Verlegeort
Badstraße 64
Bezirk/Ortsteil
Gesundbrunnen
Verlegedatum
Juni 2003
Geboren
03. Januar 1920 in Herrnstadt / Wąsosz
Deportation
am 19. Oktober 1942
nach
Riga
Ermordet
im Ghetto Riga
Ruth Henriette Ehmann wurde am 3. Januar 1920 in der niederschlesischen Kleinstadt Herrnstadt (dem heutigen Wąsosz in Polen) geboren. Sie war die jüngste Tochter des Kaufmanns Siegfried Ehmann (1874–1926) und seiner Frau Emma, geb. Steinberg (1881–1938). Ihr Vater stammte aus Massow (Meszewo) und hatte ihre Mutter, eine gebürtige Berlinerin, 1901 in der Hauptstadt geheiratet. Dort waren in den folgenden Jahren Ruths ältere Geschwister zur Welt gekommen: Edith (*1902), Felicie, genannt Lizzi (*1903), Herta (*1907) und Charlotte (*1912). 1913/1914 muss die Familie Berlin verlassen haben und nach Herrnstadt gezogen sein, wo im Dezember 1914 Ruths Bruder Ernst geboren wurde und 1920 schließlich Ruth. Über das Elternhaus und die Kindheit von Ruth Ehmann in Herrnstadt und später in Berlin haben sich keine weiteren Informationen erhalten. In der Kleinstadt Herrnstadt war seit der Jahrhundertwende nur eine kleine jüdische Gemeinschaft beheimatet, die nie mehr als 50 Personen überschritt. Größere Gemeinden befanden sich im nahegelegenen Storchnest (Osieczna) und in Lissa, wo es auch jüdische Schulen gab. Ruth kann aber nur kurze Zeit in ihrer Geburtsstadt gelebt haben. Im Jahr 1926 – als Ruth fünf Jahre alt war – verstarb ihr Vater und zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie bereits wieder in Berlin.
Nach ihrem Schulabschluss war Ruth eine Zeitlang als Maschinenarbeiterin tätig. Bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 1940 lebte sie in einer Wohnung in der Altonaer Straße 5 im Tiergarten. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Ruth Ehmann und ihre Familie begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden Ruth, ihre Geschwister und ihre verwitwete Mutter zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Ihren älteren Geschwistern Ernst und Charlotte gelang es Ende der 1930er-Jahre, Deutschland zu verlassen: Charlotte erreichte über England 1938 mit der „S.S. Queen Mary“ die USA; Ernst gelang es, in das britische Mandatsgebiet Palästina einzureisen. Ob auch Ruth Ehmann Pläne verfolgte, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollte sie Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.
Als junge Frau lernte Ruth Mitte der 1930er-Jahre den gebürtigen Berliner Rudolf Hopp kennen. Der Sohn eines Möbelhändlers war fünf Jahre älter als Ruth und in Berlin als Tischler tätig. Am 19. September 1938 bekam das Paar einen Sohn, dem sie den Namen René gaben. Im Januar 1940 heirateten die beiden im Standesamt Mitte und nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Badstraße 64, wo sie zur Untermiete bei Bernhard Barkowski lebten. Am 20. Oktober 1940 kam ihr zweiter Sohn, Joel Abel, zur Welt. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden sowohl Rudolf als auch Ruth Hopp zu Zwangsarbeit herangezogen: Rudolf musste als Tischler in der Möbel- und Kunsttischlerei Otto Gleichmar in der Zossenerstraße 41 in Kreuzberg arbeiten; Ruth war zwangsweise als „Reinemachefrau“ im Goerzwerk von Zeiss Ikon in Zehlendorf eingesetzt. Das Leben war für die Familie im Berlin der 1940er-Jahre zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Hopp wurden im Herbst 1942 in Berlin verhaftet und zusammen mit ihren beiden Söhnen in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort aus wurden sie zusammen mit Rudolfs 56-jähriger Mutter am 19. Oktober 1942 über den Güterbahnhof Putlitzstraße mit dem „21. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert. Zum Zeitpunkt der Deportation waren Ruth und ihr Ehemann 22 und 28 Jahre alt, ihr Sohn René war vier, der kleine Joel Abel wurde zwei, während der Zug sich dem Ghetto näherte. Drei Tage nach Abfahrt, am 22. Oktober 1942, erreichte der Transport das Ghetto Riga. Unmittelbar nach Ankunft in Riga wurden Ruth Hopp und ihre beiden Kinder – wie die überwiegende Mehrheit der 959 Deportierten – im umliegenden Wald von Rumbula erschossen. 81 Männer mit handwerklichen Berufen wurden für Zwangsarbeit in sogenannte Arbeitskommandos selektiert. Es ist nicht bekannt, ob Ruths Ehemann zu diesen zählte oder ob er ebenfalls – was wahrscheinlicher ist – am 22. Oktober 1942 erschossen wurde. In jedem Fall gehörte keines der fünf Familienmitglieder zu den wenigen Überlebenden von Riga.
