Werner Schaumann

Verlegeort
Talberger Str. 10 i
Bezirk/Ortsteil
Britz
Verlegedatum
28. August 2021
Geboren
02. Februar 1908 in Berlin
Beruf
Bauführer
Verhaftet
23. Mai 1942 im Polizeigefängnis am Alexanderplatz
Hingerichtet
11. Mai 1943 in Plötzensee

Werner Ludwig Martin Franz Schaumann wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Sein Vater besaß eine Samenhandlung, die Werner nach dem Willen des Vaters übernehmen sollte. So trat Werner nach seiner Schulzeit, die er mit dem Abschluss eines Realgymnasiums beendete, nicht das Studium an einer pädagogischen Hochschule an, um seinen Berufswunsch als Lehrer zu erfüllen, sondern erlernte gezwungenermaßen den Beruf des Gärtners. 1931 entschloss sich Werner gegen den Willen seines Vaters, aber mit Unterstützung seiner Mutter, ein naturwissenschaftliches Studium an der Friedrich-Wilhelms-Universität aufzunehmen, das er allerdings 1935 aus finanziellen Gründen abbrechen musste. Der Vater hatte ihm jegliche Unterstützung verweigert. In der Folgezeit arbeitete Werner bis zu seiner Verhaftung am 23. Mai 1942 bei der Berliner Baugenossenschaft, zunächst als Arbeiter. Später bildete er sich über den Besuch einer Abendschule zum Techniker fort und wurde schließlich zum Bauführer befördert.<br />
<br />
Aus Protesthaltung gegenüber dem nationalkonservativen Vater besuchte Werner noch während der Lehrzeit Kurse der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH) und ließ sich dort für die Internationale Arbeiterhilfe (IAH) anwerben. Hier lernte er seine erste Frau Hilde Bäcker kennen, die er 1932 heiratete und mit der er in Friedrichshain in der Grünberger Straße 85 eine Wohnung bezog. Im selben Jahr traten beide in die KPD ein. Werner übernahm in Friedrichshain nicht nur die Leitung einer Gruppe der „Roten Jungpioniere“, der Kinderorganisation der KPD, sondern engagierte sich auch in der MASCH als Leiter von Kursen über marxistische Philosophie und Ökonomie. Als die IAH 1932 eine Kampagne zur Unterstützung des BVG-Streiks in Berlin durchführte, wurde Werner Schaumann zu einer Geldstrafe von 20 RM wegen unerlaubter öffentlicher Sammeltätigkeit verurteilt.<br />
<br />
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten war die Fortsetzung dieser öffentlichen politischen Arbeit nicht mehr möglich. Werner und Hilde organisierten im Rahmen der illegal arbeitenden IAH im Bezirk Friedrichshain Spendensammlungen zur Unterstützung von verfolgten Genoss*innen und deren Familienangehörigen. Die illegale Arbeit und mehrere Hausdurchsuchungen durch die Gestapo zehrten an den Nerven der beiden Eheleute. Als Hilde für ein Jahr 1935 nach Prag zu einer Parteischulung geschickt wurde, kam es zur Trennung und ein Jahr später erfolgte die offizielle Scheidung. Werner Schaumann entschloss sich zu einem Wohnungswechsel und zog nach Britz in die Talberger Straße 10i zu der Kommunistin Charlotte Vötter. Ihr Mann Hans-Georg Vötter war wegen seiner Aktivitäten als Leitungsmitglied des IAH-Bezirks Berlin-Brandenburg im Sommer 1935 von der Gestapo verhaftet und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die Wohnung war Treffpunkt einer Gruppe von Widerstandskämpfer*innen, die nicht nur ausländische Sender hörten und in politischen Diskussionen ihre antifaschistische Haltung bestärkten, sondern auch ihnen vertraut erscheinende frühere Bekannte aus dem Kreis des Kommunistischen Jugendverbands Deutschland (KJVD) und der IAH zu den Abenden einluden. Werner Schaumann beteiligte sich an den Gruppenabenden und begann seine Erfahrungen aus der MASCH einzubringen. Die Abende wurden nun durch einen regelmäßigen Schulungsteil ergänzt. Durch die personelle Erweiterung der Gruppe kam diese in Kontakt mit anderen Widerstandszirkeln und Werner wurde eingeladen, auch bei deren Zusammenkünften Schulungen zu aktuellen Veröffentlichungen der illegalen KPD, aber auch zu Werken marxistischer Klassiker durchzuführen.<br />
