Margarete Carlé geb. Salomon

Verlegeort
Beuthstraße 10
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
22. März 2017
Geboren
22. April 1871 in Berlin
Deportation
am 12. August 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
09. Februar 1943 in Theresienstadt

Margarete Salomon wurde am 22. April 1871 in Berlin geboren. Um 1899 heiratete sie den Mainzer Kaufmann Nathan Moritz Grünstein genannt Carlé (geb. 14. April 1872), mit dem sie offenbar zunächst in Frankfurt am Main wohnte. Hier wurde das erste Kind der Carlés, der Sohn Hans, am 3. Juli 1899 geboren. Die zwei Töchter Charlotte und Alice Carlé erblickten am 22. Februar 1901 bzw. am 7. Juni 1902 in Berlin das Licht der Welt. Die Familie Carlé, die zunächst den Familiennamen Grünstein trug, zog mithin erst um 1900 nach Berlin. Wann der Wechsel des Familiennamens zu Carlé offiziell erfolgte, ist bis heute unklar. Nicht bekannt ist auch, ob sich die Familie dem Judentum verbunden fühlte.<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts wohnte die Familie Carlé unter wechselnden Adressen in Friedrichshain, und offenbar gingen die Geschäfte für Nathan Moritz Carlé nach dem Ersten Weltkrieg besser, sodass die Familie von Friedrichshain in den „Neuen Westen“ unweit des Berliner Tauentzien und der Gedächtniskirche umziehen konnte. (In den späten 1930er Jahren litt die Familie dann wieder unter ökonomischen Schwierigkeiten, weshalb der Umzug in die Gegend um den Spittelmarkt notwendig wurde.)<br />
Ab etwa 1919 wohnten die Carlés in der Rankestraße 25 in Berlin-Wilmersdorf. Nathan Moritz Carlé war zu jener Zeit im Rohproduktehandel tätig und beschäftigte sich mit dem An- und Verkauf von Tuchabfällen. Laut Hanna Loewy, einer Freundin von Hans, Charlotte und Alice Carlé aus Kindertagen, die später in Tel Aviv lebte, hatten die Carlés in der Rankestraße eine luxuriöse größere Wohnung. Sie „war mit guten Bildern, echten Teppichen, Kristall und schweren Möbeln, Klavier etc. eingerichtet.“ Auch nach Aussagen anderer Bekannter gab es hier viele wertvolle Antiquitäten, und offenbar war es vor allem Margarete Salomon, die diese Antiquitäten sammelte und pflegte. Als die Carlés die Wohnung aufgeben mussten, wurden die Einrichtungsgegenstände „zu Schleuderpreisen“ verkauft. Vom Erlös mussten Nathan Moritz und Margarete Carlé zum Teil ihren Lebensunterhalt bestreiten.<br />
Ab 1938 war die Familie Carlé in der Beuthstraße 10 (SW 68) gemeldet. Hier teilten sich die Eltern und ihre zwei Töchter eine 2-Zimmer-Wohnung, die spärlich eingerichtet war. Der Sohn Hans hatte den elterlichen Haushalt schon etliche Jahre zuvor verlassen. Laut einer Erklärung, die Nathan Moritz Carlé als Familienvorstand im Sommer 1942 ausfüllen musste, verfügten die Carlés über kein Vermögen, hatte aber auch keine Schulden. Vermutlich mussten die beiden Töchter Charlotte und Alice, die zu Zwangsarbeiten abkommandiert gewesen sein dürften und zusammen ein wöchentliches Einkommen von 50 RM hatten, die Eltern miternähren. Wo sie arbeiteten, ist aber nicht belegt. Margarete und Nathan Moritz Carlé bezogen keine Rente und waren nicht sozialversichert. Die Inventarliste der Wohnung, die am 14. September 1942 angelegt wurde, führte einige wenige Möbel im Wert von 484 RM auf, darunter ein Buffet, einen Ausziehtisch, vier Stühle, eine Standuhr, einen Teppich, ein Ölbild, einen Armleuchter und einen großen Spiegel.<br />
