Elfriede Schaumann geb. Topp

Verlegeort
Talberger Str. 10 i
Bezirk/Ortsteil
Britz
Verlegedatum
28. August 2021
Geboren
19. Mai 1915 in Malchin
Beruf
Stenotypistin, Chemotechnikerin
Verhaftet
10. September 1942 im Polizeigefängnis am Alexanderplatz
Flucht in den Tod
14. September 1942 im Polizeigefängnis am Alexanderplatz

Elfriede („Friedel“) Schaumann wurde am 19. August 1915 als Tochter des Bauarbeiters Bernhard Topp und der Dienstmagd Mathilde Topp, geb. Vonthien, in Malchin/Mecklenburg-Vorpommern geboren. Noch vor Ende des Ersten Weltkrieges siedelte die Familie 1918 nach Berlin-Neukölln in die Heidelberger Straße 36 um. Hier wuchs Elfriede Topp auf, besuchte die Volksschule und arbeitete anschließend zwei Jahre als Hausangestellte. Von 1931 bis 1934 gehörte sie zum Heer der Arbeitslosen. In dieser Zeit trat sie dem Arbeitersportverein (ASV) „Fichte-Berlin“ bei, in dem sie sich vor allem in der Wandersparte engagierte. Außerdem wurde sie Mitglied der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Wegen ihrer Aktivitäten in dem ab 1933 verbotenen ASV wurde sie 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ von der Nazi-Justiz angeklagt. Diese warf ihr vor, an der Verbreitung von antifaschistischen Schriften beteiligt gewesen zu sein. Das Berliner Kammergericht musste sie jedoch aus Mangel an Beweisen freisprechen.<br />
<br />
In der Folgezeit qualifizierte sich die ungelernte Arbeiterin über Abendkurse zur Stenotypistin, eine Tätigkeit, die sie bis 1941 ausübte. 1936 lernte Elfriede Topp den sieben Jahre älteren Kommunisten Werner Schaumann kennen, der gerade von seiner Frau Hilde geschieden worden war. Elfriede, die nach der Trennung ihrer Eltern bei der Mutter wohnte, zog zu Werner Schaumann in die Talberger Straße 10i. Hier wohnte nicht nur Werner Schaumann zur Untermiete bei der Kommunistin Charlotte Vötter, deren Mann Hans-Georg Vötter 1935 wegen seiner illegalen Tätigkeit als Leitungsmitglied des IAH-Bezirks Berlin-Brandenburg zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, sondern hier traf sich auch eine antifaschistische Gruppe, um jeden Donnerstag Auslandssender zu hören sowie antifaschistisches Material zu lesen und zu diskutieren. Werner Schaumann führte in diesem Rahmen mehrere Schulungsabende zu grundsätzlichen marxistischen Themen, aber auch zur Analyse der aktuellen Lage durch. Der Kreis der Teilnehmenden wurde immer größer, so dass die Abende teilweise in andere Wohnungen verlegt werden mussten, so z. B. zu dem AEG-Arbeiter Karl Kunger nach Friedrichshain in die Krossener Straße 27, wo er mit Hilde Schaumann, der früheren Frau von Werner Schaumann, lebte. <br />
