Gertrud Bender geb. Cohn

Verlegeort
Blumenthalstraße 22
Bezirk/Ortsteil
Tempelhof
Verlegedatum
23. Juni 2023
Geboren
01. Oktober 1895 in Stendal
Flucht
1937 Niederlande
Deportation
am 25. Mai 1943 nach Sobibor
Ermordet
28. Mai 1943

Gertrud Bender wurde am 1. Oktober 1895 als Gertrud Cohn in Stendal geboren. Über ihre Kindheit und Jugend wissen wir nichts, auch nicht, wann sie nach Berlin gekommen ist. Im Mai 1923 heiratete sie den aus Trier stammenden Kaufmann Rudolf Bender; es ist davon auszugehen, dass das Paar sich erst in Berlin kennenlernte. Laut der Heiratsurkunde ging Gertrud Bender zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit keinem Beruf nach. 1924 wurde die gemeinsame Tochter Lore geboren; zu diesem Zeitpunkt lebte Gertrud Bender mit ihrem Mann in der Linienstraße in Berlin-Mitte, wo er Direktor eine Papierfabrik im selben Haus war. Es ist anzunehmen, dass sie Hausfrau und Mutter war. 

Im Laufe der Zeit machte sich ihr Mann selbstständig und arbeitete in der Schwamm- und Lederindustrie, er scheint als Kaufmann tätig gewesen zu sein. Die Familie zog nach Kreuzberg in eine geräumige 5-Zimmer Wohnung in der Kreuzbergstraße. Doch scheint es im Zuge der Weltwirtschaftskrise  ökonomisch schlechter um die Einkünfte bestellt gewesen zu sein, denn im Jahre 1932 zogen sie in eine kleinere Wohnung in der Blumenthalstraße um. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten muss für die Benders, wie für alle Juden und Jüdinnen in Berlin, eine einschneidende Veränderung früherer Selbstverständlichkeiten bedeutet haben. Die schrittweise Entrechtung und zunehmende Verfolgung werden zu vielen Diskussionen zwischen den Eheleuten geführt haben, schlussendlich entschieden Gertrud Bender und ihr Ehemann, ihr zu Hause aufzugeben und in die Niederlande zu fliehen. Anfang 1937 zogen sie mit ihrer Tochter Lore nach Amsterdam-Zuid in die Waalstraat, wo sie für eine kurze Weile ein neues Zuhause fanden. Gertruds Mann Rudolf wurde wieder in der Lederindustrie tätig, ihre Tochter Lore begann eine Schneiderlehre, weil es für die eigentlich angestrebte höhere Ausbildung finanziell nicht reichte. Lore schreibt später, dass ihr sehr geringer Lohn die Haushaltskasse der Eltern kaum bereicherte. So ist davon auszugehen, dass auch Gertrud einer Beschäftigung in Amsterdam nachging, damit die Familie über die Runden kam. 
Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht veränderte sich im Mai 1940 das Leben der Benders abermals. Die antisemitische Politik der Nationalsozialisten wurde auch in den Niederlanden in aller Schärfe umgesetzt.  In der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1942 wurden Gertrud und Rudolf Bender verhaftet und in das KZ Westerbork verschleppt. Ihre Tochter Lore wurde vorerst nicht mitgenommen, wurde dann aber am 19. Januar 1943 von der Gestapo verhaftet und im Lager Vught interniert. 

Gertrud Bender wurde am 25. Mai 1943 in das KZ Sobibor deportiert und dort am 28. Mai 1943 ermordet. Ihr Mann Rudolf erlitt dasselbe Schicksal. Ihre Tochter Lore erlitt eine Odyssee durch neun Lager, bevor sie kurz vor Kriegende nahe Hamburg befreit wurde.