.

Mit den Ehebetten ihres Schlafzimmers, den Nachtschränken und einer Couch fanden sie, unter Einzahlung ihres Vermögens ein Zimmer in einem jüdischen Heim in der Auguststr. 14. Rosa Saloschin war gezwungen, ihr Geschäft für einen sehr geringen Betrag zu verkaufen.

Dora arbeitete zu der Zeit in Berlin als Rezitatorin am Konservatorium. Sie hatte den Journalisten Fritz Segall geheiratet und engagierte sich, wie jener auch, politisch. Beide emigrierten 1939 nach Großbritannien. Auch Margarete gelang Ende der 30er Jahre zusammen mit ihrem Mann über die Philippinen die Emigration in die USA.

Hans und Rosa entschlossen sich dann am 1. April 1941, mit 68 bzw. 63 Jahren in ein Zimmer des Jüdischen Altersheims in Köpenick zu ziehen. Seit dem 13. September 1941 durften Juden öffentliche Verkehrsmittel nur auf den Wegen von und zur Arbeit benutzen. Diese neue gesetzlich verankerte Schikane des NS-Systems erschwerte nun die Verbindungen zu den in Mitte und Prenzlauer Berg lebenden Verwandten und Bekannten erheblich. Die Saloschins hofften offenbar weiterhin auf eine Gelegenheit zur Ausreise. Dafür brachte sich Hans Englisch im Selbststudium bei.

Die Hoffnung der Eheleute war vergebens. Am 17. Juni 1942 mussten sie in Vorbereitung ihrer Deportation ihre Vermögenserklärung ausfüllen. Der Erklärung ist zu entnehmen, dass die gemeinsame monatliche Rente von 56.- RM komplett für die Heimverpflegung abgeführt werden musste. Am 4. Juli 1942 befanden sich die Saloschins bereits im Sammellager der Gestapo in der Großen Hamburger Str. 26. Von dort aus wurden sie am 6.7.1942 mit 98 weiteren Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt deportiert. Knapp zwei Monate nach ihrer Ankunft dort, am 19. September 1942, verfrachtete man das Ehepaar in einen weiteren Zug mit Ziel Vernichtungslager Treblinka.

Die letzte Nachricht der Saloschins, die die Tochter in Großbritannien erreichte, datiert auf den 1. Mai 1942: „Hoffen Euch gesund wie wir. Doras Berichte erfreuen. Unser Adressenwechsel noch unbestimmt. Hanna, Lucie unterrichten. Betty, Adolf Segall, Paul Bohem verstorben. Steins fortgezogen.“

Auf der Heiratsurkunde von Hans und Rosa vermerkte ein weiterer Stempel vom 14.11.1955: „Mit Kontrollratsgesetz vom 20.9.1945 ist die Verordnung zur Durchführung der Namensänderung vom 17.8.1938 mit rückwirkender Kraft widerrufen worden. Der Randvermerk über den zusätzlich angenommenen Vornamen ist dadurch ungültig.“

Eine Enkelin von Hans und Rosa Saloschin, Susanne Sommer, war im Juli 2019 zwar nicht bei der Verlegung der Stolpersteine zugegen, ließ es sich aber nicht nehmen, am 6.9.2019 mit Kindern und Enkelkindern zu einer extra gestalteten Zeremonie aus den USA anzureisen.