<br />
1940 kehrte Hans-Georg Vötter aus dem Zuchthaus Luckau zurück und die Vötters zogen innerhalb der Hufeisensiedlung um in die Onkel-Bräsig-Straße 111. Inzwischen hatten Elfriede Topp und Werner Schaumann geheiratet. Auf Drängen ihres Mannes begann Elfriede in Abendkursen eine Ausbildung als Chemotechnikerin, ein Beruf, den sie ab April 1941 auch ausübte. Die personelle Zusammensetzung des antifaschistischen Zirkels änderte sich mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. Einige Mitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen, neue kamen hinzu, vor allem aus dem Treptower AEG-Betrieb. Auch zur Gruppe um Herbert Baum, einer jüdisch-kommunistischen Widerstandsgruppe, gab es Kontakt.<br />
<br />
Als die Nationalsozialisten am 22. Juni 1941 den Angriff auf die Sowjetunion begannen, beschloss die Britzer Gruppe den Widerstand nach außen zu tragen. In der Folgezeit wurden zwei Ausgaben der Zeitung „Der Ausweg“ sowie das Flugblatt „An die deutsche Ärzteschaft“ verfasst, vervielfältigt und vertrieben. Darüber hinaus wurden Streuzettel mit antifaschistischen, gegen den Krieg gerichteten Parolen angefertigt. Elfriede übernahm aufgrund ihrer Ausbildung als Stenotypistin einen Teil der Schreibarbeit bei der Erstellung der Materialien.<br />
<br />
Als Mitglieder der Gruppe sich an der Organisierung und Durchführung eines Brandanschlages auf die antisowjetische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten beteiligen wollten, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Werner und Elfriede Schaumann sowie einige weitere Mitglieder kritisierten die Aktion als unverhältnismäßig und selbstmörderisch und kündigten ihre Mitarbeit auf. Nach dem weitgehend wirkungslosen Brandanschlag am 18. Mai 1942 gelang es der Gestapo bereits nach drei Tagen, die unmittelbar Beteiligten zu verhaften. Unter Folter wurden Namen und Kontakte erpresst, so dass die Gestapo mehrere Widerstandsgruppen, u. a. auch die Britzer Gruppe, systematisch aufrollte. Am 10. September 1942 wurde Elfriede Schaumann an ihrem Arbeitsplatz wegen dringenden Verdachts einer staatsfeindlichen Betätigung verhaftet und noch am selben Tag im Polizeigefängnis am Alexanderplatz verhört.<br />
Vier Tage später wählte sie für sich den Tod als Ausweg, um der Folter zu entgehen, die Genossinnen und Genossen zu schützen und ihre menschliche Würde zu bewahren. In ihrem Abschiedsbrief begründete sie ihre Entscheidung. Gerne würde sie noch weiterleben, aber sie ließe mit ihrem Körper nicht machen, was andere wollten.<br />
Ihre Grabstelle ist unbekannt.