Ruths Schwester Edith, verheiratete Marcus, wurde mit ihrem Sohn aus erster Ehe Berl Braun (*1940) am 17. März 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort aus am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz, wo beide ermordet wurden. Ihre Schwester Herta, später verheiratete Sela, überlebte die NS-Verfolgung im Exil – genauso wie Charlotte, verheiratete Kranzler, und Ernst Ehmann mit ihren Familien. Ruths Schwester Felicie überlebte die Verfolgung, da sie nach NS-Terminologie in „privilegierter Mischehe“ mit dem SPD-Politiker Otto Bärnreuther lebte. Die beiden lebten nach 1945 in Nürnberg.
Nach ihrem Schulabschluss war Ruth eine Zeitlang als Maschinenarbeiterin tätig. Bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 1940 lebte sie in einer Wohnung in der Altonaer Straße 5 im Tiergarten. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Ruth Ehmann und ihre Familie begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden Ruth, ihre Geschwister und ihre verwitwete Mutter zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Ihren älteren Geschwistern Ernst und Charlotte gelang es Ende der 1930er-Jahre, Deutschland zu verlassen: Charlotte erreichte über England 1938 mit der „S.S. Queen Mary“ die USA; Ernst gelang es, in das britische Mandatsgebiet Palästina einzureisen. Ob auch Ruth Ehmann Pläne verfolgte, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollte sie Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.
Als junge Frau lernte Ruth Mitte der 1930er-Jahre den gebürtigen Berliner Rudolf Hopp kennen. Der Sohn eines Möbelhändlers war fünf Jahre älter als Ruth und in Berlin als Tischler tätig. Am 19. September 1938 bekam das Paar einen Sohn, dem sie den Namen René gaben. Im Januar 1940 heirateten die beiden im Standesamt Mitte und nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Badstraße 64, wo sie zur Untermiete bei Bernhard Barkowski lebten. Am 20. Oktober 1940 kam ihr zweiter Sohn, Joel Abel, zur Welt. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden sowohl Rudolf als auch Ruth Hopp zu Zwangsarbeit herangezogen: Rudolf musste als Tischler in der Möbel- und Kunsttischlerei Otto Gleichmar in der Zossenerstraße 41 in Kreuzberg arbeiten; Ruth war zwangsweise als „Reinemachefrau“ im Goerzwerk von Zeiss Ikon in Zehlendorf eingesetzt. Das Leben war für die Familie im Berlin der 1940er-Jahre zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Hopp wurden im Herbst 1942 in Berlin verhaftet und zusammen mit ihren beiden Söhnen in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort aus wurden sie zusammen mit Rudolfs 56-jähriger Mutter am 19. Oktober 1942 über den Güterbahnhof Putlitzstraße mit dem „21. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert. Zum Zeitpunkt der Deportation waren Ruth und ihr Ehemann 22 und 28 Jahre alt, ihr Sohn René war vier, der kleine Joel Abel wurde zwei, während der Zug sich dem Ghetto näherte. Drei Tage nach Abfahrt, am 22. Oktober 1942, erreichte der Transport das Ghetto Riga. Unmittelbar nach Ankunft in Riga wurden Ruth Hopp und ihre beiden Kinder – wie die überwiegende Mehrheit der 959 Deportierten – im umliegenden Wald von Rumbula erschossen. 81 Männer mit handwerklichen Berufen wurden für Zwangsarbeit in sogenannte Arbeitskommandos selektiert. Es ist nicht bekannt, ob Ruths Ehemann zu diesen zählte oder ob er ebenfalls – was wahrscheinlicher ist – am 22. Oktober 1942 erschossen wurde. In jedem Fall gehörte keines der fünf Familienmitglieder zu den wenigen Überlebenden von Riga.
Ruths Schwester Edith, verheiratete Marcus, wurde mit ihrem Sohn aus erster Ehe Berl Braun (*1940) am 17. März 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort aus am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz, wo beide ermordet wurden. Ihre Schwester Herta, später verheiratete Sela, überlebte die NS-Verfolgung im Exil – genauso wie Charlotte, verheiratete Kranzler, und Ernst Ehmann mit ihren Familien. Ruths Schwester Felicie überlebte die Verfolgung, da sie nach NS-Terminologie in „privilegierter Mischehe“ mit dem SPD-Politiker Otto Bärnreuther lebte. Die beiden lebten nach 1945 in Nürnberg.