Margarete und Nathan Moritz Carlé wurden am 12. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier starb Nathan Moritz Carlé am 11. Oktober 1942. Er war 70 Jahre alt geworden. Als Todesursache wurde ein Herzklappenfehler angegeben. Margarete Carlé überlebte ihren Mann nur um vier Monate. Sie verstarb am 9. Februar 1943, ebenfalls in Theresienstadt, im Alter von 71 Jahren. Die offizielle Todesursache lautete Gehirnschlag. Die Töchter Charlotte und Alice Carlé wurden Ende August 1943, ein halbes Jahr nachdem sie untergetaucht waren, in Berlin-Kladow von der Gestapo aufgegriffen und nach einem Verhör am 10. September 1943 mit dem „42. Transport“ nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich umgehend ermordet wurden.<br />
Von der Familie Carlé überlebte nur der älteste Sohn Hans die Shoah. Er hatte sich in den 1920er-Jahren als Schauspieler einen Namen gemacht, verließ Deutschland jedoch schon im Herbst 1933. Nach drei Jahren, die er in den Niederlanden verbrachte, um in einem Werkdorf einen sogenannten Umschichtungskurs zu absolvieren, wanderte er nach Palästina aus. Am 23. Oktober 1936 heiratete er in Rischon leZion bei Tel Aviv die aus Deutschland stammende Frieda Sommer (1905–1998). Da Hans Carlé kein Hebräisch beherrschte und in der Folge seinen Beruf als Schauspieler nicht mehr ausüben konnte, versuchte er, seinen Lebensunterhalt durch wechselnde Tätigkeiten, so etwa als Tischler, zu bestreiten. Hanna Loewy und ihre Schwester Ruth Rosalie, die die Geschwister Carlé seit ihren Kindertagen aus Berlin kannten, teilten 1960 mit, es sei erschütternd gewesen, Hans Carlé in Tel Aviv als Straßenhändler für Würstchen wiederzusehen. Hans Carlé starb am 15. November 1950 im Alter von 51 Jahren an einem Herzleiden. Er wurde auf dem Friedhof Kiryat Shaul in Tel Aviv beigesetzt.

Margarete Salomon wurde am 22. April 1871 in Berlin geboren. Um 1899 heiratete sie den Mainzer Kaufmann Nathan Moritz Grünstein genannt Carlé (geb. 14. April 1872), mit dem sie offenbar zunächst in Frankfurt am Main wohnte. Hier wurde das erste Kind der Carlés, der Sohn Hans, am 3. Juli 1899 geboren. Die zwei Töchter Charlotte und Alice Carlé erblickten am 22. Februar 1901 bzw. am 7. Juni 1902 in Berlin das Licht der Welt. Die Familie Carlé, die zunächst den Familiennamen Grünstein trug, zog mithin erst um 1900 nach Berlin. Wann der Wechsel des Familiennamens zu Carlé offiziell erfolgte, ist bis heute unklar. Nicht bekannt ist auch, ob sich die Familie dem Judentum verbunden fühlte.
Anfang des 20. Jahrhunderts wohnte die Familie Carlé unter wechselnden Adressen in Friedrichshain, und offenbar gingen die Geschäfte für Nathan Moritz Carlé nach dem Ersten Weltkrieg besser, sodass die Familie von Friedrichshain in den „Neuen Westen“ unweit des Berliner Tauentzien und der Gedächtniskirche umziehen konnte. (In den späten 1930er Jahren litt die Familie dann wieder unter ökonomischen Schwierigkeiten, weshalb der Umzug in die Gegend um den Spittelmarkt notwendig wurde.)