Elfriede („Friedel“) Schaumann wurde am 19. August 1915 als Tochter des Bauarbeiters Bernhard Topp und der Dienstmagd Mathilde Topp, geb. Vonthien, in Malchin/Mecklenburg-Vorpommern geboren. Noch vor Ende des Ersten Weltkrieges siedelte die Familie 1918 nach Berlin-Neukölln in die Heidelberger Straße 36 um. Hier wuchs Elfriede Topp auf, besuchte die Volksschule und arbeitete anschließend zwei Jahre als Hausangestellte. Von 1931 bis 1934 gehörte sie zum Heer der Arbeitslosen. In dieser Zeit trat sie dem Arbeitersportverein (ASV) „Fichte-Berlin“ bei, in dem sie sich vor allem in der Wandersparte engagierte. Außerdem wurde sie Mitglied der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Wegen ihrer Aktivitäten in dem ab 1933 verbotenen ASV wurde sie 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ von der Nazi-Justiz angeklagt. Diese warf ihr vor, an der Verbreitung von antifaschistischen Schriften beteiligt gewesen zu sein. Das Berliner Kammergericht musste sie jedoch aus Mangel an Beweisen freisprechen.

In der Folgezeit qualifizierte sich die ungelernte Arbeiterin über Abendkurse zur Stenotypistin, eine Tätigkeit, die sie bis 1941 ausübte. 1936 lernte Elfriede Topp den sieben Jahre älteren Kommunisten Werner Schaumann kennen, der gerade von seiner Frau Hilde geschieden worden war. Elfriede, die nach der Trennung ihrer Eltern bei der Mutter wohnte, zog zu Werner Schaumann in die Talberger Straße 10i. Hier wohnte nicht nur Werner Schaumann zur Untermiete bei der Kommunistin Charlotte Vötter, deren Mann Hans-Georg Vötter 1935 wegen seiner illegalen Tätigkeit als Leitungsmitglied des IAH-Bezirks Berlin-Brandenburg zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, sondern hier traf sich auch eine antifaschistische Gruppe, um jeden Donnerstag Auslandssender zu hören sowie antifaschistisches Material zu lesen und zu diskutieren. Werner Schaumann führte in diesem Rahmen mehrere Schulungsabende zu grundsätzlichen marxistischen Themen, aber auch zur Analyse der aktuellen Lage durch. Der Kreis der Teilnehmenden wurde immer größer, so dass die Abende teilweise in andere Wohnungen verlegt werden mussten, so z. B. zu dem AEG-Arbeiter Karl Kunger nach Friedrichshain in die Krossener Straße 27, wo er mit Hilde Schaumann, der früheren Frau von Werner Schaumann, lebte.

1940 kehrte Hans-Georg Vötter aus dem Zuchthaus Luckau zurück und die Vötters zogen innerhalb der Hufeisensiedlung um in die Onkel-Bräsig-Straße 111. Inzwischen hatten Elfriede Topp und Werner Schaumann geheiratet. Auf Drängen ihres Mannes begann Elfriede in Abendkursen eine Ausbildung als Chemotechnikerin, ein Beruf, den sie ab April 1941 auch ausübte. Die personelle Zusammensetzung des antifaschistischen Zirkels änderte sich mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. Einige Mitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen, neue kamen hinzu, vor allem aus dem Treptower AEG-Betrieb. Auch zur Gruppe um Herbert Baum, einer jüdisch-kommunistischen Widerstandsgruppe, gab es Kontakt.

Als die Nationalsozialisten am 22. Juni 1941 den Angriff auf die Sowjetunion begannen, beschloss die Britzer Gruppe den Widerstand nach außen zu tragen. In der Folgezeit wurden zwei Ausgaben der Zeitung „Der Ausweg“ sowie das Flugblatt „An die deutsche Ärzteschaft“ verfasst, vervielfältigt und vertrieben. Darüber hinaus wurden Streuzettel mit antifaschistischen, gegen den Krieg gerichteten Parolen angefertigt. Elfriede übernahm aufgrund ihrer Ausbildung als Stenotypistin einen Teil der Schreibarbeit bei der Erstellung der Materialien.

Als Mitglieder der Gruppe sich an der Organisierung und Durchführung eines Brandanschlages auf die antisowjetische Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten beteiligen wollten, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Werner und Elfriede Schaumann sowie einige weitere Mitglieder kritisierten die Aktion als unverhältnismäßig und selbstmörderisch und kündigten ihre Mitarbeit auf. Nach dem weitgehend wirkungslosen Brandanschlag am 18. Mai 1942 gelang es der Gestapo bereits nach drei Tagen, die unmittelbar Beteiligten zu verhaften. Unter Folter wurden Namen und Kontakte erpresst, so dass die Gestapo mehrere Widerstandsgruppen, u. a. auch die Britzer Gruppe, systematisch aufrollte. Am 10. September 1942 wurde Elfriede Schaumann an ihrem Arbeitsplatz wegen dringenden Verdachts einer staatsfeindlichen Betätigung verhaftet und noch am selben Tag im Polizeigefängnis am Alexanderplatz verhört.
Vier Tage später wählte sie für sich den Tod als Ausweg, um der Folter zu entgehen, die Genossinnen und Genossen zu schützen und ihre menschliche Würde zu bewahren. In ihrem Abschiedsbrief begründete sie ihre Entscheidung. Gerne würde sie noch weiterleben, aber sie ließe mit ihrem Körper nicht machen, was andere wollten.
Ihre Grabstelle ist unbekannt.