Rudolf Bender

Verlegeort
Blumenthalstraße 22
Bezirk/Ortsteil
Tempelhof
Verlegedatum
23. Juni 2023
Geboren
06. März 1888 in Trier
Flucht
1937 Niederlande
Deportation
am 25. Mai 1943 nach Sobibor
Ermordet
28. Mai 1943 in Sobibor

Rudolf Bender wurde am 6. März 1888 in Trier geboren. Offenbar ging er als junger Mann nach Berlin und lernte eine junge Frau namens Gertrud Cohn kennen – die beiden heirateten. Wie viele andere jüdische Männer diente Rudolf Bender als Soldat im 1. Weltkrieg, in dessen Verlauf er mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Im Jahr 1924 wurde seine Tochter Lore geboren, er wohnte in dieser Zeit mit seiner Frau in der Linienstraße in Berlin-Mitte, wo er Direktor einer Papierfabrik im selben Haus war. 1928 zog er mit seiner Familie in die Kreuzbergstraße in Berlin-Kreuzberg. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 scheint sich die ökonomische Lage der Benders verschlechtert zu haben. In den Berliner Adressbüchern ist hinter seinem Namen ‚Fensterleder‘ angegeben – ein Hinweis darauf, dass er möglicherweise damit handelte. Seine Tochter gab später an, dass er sich selbstständig gemacht hatte. War Rudolf Bender 1929 – 1931 noch in einer Wohnung in der Kreuzbergstraße gemeldet, von der seine Tochter später schrieb, dass sie geräumig und groß angelegt war, ist die Familie ab 1932 in der Hagelbergerstraße gemeldet, wo sie aber offenbar nur kurz lebte, um dann im Oktober 1932 in die Blumenthalstraße 22 zu ziehen. 

Als die Situation für die Familie Bender nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland nicht mehr auszuhalten war, flohen sie im Januar 1937 nach Amsterdam, wo sie in Amsterdam-Zuid, wo viele andere aus Deutschland Vertriebene lebten, in der Waalstraat eine neue Bleibe fanden. Dort konnte Rudolf Bender eine neue Anstellung in der Schwamm- und Lederindustrie finden. Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffte er es, für seine Familie in einem fremden Land unter schwierigen Bedingungen eine neue Existenz aufzubauen. 

Allerdings sollte diese durch die Besatzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht abermals und diesmal endgültig zerstört werden. In der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1942 wurden Rudolf Bender und seine Frau Gertrud verhaftet und in das KZ Westerbork verschleppt. Ihre Tochter Lore wurde vorerst nicht mitgenommen, wurde dann aber am 19. Januar 1943 von der Gestapo verhaftet und im Lager Vught interniert. 

Rudolf Bender wurde am 25. Mai 1943 im Alter von 55 Jahren in das KZ Sobibor deportiert und dort am 28. Mai 1943 ermordet. Seine Frau Gertrud erlitt dasselbe Schicksal. Ihre Tochter Lore erlitt eine Odyssee durch neun Lager, bevor sie kurz vor Kriegsende nahe Hamburg befreit wurde.