James Jakob Holländer

Verlegeort
Altonaer Straße / Bartningallee
Historischer Name
Altonaer Straße 6
Bezirk/Ortsteil
Hansaviertel
Verlegedatum
08. November 2022
Geboren
22. Oktober 1904 in Berlin
Beruf
Kaufmann
Flucht
1939 Niederlande
Interniert
08. April 1941 bis 01. Februar 1944 in Westerbork
Deportation
am 01. Februar 1944 nach Bergen-Belsen
Verstorben an den Folgen von Haft und Folter
25. April 1945 in Tröbitz (Brandenburg)

James wurde 1904 als Sohn von Rechel und Mendel Holländer Junior geboren. Sein Vater hatte in Berlin einen Eierhandel. James arbeitete in der Immobilienbranche. Er heiratete Anny Weissberg aus Köln und am 11. Juni 1935 wurde ihre gemeinsame Tochter Rachel geboren.

Am 1. Dezember 1938 kam der Sohn Samuel in Berlin auf die Welt. Entsetzt über die Ereignisse der Reichspogromnacht beschlossen Anny und James, einen sichereren Ort für ihre Kinder zu suchen. Rachel wurde zu einer Pflegefamilie in die Niederlande geschickt und drei Wochen nach Samuels Geburt ging Anny mit ihm ebenfalls dorthin.

James blieb in Berlin. Gegen Ende des Jahres 1939 sollte James verhaftet werden. Die Gestapo stand bereits vor seiner Tür, um ihn mitzunehmen. Er sagte den Männern, dass er einen Koffer packen würde und rannte durch die Hintertür davon.

Er versuchte, in die Niederlande einzureisen, wurde aber verhaftet, weil er keine deutsche Staatsbürgerschaft besaß. Im Gefängnis traf er weitere jüdische Menschen in einer ähnlichen Situation. Nach einiger Zeit gelang es James, aus dem Gefängnis auszubrechen und nach Antwerpen, Belgien, zu fliehen. Er blieb in Antwerpen, bis die Nazis Belgien überfielen. Im Mai 1940 reiste er illegal in die ebenfalls bereits von den Nazis besetzten Niederlande ein und schloss sich Anny und den Kindern in Leeuwarden an.

James, der illegal war, konnte nicht arbeiten, also verbrachte er die meiste Zeit in der öffentlichen Bibliothek. Eines Tages wurde ihm in der Bibliothek seine Brieftasche gestohlen. Nachdem die Brieftasche geleert worden war, warfen die Diebe sie weg. Die Polizei fand die Brieftasche, verhaftete James und brachte ihn in das Durchgangslager der Polizei in Westerbork im Nordosten der Niederlande. Von Mitte der 1940er Jahre bis Juli 1942 war James zusammen mit anderen deutschen Juden in Westerbork eingesperrt.

Im Juli 1942 beschlossen die Nazis, Westerbork als Durchgangslager zu nutzen – niederländische Juden sollten in das Lager transportiert werden, einige Tage bis einige Monate dort verbringen und dann in die Vernichtungslager im Osten gebracht werden. Die deutschen Juden, die sich bereits im Lager befanden, wurden von den Nazis eingesetzt, um das Lager zu verwalten und den Transport niederländischer Juden zu organisieren.

Im Juli 1942 schlossen sich Anny und die Kinder James in Westerbork an. Sie durften zusammenleben und beide arbeiteten im Lager.

Anny, James und die Kinder blieben in Westerbork, bis sie im Februar 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt wurden. Sie wurden in das sogenannte "Sternlager" gebracht, wo die Gefangenen Zivilkleidung mit aufgenähten gelben Sternen anstelle der Lageruniform tragen konnten. Im "Sternlager" waren Jüdinnen und Juden inhaftiert, für die ein Austausch vorgesehen war. Nur die wenigsten der knapp 4000 Eingesperrten kam tatsächlich so frei.  

Die Bedingungen dort waren sehr hart. Männer und Frauen wurden getrennt und in großen Baracken untergebracht. Das Essen war knapp. Unabhängig vom Wetter mussten die Häftlinge jeden Tag zwischen 4 und 5 Stunden im Freien „Appell“ stehen. Zudem wurden sie zu schweren Arbeiten herangezogen. James musste Holzwurzeln aus dem gefrorenen Boden ausgraben und Anny Schuhe zerlegen. Im Laufe der Zeit breiteten sich Krankheiten im Lager aus. James und Samuel infizierten sich mit Typhus.

Am 10. April 1945, fünf Tage vor der Befreiung von Bergen-Belsen durch die Briten, wurde James, Anny und den Kindern zusammen mit 2500 anderen Gefangenen befohlen, in einen Zug einzusteigen. Ziel: Theresienstadt. Die Fahrt ging über Tage. Wegen alliierter Bombenangriffe musste der Zug, bis er endgültig in der Nähe des Dorfes Tröbitz in Brandenburg zum Stehen kam, immer wieder die Strecke ändern.

Am 23. April befreiten sowjetische Soldaten den Zug. Von den Gefangenen waren bereits 198 an Unterernährung und Krankheiten gestorben. 320 weitere Menschen würden in den Tagen nach der Befreiung ihrer Erschöpfung oder Krankheiten erliegen. Auch James war unter den Toten. 
Er starb am 25. April 1945 im Alter von 40 Jahren in Tröbitz.