<br />
Aus konspirativen Überlegungen vermied es die Britzer Gruppe mit Material an die Öffentlichkeit zu treten. Auch wenn diese Einstellung nicht bei allen Mitgliedern ungeteilte Zustimmung fand, so fügten sie sich dennoch angesichts der Gestapoerfolge bei der Zerschlagung antifaschistischer Gruppen der Übereinkunft. Der Einflussbereich sollte auf dem Weg von vorsichtigen Gesprächen mit als antifaschistisch eingeschätzten Personen erweitert werden. Bestätigte sich deren Einstellung, sollte die Gruppe durch deren Einbeziehung erweitert und stabilisiert werden.<br />
Bei diesen Treffen lernte Werner Schaumann auch Elfriede Topp näher kennen, eine Genossin, die sich in der Vergangenheit in der IAH und dem Arbeitersportverein „Fichte“ an der illegalen Arbeit gegen die Nazis beteiligt hatte.<br />
<br />
Sie zog zu ihm in die Talberger Straße 10i und 1938 heirateten sie. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verließen einige der jüngeren Mitglieder die Gruppe, da sie zum Wehrdienst eingezogen wurden. Als 1940 Hans-Georg Vötter aus der Haft entlassen wurde, zog Familie Vötter in ein Reihenhaus in der Onkel-Bräsig-Straße 111 um. Da Vötter polizeilich überwacht wurde, verlegte Werner Schaumann die Gruppenabende in die Wohnung seiner ersten Ehefrau Hilde, die inzwischen mit Karl Kunger zusammenlebte, dem Leiter der KPD-Betriebszelle bei der AEG in Treptow. Ab 1941 fanden die Gruppentreffen dann in dem Haus der Vötters statt.<br />
Die Situation änderte sich im Juni 1941 grundlegend. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion kam bei vielen Kommunist*innen die Überzeugung auf, dass man nun an der Seite der Roten Armee das „Vaterland aller Werktätigen“ an allen Fronten verteidigen müsse, also auch im faschistischen Deutschland. Auch in der Britzer Gruppe wurde die Debatte geführt, dass es nicht mehr ausreiche, in kleinen Gruppen unauffällig zu arbeiten und den Einfluss langsam und vorsichtig zu erweitern. Die Verbindung zu anderen bekannten Gruppen sollte intensiviert und eine stärkere Öffentlichkeit bei den Aktivitäten hergestellt werden. Es wurde beschlossen, neben den bisherigen Verbindungen zu der Widerstandsgruppe in den Treptower AEG-Werken weitere Verbindungen aufzunehmen bzw. zu intensivieren, u. a. auch zur Gruppe um Herbert Baum, die aufgrund ihres hohen jüdischen Mitgliederanteils eine Sonderstellung – auch hinsichtlich der Kontaktaufnahme – innerhalb des kommunistischen Widerstandsgeflechts einnahm.<br />
<br />
Bestärkt wurden die Befürworter*innen eines offensiveren Vorgehens gegen die Nazi-Herrschaft durch eine in vielen kommunistischen Gruppen zirkulierende 19-seitige Schrift mit dem Titel „Organisiert den revolutionären Massenkampf gegen Faschismus und imperialistischen Krieg“. Das Papier, dessen Urheber nicht bekannt sind, vermittelte den Charakter eine Orientierung für den kommunistischen Widerstand nach dem Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion und machte die Organisierung des antifaschistischen Widerstandes in Deutschland zum entscheidenden Kettenglied. Alle Kräfte seien auf die Revolutionierung der deutschen Arbeiterklasse zu richten. Die Gruppe begann Streuzettel zu entwerfen und zu drucken, in denen die Folgen des Krieges für