Johanna Henoch geb. Aronsohn

Verlegeort
Stendaler Straße 22
Bezirk/Ortsteil
Moabit
Verlegedatum
17. Februar 2022
Geboren
17. Mai 1886 in Lautenburg (Westpreußen) / Lidzbark
Deportation
am 16. Juni 1943 nach Theresienstadt
Später deportiert
am 09. Oktober 1944 nach Auschwitz-Birkenau
Ermordet
in Auschwitz

Johanna Henoch wurde am 17. Mai 1886 in Lautenburg in Preußen als Johanna Aronsohn geboren wurde. Sie arbeitete im Geschäft von Louis mit, daher gab es für die beiden Zwillingssöhne, welche genau heute vor 102 Jahren, am 17. Februar 1920 geboren wurden ein Kindermädchen, welches den Haushalt führte und Rolf und Freddy beaufsichtigte, wenn Johanna im Laden gebraucht wurde.
Das Geschäft war von morgens um 7.00 Uhr bis abends um 19.00 Uhr geöffnet, hatte aber eine Mittagspause, in der Louis nach Hause zum Essen kam und im Anschluss ein Mittagsschläfchen einlegte, währenddessen die beiden Jungs ihre Hausarbeiten machten.
Die Geschäfte gingen gut, Johanna fuhr mit Rolf und Freddy in den Urlaub an die See oder in die Berge und auch Louis folgte seiner Familie später nach und sie verbrachten ein paar Tage gemeinsam im Familienurlaub.
Es begann die Weltwirtschaftskrise Ende 1929, die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich, der dann folgende Boykott des Nazi-Regimes gegen jüdische Geschäfte verstärkte diesen Zustand zunehmend. 1936 suchte Louis kleinere Räume für sein Tabakgeschäft, 1938 wurde sein Unternehmen liquidiert. Die Familie war ab diesem Zeitpunkt mittellos.
Louis und Johanna versuchten ebenfalls alles um Deutschland verlassen zu können, aber es fehlte nicht nur Geld, sondern die Bereitschaft anderer Länder Jüdinnen und Juden aufzunehmen. Tante Louise, die Schwester von Louis welche in den USA lebte stellte alle möglichen Dokumente und Bürgschaften aus, aber es nütze alles nichts, die USA hatte die Quote für polnische Frauen und Männer geschlossen. Zwar waren auch Louis und Johanna in Deutschland geboren, aber nach dem 1. Weltkrieg fiel dieser Teil Pleschen/Posen und auch Lautenburg Polen zu, fortan galten Louis und Johanna als polnische Staatsbürger für die USA.
Louis und seine Frau Johanna erhielten ihren Abwanderungsbescheid vermutlich am 14. Juni 1943 und machten sich wohl auf den Weg in die Oranienburger Straße 31 um in der Wohnungsberatungsstelle ihren Wohnungsschlüssel, den Mietvertrag und die Vermögensaufstellung abzugeben. Die Wohnung der beiden wurde versiegelt und sie mussten sich in die Sammelstelle Levetzowstraße begeben.
Ob es Tag oder Nacht war, als sie zu Fuß bis zum Güterbahnhof Moabit laufen mussten ist nicht bekannt, sicher ist aber das Ziel des Transports. Der Bestimmungsort des Deportationszuges I/91 am 16. Juni 1943 endete als Alterstransport mit 429 Menschen jüdischen Glaubens in Theresienstadt. Einen Tag später, am 17. Juni 1943 wurde Berlin als „judenfrei“ erklärt.
Im Juni 1944 erlebten Louis und Johanna die Dreharbeiten für den Film „Theresienstadt – Dokumentarfilm aus dem Jüdischen Siedlungsgebiet“ auch bekannt unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“. Nachdem der Film abgedreht ist, um dem Ausland gegenüber, den Massenmord zu verschleiern, werden Louis und Johanna ein letztes Mal in Viehwaggons verladen. Am 09. Oktober 1944 geht es nach Auschwitz-Birkenau spätestens auf der Rampe fällt die Entscheidung dass die beiden nicht weiterleben dürfen.
Louis und Johanna waren Nachbarn, Teil dieser Gesellschaft und wurden unter den Augen der damaligen Berliner Bevölkerung abtransportiert und ausgelöscht. Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.
Diese beiden Stolpersteine bringen ihre Namen zurück an den Ort, den sie damals im Juni 1943 nicht freiwillig verlassen haben.
 