Ab etwa 1919 wohnten die Carlés in der Rankestraße 25 in Berlin-Wilmersdorf. Nathan Moritz Carlé war zu jener Zeit im Rohproduktehandel tätig und beschäftigte sich mit dem An- und Verkauf von Tuchabfällen. Laut Hanna Loewy, einer Freundin von Hans, Charlotte und Alice Carlé aus Kindertagen, die später in Tel Aviv lebte, hatten die Carlés in der Rankestraße eine luxuriöse größere Wohnung. Sie „war mit guten Bildern, echten Teppichen, Kristall und schweren Möbeln, Klavier etc. eingerichtet.“ Auch nach Aussagen anderer Bekannter gab es hier viele wertvolle Antiquitäten, und offenbar war es vor allem Margarete Salomon, die diese Antiquitäten sammelte und pflegte. Als die Carlés die Wohnung aufgeben mussten, wurden die Einrichtungsgegenstände „zu Schleuderpreisen“ verkauft. Vom Erlös mussten Nathan Moritz und Margarete Carlé zum Teil ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Ab 1938 war die Familie Carlé in der Beuthstraße 10 (SW 68) gemeldet. Hier teilten sich die Eltern und ihre zwei Töchter eine 2-Zimmer-Wohnung, die spärlich eingerichtet war. Der Sohn Hans hatte den elterlichen Haushalt schon etliche Jahre zuvor verlassen. Laut einer Erklärung, die Nathan Moritz Carlé als Familienvorstand im Sommer 1942 ausfüllen musste, verfügten die Carlés über kein Vermögen, hatte aber auch keine Schulden. Vermutlich mussten die beiden Töchter Charlotte und Alice, die zu Zwangsarbeiten abkommandiert gewesen sein dürften und zusammen ein wöchentliches Einkommen von 50 RM hatten, die Eltern miternähren. Wo sie arbeiteten, ist aber nicht belegt. Margarete und Nathan Moritz Carlé bezogen keine Rente und waren nicht sozialversichert. Die Inventarliste der Wohnung, die am 14. September 1942 angelegt wurde, führte einige wenige Möbel im Wert von 484 RM auf, darunter ein Buffet, einen Ausziehtisch, vier Stühle, eine Standuhr, einen Teppich, ein Ölbild, einen Armleuchter und einen großen Spiegel.
Margarete und Nathan Moritz Carlé wurden am 12. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier starb Nathan Moritz Carlé am 11. Oktober 1942. Er war 70 Jahre alt geworden. Als Todesursache wurde ein Herzklappenfehler angegeben. Margarete Carlé überlebte ihren Mann nur um vier Monate. Sie verstarb am 9. Februar 1943, ebenfalls in Theresienstadt, im Alter von 71 Jahren. Die offizielle Todesursache lautete Gehirnschlag. Die Töchter Charlotte und Alice Carlé wurden Ende August 1943, ein halbes Jahr nachdem sie untergetaucht waren, in Berlin-Kladow von der Gestapo aufgegriffen und nach einem Verhör am 10. September 1943 mit dem „42. Transport“ nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich umgehend ermordet wurden.
Von der Familie Carlé überlebte nur der älteste Sohn Hans die Shoah. Er hatte sich in den 1920er-Jahren als Schauspieler einen Namen gemacht, verließ Deutschland jedoch schon im Herbst 1933. Nach drei Jahren, die er in den Niederlanden verbrachte, um in einem Werkdorf einen sogenannten Umschichtungskurs zu absolvieren, wanderte er nach Palästina aus. Am 23. Oktober 1936 heiratete er in Rischon leZion bei Tel Aviv die aus Deutschland stammende Frieda Sommer (1905–1998). Da Hans Carlé kein Hebräisch beherrschte und in der Folge seinen Beruf als Schauspieler nicht mehr ausüben konnte, versuchte er, seinen Lebensunterhalt durch wechselnde Tätigkeiten, so etwa als Tischler, zu bestreiten. Hanna Loewy und ihre Schwester Ruth Rosalie, die die Geschwister Carlé seit ihren Kindertagen aus Berlin kannten, teilten 1960 mit, es sei erschütternd gewesen, Hans Carlé in Tel Aviv als Straßenhändler für Würstchen wiederzusehen. Hans Carlé starb am 15. November 1950 im Alter von 51 Jahren an einem Herzleiden. Er wurde auf dem Friedhof Kiryat Shaul in Tel Aviv beigesetzt.