die Bevölkerung thematisiert wurden. Eine Zeitung für die Frontsoldaten mit ähnlicher Zielsetzung wurde beschlossen, die auch in Zusammenarbeit mit anderen Widerstandsgruppen in zwei Ausgaben im November und Dezember 1941 erstellt und per Feldpost an Soldaten der Ostfront verschickt wurden. Schließlich wurde ein Flugblatt an Berliner Ärzte ausgearbeitet und in Briefen direkt an die einzelnen Adressen verschickt. Darin wurde die sich durch den Krieg ständig verschlechternde medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung hingewiesen, die eine verantwortungsbewusste ärztliche Tätigkeit immer mehr einschränke. Werner Schaumann arbeitete an einigen der veröffentlichten Texte mit, obwohl er gegenüber diesem offensiven Vorgehen erhebliche Bedenken hatte. Die Ausweitung der Aktivitäten bargen für ihn fast zwangsläufige Verletzungen von konspirativen Regeln.<br />
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Zum Bruch in der Gruppe führte dann der Vorschlag, mithilfe eines Brandanschlages die antisowjetische Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten zu zerstören und damit die Existenz einer inneren Front gegen Krieg und Nazi-Herrschaft öffentlich zu dokumentieren. Werner Schaumann konnte sich jedoch mit seiner Auffassung nicht durchsetzen, diese Aktion komme einer Selbstzerstörung der Gruppe gleich. Während er sich gemeinsam mit seiner Frau und zwei weiteren Mitgliedern, dem Ehepaar Günther und Helene Schulz, aus der Arbeit der Gruppe zurückzog und sie einen eigenen Zirkel bildeten, hielten sich andere zwar von der Aktion selber fern, wollten aber die Gruppe nicht verlassen. Gemeinsam mit Mitgliedern der Widerstandsgruppe um Herbert Baum beteiligten sich fünf Mitglieder der Britzer Gruppe an der Vorbereitung und Durchführung des Anschlags. Obwohl der Brandanschlag am 18. Mai 1942 nahezu wirkungslos blieb und es den Nazis gelang, durch eine Nachrichtensperre auch den Propagandaeffekt zu verhindern, hatte er für die Widerstandsgruppen furchtbare Folgen. Bereits vier Tage nach dem Anschlag wurden die direkt Beteiligten von der Gestapo gefasst. Mit Hilfe von Drohungen und Foltermaßnahmen presste die Gestapo aus den Gefangenen Namen, Verbindungen und Kontaktorte heraus. Es folgten Verhaftungen und Verhöre, die neue Verhaftungen nach sich zogen, bis in den September hinein. Werner Schaumann wurde am 23. Mai 1942 und nach „verschärften“ Vernehmungen vom Volksgerichtshof am 5. Februar 1943 wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt und am 11. Mai 1943 in der Strafanstalt Plötzensee hingerichtet.

Werner Ludwig Martin Franz Schaumann wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Sein Vater besaß eine Samenhandlung, die Werner nach dem Willen des Vaters übernehmen sollte. So trat Werner nach seiner Schulzeit, die er mit dem Abschluss eines Realgymnasiums beendete, nicht das Studium an einer pädagogischen Hochschule an, um seinen Berufswunsch als Lehrer zu erfüllen, sondern erlernte gezwungenermaßen den Beruf des Gärtners. 1931 entschloss sich Werner gegen den Willen seines Vaters, aber mit Unterstützung seiner Mutter, ein naturwissenschaftliches Studium an der Friedrich-Wilhelms-Universität aufzunehmen, das er allerdings 1935 aus finanziellen Gründen abbrechen musste. Der Vater hatte ihm jegliche Unterstützung verweigert. In der Folgezeit arbeitete Werner bis zu seiner Verhaftung am 23. Mai 1942 bei der Berliner Baugenossenschaft, zunächst als Arbeiter. Später bildete er sich über den Besuch einer Abendschule zum Techniker fort und wurde schließlich zum Bauführer befördert.