Ruth Henriette Ehmann wurde am 3. Januar 1920 in der niederschlesischen Kleinstadt Herrnstadt (dem heutigen Wąsosz in Polen) geboren. Sie war die jüngste Tochter des Kaufmanns Siegfried Ehmann (1874–1926) und seiner Frau Emma, geb. Steinberg (1881–1938). Ihr Vater stammte aus Massow (Meszewo) und hatte ihre Mutter, eine gebürtige Berlinerin, 1901 in der Hauptstadt geheiratet. Dort waren in den folgenden Jahren Ruths ältere Geschwister zur Welt gekommen: Edith (*1902), Felicie, genannt Lizzi (*1903), Herta (*1907) und Charlotte (*1912). 1913/1914 muss die Familie Berlin verlassen haben und nach Herrnstadt gezogen sein, wo im Dezember 1914 Ruths Bruder Ernst geboren wurde und 1920 schließlich Ruth. Über das Elternhaus und die Kindheit von Ruth Ehmann in Herrnstadt und später in Berlin haben sich keine weiteren Informationen erhalten. In der Kleinstadt Herrnstadt war seit der Jahrhundertwende nur eine kleine jüdische Gemeinschaft beheimatet, die nie mehr als 50 Personen überschritt. Größere Gemeinden befanden sich im nahegelegenen Storchnest (Osieczna) und in Lissa, wo es auch jüdische Schulen gab. Ruth kann aber nur kurze Zeit in ihrer Geburtsstadt gelebt haben. Im Jahr 1926 – als Ruth fünf Jahre alt war – verstarb ihr Vater und zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie bereits wieder in Berlin.
Nach ihrem Schulabschluss war Ruth eine Zeitlang als Maschinenarbeiterin tätig. Bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 1940 lebte sie in einer Wohnung in der Altonaer Straße 5 im Tiergarten. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Ruth Ehmann und ihre Familie begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden Ruth, ihre Geschwister und ihre verwitwete Mutter zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Ihren älteren Geschwistern Ernst und Charlotte gelang es Ende der 1930er-Jahre, Deutschland zu verlassen: Charlotte erreichte über England 1938 mit der „S.S. Queen Mary“ die USA; Ernst gelang es, in das britische Mandatsgebiet Palästina einzureisen. Ob auch Ruth Ehmann Pläne verfolgte, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollte sie Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.
Als junge Frau lernte Ruth Mitte der 1930er-Jahre den gebürtigen Berliner Rudolf Hopp kennen. Der Sohn eines Möbelhändlers war fünf Jahre älter als Ruth und in Berlin als Tischler tätig. Am 19. September 1938 bekam das Paar einen Sohn, dem sie den Namen René gaben. Im Januar 1940 heirateten die beiden im Standesamt Mitte und nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Badstraße 64, wo sie zur Untermiete bei Bernhard Barkowski lebten. Am 20. Oktober 1940 kam ihr zweiter Sohn, Joel Abel, zur Welt. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden sowohl Rudolf als auch Ruth Hopp zu Zwangsarbeit herangezogen: Rudolf musste als Tischler in der Möbel- und Kunsttischlerei Otto Gleichmar in der Zossenerstraße 41 in Kreuzberg arbeiten; Ruth war zwangsweise als „Reinemachefrau“ im Goerzwerk von Zeiss Ikon in Zehlendorf eingesetzt. Das Leben war für die Familie im Berlin der 1940er-Jahre zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Hopp wurden im Herbst 1942 in Berlin verhaftet und zusammen mit ihren beiden Söhnen in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort aus wurden sie zusammen mit Rudolfs 56-jähriger Mutter am 19. Oktober 1942 über den Güterbahnhof Putlitzstraße mit dem „21. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert. Zum Zeitpunkt der Deportation waren Ruth und ihr Ehemann 22 und 28 Jahre alt, ihr Sohn René war vier, der kleine Joel Abel wurde zwei, während der Zug sich dem Ghetto näherte. Drei Tage nach Abfahrt, am 22. Oktober 1942, erreichte der Transport das Ghetto Riga. Unmittelbar nach Ankunft in Riga wurden Ruth Hopp und ihre beiden Kinder – wie die überwiegende Mehrheit der 959 Deportierten – im umliegenden Wald von Rumbula erschossen. 81 Männer mit handwerklichen Berufen wurden für Zwangsarbeit in sogenannte Arbeitskommandos selektiert. Es ist nicht bekannt, ob Ruths Ehemann zu diesen zählte oder ob er ebenfalls – was wahrscheinlicher ist – am 22. Oktober 1942 erschossen wurde. In jedem Fall gehörte keines der fünf Familienmitglieder zu den wenigen Überlebenden von Riga.
