Cilli Tetteles geb. Kocedois

Verlegeort
Schönhauser Str. 24
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
15. November 2023
Geboren
07. September 1869 in Brody (Galizien)
Beruf
Hausfrau
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
08. Mai 1942 in Łódź / Litzmannstadt

Cilli (Czeschy) Kozedais kam am 7. September 1869 in Brody Kreis Lemberg in einer jüdischen Familie zur Welt. Sie heiratete am 18. Januar 1901 in London Adolf Tetteles und zog mit ihm, seiner Mutter und seiner Schwester nach Hamburg. Dort kamen die Kinder zur Welt:  am 8. Juli 1901 Ludwig, am 8. Januar 1903 Minna Amanda, am 9. November 1906 Ilse und am 26. Dezember 1907 Johanna. In Hamburg war  ihr Mann als Geschäftsführer tätig, in Berlin war er selbständiger Kaufmann, speziell im Vertrieb von  optischen Neuheiten und solchen des Radios. Er entwickelte einige technische Neuerungen worauf er Patente begründete, die er teilweise veräußerte. Um 1920 gab er eine Belichtungstabelle ( TELLS) heraus, die von der Fa. Schneidt in Kulmbach vertrieben wurde, seine letzte Erfindung war ein Taschenmikroskop namens Lomara, das  im Lomara Werk W.D. Kuhn in Steglitz hergestellt wurde. Sein Einkommen war unterschiedlich hoch da es sich aus mehreren Quellen speiste, aber insgesamt überdurchschnittlich. Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter  zog die Familie nach Berlin. Zunächst lebten sie in der Becker Straße in Schöneberg, dann in der Schönhauser Straße 24  in einer 3 ½ Zimmerwohnung in Steglitz. 

1927 starb ihr Sohn Ludwig. Die Tochter Ilse heiratete den nichtjüdischen Herbert Bamberg, deren Sohn Wolfgang kam am 24. März 1936 in Dahlem zur Welt.  Die Töchter Minna und Johanna zogen in die Sächsische Straße 66 und emigrierten 1939 nach England. Sie blieben ledig und starben 1992 bzw. 1998 in England.

 Adolf Tetteles versuchte den Lebensunterhalt als Handelsvertreter zu verdienen, er  und seine Frau Cilli mussten ihre Wohnung in der Schönhauser Straße 24 verlassen und zu Frau A. Jolles in die Elisenstraße 24 in Steglitz ziehen. Von dort wurden sie am 18. Oktober 1941 nach Litzmannstadt ins Ghetto deportiert. Hier lebten sie   unter der Anschrift Hohensteinerstraße 37/2. Am 8. Mai 1942 wurde Cilli  Tetteles zusammen mit ihrem Mann Adolf ins Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort ermordet.

Die in Deutschland gebliebene Tochter Ilse, die durch ihren nichtjüdischen Mann geschützt war, ließ ihre Eltern für tot erklären, der Todeszeitpunkt wurde auf den 31. Dezember 1945 festgesetzt. Die Töchter als Erbinnen erhielten eine Entschädigung für den Freiheitsentzug ihrer Eltern und eine Entschädigung für den Verlust des gesamten Besitzes. Zeuginnen gaben nach dem Krieg an, die 3 ½ Zimmerwohnung der Eheleute sei gut und wertvoll eingerichtet gewesen mit Möbeln, Teppichen, Brücken, Büchern und Bildern. Eine der Zeuginnen hatte Mitte 1941 von Cilly Tetteles 5000 RM für Ilse erhalten, dieser Betrag sei aber bei einem Bombenangriff in einer Kassette  verbrannt. Angesichts der Einkommens- und Vermögensverhältnisse ging das Entschädigungsamt davon aus, dass eine Judenvermögensabgabe in Höhe von ca. 2500,00 RM gezahlt wurde, für die ebenfalls Entschädigung geleistet wurde.