Klaus Orgler

Verlegeort
Schieritzstr. 38
Historischer Name
Zeebrüggestr. 38
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
06. April 2022
Geboren
11. November 1933 in Berlin
Deportation
am 06. März 1943 von Berlin nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Klaus Orgler wurde am 11. November 1933 in Berlin geboren.

Er war das zweite von drei Kindern des Bücherrevisors Herbert Orgler und dessen Ehefrau Cella geborene Jacoby.  

Die Eltern hatten Juli 1930 in Berlin-Weißensee geheiratet und waren dann in den Prenzlauer Berg – zunächst in den Döblinweg 4 (heute Schieritzstr. 4) gezogen.

Im November 1932 starb die im gleichen Jahr geborene erste Tochter im Jüdischen Krankenhaus Wedding.

Vielleicht war dies der Grund ihres Umzugs in die Meyerheimstr. 12 a. Herbert wird als Bücherrevisor unter dieser Adresse mit Telefon im Berliner Adressbuch der Jahre 1933 bis 1935 verzeichnet.

Im November 1933 wurde Sohn Klaus im Jüdischen Krankenhaus Wedding geboren.

Mit der Nazi-Gesetzgebung 1935 wurde den jüdischen Bürgern das Betreiben selbständiger Gewerbe verboten. Davon war auch der Vater Herbert Orgler betroffen. Er musste sich nun mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen und verlor damit die wirtschaftliche Grundlage, um die Miete für eine eigene Wohnung aufzubringen. In den Jahren 1936 und 1937 ist Herbert deshalb nicht im Berliner Adressbuch zu finden. Die Familie Orgler zog als Untermieter zu den Großeltern Jacoby in die Schieritzstr. 38.

Im Februar 1938 kam Klaus‘ Schwester Ellen im Jüdischen Krankenhaus Wedding zur Welt.

Das Glück der Familie Orgler hätte komplett sein können …… doch die staatlich verordneten antisemitischen Anfeindungen griffen viel zu tief ins tägliche Leben einer jeden jüdischen Familie ein.

Am 1. April 1940 wurde Klaus in die Knabenvolksschule d. Jüdischen Gemeinde in Berlin-Mitte, Kaiserstr. 29/30 eingeschult. Er durfte sie nur bis zur 2. Klasse besuchen, denn Ende Juni 1942 wurden alle jüdischen Schulen geschlossen.

Aus etwa dieser Zeit müssen die Erinnerungen der Rita Hinkelmann (* 1935) aus dem Nachbarhaus – Schieritzstr. 34 – an die befreundeten Orgler-Kinder stammen. Auch sie besuchte die Jüdische Schule in der Kaiserstraße. Was bedeutete, dass die Kinder einen täglichen Schulweg vom oberen Ende der Greifswalder Straße diese entlang bis über den Alexanderplatz zu Fuß gehen mussten, da sie öffentliche Verkehrsmittel als „Sternträger“ nicht benutzen durften.

Rita hat ihre Erinnerungen an diese Zeit als Aufzeichnung an ihre Familie weitergegeben und damit auch die Familie Orgler dem allgemeinen Vergessen entrissen und ein Stolperstein-Gedenken erst möglich gemacht.

Die Eltern Cella und Herbert Orgler mussten sicher Zwangsarbeit leisten. Herbert war – lt.  eigener Angabe- ab 1939 bei der Firma Gebr. Hertling Westend als Transportarbeiter „dienstverpflichtet“.  Wo Cella arbeiten musste, ist nicht bekannt.

Anfang August 1942 erhielten die Großeltern Martha und Meyer Jacoby ihre Aufforderung zur „Umsiedlung in den Osten“ – wie die planmäßigen Deportationen verschleiernd von den Nazis bezeichnet wurden. Sie wurden am 31.August 1942 mit dem 53. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo ihre Sterbedaten mit dem 20. April und 7. Juni 1943 dokumentiert wurden.  

Herbert und Cella blieben mit den Kindern in der Wohnung und mussten weiter ihren „Dienstverpflichtungen“ nachkommen. Wie sie die Kinderbetreuung regelten, ist nicht überliefert.

Am 28. Februar 1943 (6 Monate nach der Deportation ihrer Eltern) wurde die Mutter Cella im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ an ihrem Arbeitsplatz verhaftet und am 1. März 1943 mit dem 31. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Auf der Transportliste stehen fast nur weibliche Namen – vermutlich viele Mütter.

Auch der Vater Herbert wurde am gleichen Tag inhaftiert und am 6. März 1943 gemeinsam mit beiden Kindern Klaus und Ellen mit dem 35. Osttransport nach Auschwitz deportiert.

Auf der Rampe von Auschwitz wurde der Vater Herbert als „arbeitsfähig“ selektiert. Er überlebte mehrere KZ`s und wurde 1945 von den Amerikanern in Mühldorf am Inn befreit.

Der noch nicht einmal 10-jährige Klaus und seine 5-jährige Schwester Ellen mussten den direkten Weg von der Rampe ins Krematorium gehen – wie nur wenige Tage zuvor auch ihre Mutter Cella.