Johanna Henoch wurde am 17. Mai 1886 in Lautenburg in Preußen als Johanna Aronsohn geboren. Sie arbeitete im Tabakgeschäft ihres Ehemanns Louis mit. Daher gab es für die beiden Zwillingssöhne, Rolf und Freddy, welche am 17. Februar 1920 geboren wurden, ein Kindermädchen, welches den Haushalt führte und die Kinder beaufsichtigte, wenn Johanna im Laden gebraucht wurde.

Das Geschäft war von morgens um 7.00 Uhr bis abends um 19.00 Uhr geöffnet. Die Geschäfte gingen gut und Johanna fuhr regelmäßig mit Rolf und Freddy in den Urlaub an die See oder in die Berge. Louis folgte seiner Familie, so oft es ging, in die Ferien nach. So verbrachten sie jeweils stets ein paar Tage gemeinsam im Familienurlaub.

Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 verschärfte die Situation der Geschäftsleute Henoch. Die ab 1933 einsetzenden nationalsozialistischen Maßnahmen gegen jüdische Geschäfte und Unternehmen erhöhten den wirtschaftlichen Druck auf die Familie zusätzlich. 1936 war Louis gezwungen, sein Geschäft zu verkleinern. 1938 musste er das Tabakgeschäft zwangsweise aufgeben. Von da an war die Familie mittellos.

Johanna und Louis versuchten daraufhin alles, um Deutschland zu verlassen und damit der immer radikaler werdenden antijüdischen Politik im Land auszuweichen. Aber es fehlte nicht nur an Geld, sondern schlussendlich an der der Bereitschaft anderer Länder, Jüdinnen und Juden aufzunehmen. Louise, die Schwester von Louis, welche in den USA lebte, setzte alle möglichen Hebel in Bewegung, um ihre Verwandten ins Land zu bringen. Doch das nütze alles nichts, die USA hatten die Einreise ausländischer Staatsbürger mit strengen Quoten versehen. Die Möglichkeiten zur Ausreise blieben dem Ehepaar– erst recht, nachdem der Zweite Weltkrieg begonnen hatte und Jüdinnen und Juden ab Oktober 1941 die Ausreise schließlich verboten war – verschlossen

Johanna und Louis erhielten die Benachrichtigung zur Räumung ihrer Wohnung und, darin implizit, ihrer bevorstehenden Deportation, vermutlich am 14. Juni 1943. In der Wohnungsberatungsstelle der Jüdischen Gemeinde, Oranienburger Str. 38 gaben die zwei ihren Wohnungsschlüssel, den Mietvertrag und eine Vermögensaufstellung ab. Ihre Wohnung wurde anschließend versiegelt und sie mussten sich in die Sammelstelle in der Levetzowstraße begeben.

Der Bestimmungsort ihres Transports, dem sogenannten Alterstransport I/96 vom 16. Juni 1943 mit 429 jüdischen Menschen, war das „Ghetto“ Theresienstadt. Wenige Tage später, am 19. Juni 1943, wurde Berlin von Gauleiter und Reichsminister Joseph Goebbels als „judenfrei“ deklariert.
Im Juni 1944 erlebten Louis und Johanna die Dreharbeiten für den Film „Theresienstadt – Dokumentarfilm aus dem Jüdischen Siedlungsgebiet“ auch bekannt unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“. Nachdem der Film fertiggestellt wurde, um dem Ausland gegenüber, den Massenmord der Shoah zu verschleiern, wurden Louis und Johanna in Viehwaggons verladen und am 09. Oktober 1944 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Gleich nach seiner Ankunft wurde das Paar ermordet.

Den Söhnen Rolf und Freddy gelang, nachdem ein erster Ausreiseversuch in den Fängen der Gestapo geendet hatte, 1939 über England und die USA, die Flucht nach Shanghai.

Louis und Johanna waren Nachbarn, Teil der Gesellschaft und wurden unter den Augen der Berliner Bevölkerung abtransportiert und ausgelöscht. Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Die Stolpersteine bringen ihre Namen zurück an den Ort, den sie im Juni 1943 nicht freiwillig verlassen haben.