Dr. Philipp Salomon

Verlegeort
Württembergallee 8
Bezirk/Ortsteil
Westend
Verlegedatum
08. November 2021
Geboren
10. Februar 1867 in Landsberg an der Warthe (Brandenburg) / Gorzów Wielkopolski
Tot
24. April 1941 in Berlin

Dr. Philipp Isidor Salomon wurde am 10. Februar 1867 in Landsberg an der Warthe ( Gorzow Wielkopolski) in Brandenburg geboren. Seine Eltern waren Marie Salomon, geb. Treuherz Rosenbaum (ca. 1829-1897) aus Crossen/Oder (Krozno Odrzanskie) in Brandenburg und Nathan Salomon (1823-1910) aus Pollnow (Polanow) in Pommern, Inhaber eines Lederwarengeschäfts. 

Philipp Salomon machte sein Abitur am Gymnasium in Landsberg und war der erste aus seiner Familie, der eine Universität besuchte; er studierte Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin zwischen 1885 und 1888. An dieser Universität erwarb er auch 1889 seinen Doktortitel mit einer Dissertation unter dem Titel „Das Wesen des befristeten (auf einen dies a quo gestellten) Rechtsgeschäftes“.

Nachdem er 1888 sein erstes juristisches Examen am Kammergericht in Berlin abgelegt hatte, absolvierte er sein Referendariat an den Amtsgerichten in Crossen und Driesen (Drezdenko) sowie am Landgericht in Landsberg.

1893 wurde er zum Gerichtsassessor, dann zum Rechtsanwalt am Kammergericht in Berlin ernannt und 1912 nach 19 Dienstjahren zum Justizrat. Seine Kanzlei befand sich ab 1915 in der Lützowstraße 67, südlich des Tiergartens.

Am 18. April 1922 heiratete Philipp Salomon in Berlin Toni Bertha Oberndörffer (Nathanblut), geb. Stadthagen, die Tochter von Agnes Stadthagen, geb. Jacobi, (1864-1938) und dem Justizrat Dr. Julius Stadthagen (1855-1912). Er zog in die Erdgeschoss-Wohnung seiner Frau in der Hölderlinstraße 10 (Berlin Westend) ein, wo auch der Sohn seiner Frau aus einer früheren Ehe, Arnold Oberndörffer (1914-1937), lebte. Seine Kanzlei führte er in der Lützowstraße fort. Die Familie lebte in dem gleichen Viertel von Berlin wie Toni Salomons Schwester Lilli Rehfisch (1891-1941) und Paul Stadthagen (1893-1943) und deren Familien. Philipp Salomons Schwiegermutter Agnes Stadthagen lebte in einer Wohnung im ersten Stock über ihnen.

Philipp und Toni Salomons Tochter Eva-Marie Salomon (1924-1942) wurde am 18. September 1924 geboren. Sie hatte Lernbehinderungen, und daher verbrachte sie Teile ihres Lebens in Wohnheimen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Philipp Salomon unterhielt herzliche Beziehungen zur Familie seiner Frau, beriet sie in Rechtsfragen und trat als versierter Pianist bei Familienfeiern auf. Er war auch ein leidenschaftlicher Schachspieler wie viele seiner Anwaltskollegen, die zwischen den Prozessen Schach spielten, wenn sie im Raum der Rechtsanwälte im Gericht warteten. Philipp Salomon wirkte aktiv im „Gesamtarchiv der deutschen Juden“ (heute Centrum Judaicum) mit und war 1926 Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung.

Philipp Salomon teilte seine Kanzlei in der Lützowstraße mit seinem Neffen Paul Salomon (1887-1943), einem Rechtsanwalt bei den Landgerichten in Berlin, der aus Schivelbein (Swidwin) in Pommern stammte. Während des 1. Weltkrieges hatte Paul Salomon als Kompaniechef im Bayrischen 6. Reserve-Infanterie-Regiment gedient und das Eiserne Kreuz 2. Klasse sowie die Bayrische Militär-Verdienstmedaille erhalten. Am ersten Tag der Schlacht an der Somme 1916 wurde Paul Salomon als Kommandeur seiner Kompanie gefangen genommen und verbrachte die restliche Zeit des Krieges als Gefangener in Toulouse.

Nachdem 1933 Hitler an die Macht gekommen war und die antisemitische Gesetzgebung eingeführt worden war, musste Philipp Salomon wie alle Anwälte jüdischer Herkunft erneut die Aufnahme in die Anwaltskammer beantragen. Als sog. „Altanwalt“ (Anwalt seit vor 1914) durfte er weiterhin als Anwalt praktizieren, allerdings mit Einschränkungen. Als Notar durfte er nach 1934 nicht länger tätig sein. Sein Stiefsohn Arnold Oberndörffer emigrierte in die Niederlande, weil er keinen Studienplatz erhalten konnte, da die Zahl der Studenten jüdischer Herkunft auf einen festen Prozentsatz begrenzt wurde. Er kehrte nach einer Krankheit nach Deutschland zurück, um sich in einem Sanatorium in Niederschlesien zu erholen, wo er allerdings 1937 verstarb.

1938 zogen Philipp und Toni Salomon mit ihrer Tochter in die Württembergallee 8. Im November dieses Jahres wurde Philipp Salomon aus der Anwaltskammer ausgeschlossen und durfte nur noch als Vermögensverwalter tätig sein, nachdem ein allgemeines Berufsverbot für Anwälte jüdischer Herkunft in Kraft getreten war. Seine Schwester, sowie viele seiner Neffen und Nichten, emigrierten nach Palästina, Brasilien und Großbritannien und auch Philipp Salomon plante mit seiner Frau und seiner Tochter, nach Palästina zu emigrieren. Doch angesichts der besonderen Bedürfnisse seiner Tochter und seiner zunehmenden Erkrankung waren sie dazu nicht in der Lage.

Philipp Salomon starb am 27. April 1941 an Herzversagen zu Hause und seine Asche wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee in Berlin beigesetzt.

Im folgenden Jahr wurden Philipp Salomons Frau Toni Salomon und ihre Tochter Eva-Marie gezwungen, umzuziehen in ein Haus in der Maikowskistraße (Zillestraße) 107, das wahrscheinlich für Juden bestimmt war. Toni Salomon und Eva-Marie Salomon wurden am 11. Juli 1942 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie ermordet wurden. Philipp Salomons Nichte Käthe Meyersohn, geb. Salomon, (1889-1942), ihr Ehemann Dr. Siegbert Meyersohn (1886-1942) und deren Tochter Eva Meyersohn (1921-1942) wurden am 14. Dezember 1942 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie ermordet wurden. Philipp Salomons Neffe Paul Salomon wurde am 2. März 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau deportiert, wo er ermordet wurde. Philipp Salomons Neffe Dr. Ernst Simon (1888-1943) wurde am 17. Mai 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er ermordet wurde.