Aus Protesthaltung gegenüber dem nationalkonservativen Vater besuchte Werner noch während der Lehrzeit Kurse der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH) und ließ sich dort für die Internationale Arbeiterhilfe (IAH) anwerben. Hier lernte er seine erste Frau Hilde Bäcker kennen, die er 1932 heiratete und mit der er in Friedrichshain in der Grünberger Straße 85 eine Wohnung bezog. Im selben Jahr traten beide in die KPD ein. Werner übernahm in Friedrichshain nicht nur die Leitung einer Gruppe der „Roten Jungpioniere“, der Kinderorganisation der KPD, sondern engagierte sich auch in der MASCH als Leiter von Kursen über marxistische Philosophie und Ökonomie. Als die IAH 1932 eine Kampagne zur Unterstützung des BVG-Streiks in Berlin durchführte, wurde Werner Schaumann zu einer Geldstrafe von 20 RM wegen unerlaubter öffentlicher Sammeltätigkeit verurteilt.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten war die Fortsetzung dieser öffentlichen politischen Arbeit nicht mehr möglich. Werner und Hilde organisierten im Rahmen der illegal arbeitenden IAH im Bezirk Friedrichshain Spendensammlungen zur Unterstützung von verfolgten Genoss*innen und deren Familienangehörigen. Die illegale Arbeit und mehrere Hausdurchsuchungen durch die Gestapo zehrten an den Nerven der beiden Eheleute. Als Hilde für ein Jahr 1935 nach Prag zu einer Parteischulung geschickt wurde, kam es zur Trennung und ein Jahr später erfolgte die offizielle Scheidung. Werner Schaumann entschloss sich zu einem Wohnungswechsel und zog nach Britz in die Talberger Straße 10i zu der Kommunistin Charlotte Vötter. Ihr Mann Hans-Georg Vötter war wegen seiner Aktivitäten als Leitungsmitglied des IAH-Bezirks Berlin-Brandenburg im Sommer 1935 von der Gestapo verhaftet und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die Wohnung war Treffpunkt einer Gruppe von Widerstandskämpfer*innen, die nicht nur ausländische Sender hörten und in politischen Diskussionen ihre antifaschistische Haltung bestärkten, sondern auch ihnen vertraut erscheinende frühere Bekannte aus dem Kreis des Kommunistischen Jugendverbands Deutschland (KJVD) und der IAH zu den Abenden einluden. Werner Schaumann beteiligte sich an den Gruppenabenden und begann seine Erfahrungen aus der MASCH einzubringen. Die Abende wurden nun durch einen regelmäßigen Schulungsteil ergänzt. Durch die personelle Erweiterung der Gruppe kam diese in Kontakt mit anderen Widerstandszirkeln und Werner wurde eingeladen, auch bei deren Zusammenkünften Schulungen zu aktuellen Veröffentlichungen der illegalen KPD, aber auch zu Werken marxistischer Klassiker durchzuführen.

Aus konspirativen Überlegungen vermied es die Britzer Gruppe mit Material an die Öffentlichkeit zu treten. Auch wenn diese Einstellung nicht bei allen Mitgliedern ungeteilte Zustimmung fand, so fügten sie sich dennoch angesichts der Gestapoerfolge bei der Zerschlagung antifaschistischer Gruppen der Übereinkunft. Der Einflussbereich sollte auf dem Weg von vorsichtigen Gesprächen mit als antifaschistisch eingeschätzten Personen erweitert werden. Bestätigte sich deren Einstellung, sollte die Gruppe durch deren Einbeziehung erweitert und stabilisiert werden.
Bei diesen Treffen lernte Werner Schaumann auch Elfriede Topp näher kennen, eine Genossin, die sich in der Vergangenheit in der IAH und dem Arbeitersportverein „Fichte“ an der illegalen Arbeit gegen die Nazis beteiligt hatte.

Sie zog zu ihm in die Talberger Straße 10i und 1938 heirateten sie. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verließen einige der jüngeren Mitglieder die Gruppe, da sie zum Wehrdienst eingezogen wurden. Als 1940 Hans-Georg Vötter aus der Haft entlassen wurde, zog Familie Vötter in ein Reihenhaus in der Onkel-Bräsig-Straße 111 um. Da Vötter polizeilich überwacht wurde, verlegte Werner Schaumann die Gruppenabende in die Wohnung seiner ersten Ehefrau Hilde, die inzwischen mit Karl Kunger zusammenlebte, dem Leiter der KPD-Betriebszelle bei der AEG in Treptow. Ab 1941 fanden die Gruppentreffen dann in dem Haus der Vötters statt.