Ruths Schwester Edith, verheiratete Marcus, wurde mit ihrem Sohn aus erster Ehe Berl Braun (*1940) am 17. März 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort aus am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz, wo beide ermordet wurden. Ihre Schwester Herta, später verheiratete Sela, überlebte die NS-Verfolgung im Exil – genauso wie Charlotte, verheiratete Kranzler, und Ernst Ehmann mit ihren Familien. Ruths Schwester Felicie überlebte die Verfolgung, da sie nach NS-Terminologie in „privilegierter Mischehe“ mit dem SPD-Politiker Otto Bärnreuther lebte. Die beiden lebten nach 1945 in Nürnberg.
Nach ihrem Schulabschluss war Ruth eine Zeitlang als Maschinenarbeiterin tätig. Bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 1940 lebte sie in einer Wohnung in der Altonaer Straße 5 im Tiergarten. Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Ruth Ehmann und ihre Familie begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden Ruth, ihre Geschwister und ihre verwitwete Mutter zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Ihren älteren Geschwistern Ernst und Charlotte gelang es Ende der 1930er-Jahre, Deutschland zu verlassen: Charlotte erreichte über England 1938 mit der „S.S. Queen Mary“ die USA; Ernst gelang es, in das britische Mandatsgebiet Palästina einzureisen. Ob auch Ruth Ehmann Pläne verfolgte, das Land zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollte sie Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.
Als junge Frau lernte Ruth Mitte der 1930er-Jahre den gebürtigen Berliner Rudolf Hopp kennen. Der Sohn eines Möbelhändlers war fünf Jahre älter als Ruth und in Berlin als Tischler tätig. Am 19. September 1938 bekam das Paar einen Sohn, dem sie den Namen René gaben. Im Januar 1940 heirateten die beiden im Standesamt Mitte und nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Badstraße 64, wo sie zur Untermiete bei Bernhard Barkowski lebten. Am 20. Oktober 1940 kam ihr zweiter Sohn, Joel Abel, zur Welt. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden sowohl Rudolf als auch Ruth Hopp zu Zwangsarbeit herangezogen: Rudolf musste als Tischler in der Möbel- und Kunsttischlerei Otto Gleichmar in der Zossenerstraße 41 in Kreuzberg arbeiten; Ruth war zwangsweise als „Reinemachefrau“ im Goerzwerk von Zeiss Ikon in Zehlendorf eingesetzt. Das Leben war für die Familie im Berlin der 1940er-Jahre zum Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Hopp wurden im Herbst 1942 in Berlin verhaftet und zusammen mit ihren beiden Söhnen in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort aus wurden sie zusammen mit Rudolfs 56-jähriger Mutter am 19. Oktober 1942 über den Güterbahnhof Putlitzstraße mit dem „21. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert. Zum Zeitpunkt der Deportation waren Ruth und ihr Ehemann 22 und 28 Jahre alt, ihr Sohn René war vier, der kleine Joel Abel wurde zwei, während der Zug sich dem Ghetto näherte. Drei Tage nach Abfahrt, am 22. Oktober 1942, erreichte der Transport das Ghetto Riga. Unmittelbar nach Ankunft in Riga wurden Ruth Hopp und ihre beiden Kinder – wie die überwiegende Mehrheit der 959 Deportierten – im umliegenden Wald von Rumbula erschossen. 81 Männer mit handwerklichen Berufen wurden für Zwangsarbeit in sogenannte Arbeitskommandos selektiert. Es ist nicht bekannt, ob Ruths Ehemann zu diesen zählte oder ob er ebenfalls – was wahrscheinlicher ist – am 22. Oktober 1942 erschossen wurde. In jedem Fall gehörte keines der fünf Familienmitglieder zu den wenigen Überlebenden von Riga.
Ruths Schwester Edith, verheiratete Marcus, wurde mit ihrem Sohn aus erster Ehe Berl Braun (*1940) am 17. März 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort aus am 16. Mai 1944 weiter in das Vernichtungslager Auschwitz, wo beide ermordet wurden. Ihre Schwester Herta, später verheiratete Sela, überlebte die NS-Verfolgung im Exil – genauso wie Charlotte, verheiratete Kranzler, und Ernst Ehmann mit ihren Familien. Ruths Schwester Felicie überlebte die Verfolgung, da sie nach NS-Terminologie in „privilegierter Mischehe“ mit dem SPD-Politiker Otto Bärnreuther lebte. Die beiden lebten nach 1945 in Nürnberg.