Die Situation änderte sich im Juni 1941 grundlegend. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion kam bei vielen Kommunist*innen die Überzeugung auf, dass man nun an der Seite der Roten Armee das „Vaterland aller Werktätigen“ an allen Fronten verteidigen müsse, also auch im faschistischen Deutschland. Auch in der Britzer Gruppe wurde die Debatte geführt, dass es nicht mehr ausreiche, in kleinen Gruppen unauffällig zu arbeiten und den Einfluss langsam und vorsichtig zu erweitern. Die Verbindung zu anderen bekannten Gruppen sollte intensiviert und eine stärkere Öffentlichkeit bei den Aktivitäten hergestellt werden. Es wurde beschlossen, neben den bisherigen Verbindungen zu der Widerstandsgruppe in den Treptower AEG-Werken weitere Verbindungen aufzunehmen bzw. zu intensivieren, u. a. auch zur Gruppe um Herbert Baum, die aufgrund ihres hohen jüdischen Mitgliederanteils eine Sonderstellung – auch hinsichtlich der Kontaktaufnahme – innerhalb des kommunistischen Widerstandsgeflechts einnahm.

Bestärkt wurden die Befürworter*innen eines offensiveren Vorgehens gegen die Nazi-Herrschaft durch eine in vielen kommunistischen Gruppen zirkulierende 19-seitige Schrift mit dem Titel „Organisiert den revolutionären Massenkampf gegen Faschismus und imperialistischen Krieg“. Das Papier, dessen Urheber nicht bekannt sind, vermittelte den Charakter eine Orientierung für den kommunistischen Widerstand nach dem Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion und machte die Organisierung des antifaschistischen Widerstandes in Deutschland zum entscheidenden Kettenglied. Alle Kräfte seien auf die Revolutionierung der deutschen Arbeiterklasse zu richten. Die Gruppe begann Streuzettel zu entwerfen und zu drucken, in denen die Folgen des Krieges für die Bevölkerung thematisiert wurden. Eine Zeitung für die Frontsoldaten mit ähnlicher Zielsetzung wurde beschlossen, die auch in Zusammenarbeit mit anderen Widerstandsgruppen in zwei Ausgaben im November und Dezember 1941 erstellt und per Feldpost an Soldaten der Ostfront verschickt wurden. Schließlich wurde ein Flugblatt an Berliner Ärzte ausgearbeitet und in Briefen direkt an die einzelnen Adressen verschickt. Darin wurde die sich durch den Krieg ständig verschlechternde medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung hingewiesen, die eine verantwortungsbewusste ärztliche Tätigkeit immer mehr einschränke. Werner Schaumann arbeitete an einigen der veröffentlichten Texte mit, obwohl er gegenüber diesem offensiven Vorgehen erhebliche Bedenken hatte. Die Ausweitung der Aktivitäten bargen für ihn fast zwangsläufige Verletzungen von konspirativen Regeln.

Zum Bruch in der Gruppe führte dann der Vorschlag, mithilfe eines Brandanschlages die antisowjetische Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten zu zerstören und damit die Existenz einer inneren Front gegen Krieg und Nazi-Herrschaft öffentlich zu dokumentieren. Werner Schaumann konnte sich jedoch mit seiner Auffassung nicht durchsetzen, diese Aktion komme einer Selbstzerstörung der Gruppe gleich. Während er sich gemeinsam mit seiner Frau und zwei weiteren Mitgliedern, dem Ehepaar Günther und Helene Schulz, aus der Arbeit der Gruppe zurückzog und sie einen eigenen Zirkel bildeten, hielten sich andere zwar von der Aktion selber fern, wollten aber die Gruppe nicht verlassen. Gemeinsam mit Mitgliedern der Widerstandsgruppe um Herbert Baum beteiligten sich fünf Mitglieder der Britzer Gruppe an der Vorbereitung und Durchführung des Anschlags. Obwohl der Brandanschlag am 18. Mai 1942 nahezu wirkungslos blieb und es den Nazis gelang, durch eine Nachrichtensperre auch den Propagandaeffekt zu verhindern, hatte er für die Widerstandsgruppen furchtbare Folgen. Bereits vier Tage nach dem Anschlag wurden die direkt Beteiligten von der Gestapo gefasst. Mit Hilfe von Drohungen und Foltermaßnahmen presste die Gestapo aus den Gefangenen Namen, Verbindungen und Kontaktorte heraus. Es folgten Verhaftungen und Verhöre, die neue Verhaftungen nach sich zogen, bis in den September hinein. Werner Schaumann wurde am 23. Mai 1942 und nach „verschärften“ Vernehmungen vom Volksgerichtshof am 5. Februar 1943 wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode verurteilt und am 11. Mai 1943 in der Strafanstalt Plötzensee hingerichtet.